angstvoll in mir aufsteigen sonst? -- Gewitter sinds die über mich hinstürzen und alle blühende Kraft nie¬ derdrücken, und das Gewölk hängt schwer über mir, und das Herz arbeitet und glüht und möcht sich Luft machen und zückt; denn sonst könnt ich nicht so schmerzvolle Augenblicke haben und immer so schwere Gedanken über Dich. Aber es ist auch traurig, heut erhalt ich erst Nachricht von der Claudine daß Du sie beauftragt hattest mir Deine Abwesenheit von Frank¬ furt zu schreiben, und daß Du bei der kranken Schwe¬ ster bist. Mein Herz ist der brausende Brunnen, ein paar Tropfen Öl besänftigen ihn ja, ich war ganz ver¬ kehrt, ich erwache vom bösen Traum. Ach Gott sei Dank daß es anders ist. -- Ich bin noch niedergeschla¬ gen und seh die Träume unwillig dahin ziehen am dü¬ stern Tag, sie hätten mich wohl länger gepeinigt. -- Wie Du auch meine Briefe aufnehmen magst, ich will Dich der Mühe überheben mich darüber zurecht zu weisen, und wills alles vor Dir aussprechen was ich von mir denk. Ich hab Dir eine Reihe von Briefen geschrieben ich weiß nicht mehr was; -- sollt ich mir Rechenschaft geben was ich damit wollte, enthielten sie selber eine Rechenschaft meines Seelenlebens? -- ist ein einziger früherer Vorsatz drinn nur berührt? -- ist mir nicht alles fern abgeschwunden was ich mir als heilig
angſtvoll in mir aufſteigen ſonſt? — Gewitter ſinds die über mich hinſtürzen und alle blühende Kraft nie¬ derdrücken, und das Gewölk hängt ſchwer über mir, und das Herz arbeitet und glüht und möcht ſich Luft machen und zückt; denn ſonſt könnt ich nicht ſo ſchmerzvolle Augenblicke haben und immer ſo ſchwere Gedanken über Dich. Aber es iſt auch traurig, heut erhalt ich erſt Nachricht von der Claudine daß Du ſie beauftragt hatteſt mir Deine Abweſenheit von Frank¬ furt zu ſchreiben, und daß Du bei der kranken Schwe¬ ſter biſt. Mein Herz iſt der brauſende Brunnen, ein paar Tropfen Öl beſänftigen ihn ja, ich war ganz ver¬ kehrt, ich erwache vom böſen Traum. Ach Gott ſei Dank daß es anders iſt. — Ich bin noch niedergeſchla¬ gen und ſeh die Träume unwillig dahin ziehen am dü¬ ſtern Tag, ſie hätten mich wohl länger gepeinigt. — Wie Du auch meine Briefe aufnehmen magſt, ich will Dich der Mühe überheben mich darüber zurecht zu weiſen, und wills alles vor Dir ausſprechen was ich von mir denk. Ich hab Dir eine Reihe von Briefen geſchrieben ich weiß nicht mehr was; — ſollt ich mir Rechenſchaft geben was ich damit wollte, enthielten ſie ſelber eine Rechenſchaft meines Seelenlebens? — iſt ein einziger früherer Vorſatz drinn nur berührt? — iſt mir nicht alles fern abgeſchwunden was ich mir als heilig
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0280"n="266"/>
angſtvoll in mir aufſteigen ſonſt? — Gewitter ſinds<lb/>
die über mich hinſtürzen und alle blühende Kraft nie¬<lb/>
derdrücken, und das Gewölk hängt ſchwer über mir,<lb/>
und das Herz arbeitet und glüht und möcht ſich Luft<lb/>
machen und zückt; denn ſonſt könnt ich nicht ſo<lb/>ſchmerzvolle Augenblicke haben und immer ſo ſchwere<lb/>
Gedanken über Dich. Aber es iſt auch traurig, heut<lb/>
erhalt ich erſt Nachricht von der Claudine daß Du ſie<lb/>
beauftragt hatteſt mir Deine Abweſenheit von Frank¬<lb/>
furt zu ſchreiben, und daß Du bei der kranken Schwe¬<lb/>ſter biſt. Mein Herz iſt der brauſende Brunnen, ein<lb/>
paar Tropfen Öl beſänftigen ihn ja, ich war ganz ver¬<lb/>
kehrt, ich erwache vom böſen Traum. Ach Gott ſei<lb/>
Dank daß es anders iſt. — Ich bin noch niedergeſchla¬<lb/>
gen und ſeh die Träume unwillig dahin ziehen am dü¬<lb/>ſtern Tag, ſie hätten mich wohl länger gepeinigt.<lb/>— Wie Du auch meine Briefe aufnehmen magſt, ich<lb/>
will Dich der Mühe überheben mich darüber zurecht zu<lb/>
weiſen, und wills alles vor Dir ausſprechen was ich<lb/>
von mir denk. Ich hab Dir eine Reihe von Briefen<lb/>
geſchrieben ich weiß nicht mehr was; —ſollt ich mir<lb/>
Rechenſchaft geben was ich damit wollte, enthielten ſie<lb/>ſelber eine Rechenſchaft meines Seelenlebens? — iſt ein<lb/>
einziger früherer Vorſatz drinn nur berührt? — iſt mir<lb/>
nicht alles fern abgeſchwunden was ich mir als heilig<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[266/0280]
angſtvoll in mir aufſteigen ſonſt? — Gewitter ſinds
die über mich hinſtürzen und alle blühende Kraft nie¬
derdrücken, und das Gewölk hängt ſchwer über mir,
und das Herz arbeitet und glüht und möcht ſich Luft
machen und zückt; denn ſonſt könnt ich nicht ſo
ſchmerzvolle Augenblicke haben und immer ſo ſchwere
Gedanken über Dich. Aber es iſt auch traurig, heut
erhalt ich erſt Nachricht von der Claudine daß Du ſie
beauftragt hatteſt mir Deine Abweſenheit von Frank¬
furt zu ſchreiben, und daß Du bei der kranken Schwe¬
ſter biſt. Mein Herz iſt der brauſende Brunnen, ein
paar Tropfen Öl beſänftigen ihn ja, ich war ganz ver¬
kehrt, ich erwache vom böſen Traum. Ach Gott ſei
Dank daß es anders iſt. — Ich bin noch niedergeſchla¬
gen und ſeh die Träume unwillig dahin ziehen am dü¬
ſtern Tag, ſie hätten mich wohl länger gepeinigt.
— Wie Du auch meine Briefe aufnehmen magſt, ich
will Dich der Mühe überheben mich darüber zurecht zu
weiſen, und wills alles vor Dir ausſprechen was ich
von mir denk. Ich hab Dir eine Reihe von Briefen
geſchrieben ich weiß nicht mehr was; — ſollt ich mir
Rechenſchaft geben was ich damit wollte, enthielten ſie
ſelber eine Rechenſchaft meines Seelenlebens? — iſt ein
einziger früherer Vorſatz drinn nur berührt? — iſt mir
nicht alles fern abgeſchwunden was ich mir als heilig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/280>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.