Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

pfindung aus und ein inneres Streben zum Höheren,
zum bemächtigen gewaltigerer Fähigkeiten begleitet den
rhythmischen Gang, ja wird von ihm geleitet ich habs
erfahren: Bei meinem Saitenspiele segnet der
Sterne Heer
, die ewigen Gefühle. --

Und so wahr ists daß aller Geist sinnliche Musik
ist, daß wie in der Harmonie jedes Bewegen eines Tons
neue Wege öffnet, oder wenn ich in andern Beziehungen
nur augenblicklich vorempfinde, so dringt die Harmonie
wie durch neu geöffnete Bahn mächtig ein, so ist im
Geist, jedes Vorempfinden eines inneren Zusammenhangs
mit ferner liegendem, ein ewiger Harmonieenwechsel, und
die Melodie der Gedanken weicht aus den engeren
Schranken zu höherer Anschauung. Die ewigen Ge¬
fühle heben mich hoch und hehr aus irdischem

Gewühle. --

Und so ist alles was unabweisbare Wahrheit ist,
in ewig wechselnder Lebensbewegung, -- und ich fürcht
mich vor dem Denken so allein. -- Wenn wir beisam¬
men wären! da theilen wir uns, und durch Dein Be¬
greifen giebst Du meinem Geist die Fassung, der muß
nach dem sich richten, und dann hab ich auch Ruhe
und Versichrung im Geist daß ich mich ausdrücken

pfindung aus und ein inneres Streben zum Höheren,
zum bemächtigen gewaltigerer Fähigkeiten begleitet den
rhythmiſchen Gang, ja wird von ihm geleitet ich habs
erfahren: Bei meinem Saitenſpiele ſegnet der
Sterne Heer
, die ewigen Gefühle. —

Und ſo wahr iſts daß aller Geiſt ſinnliche Muſik
iſt, daß wie in der Harmonie jedes Bewegen eines Tons
neue Wege öffnet, oder wenn ich in andern Beziehungen
nur augenblicklich vorempfinde, ſo dringt die Harmonie
wie durch neu geöffnete Bahn mächtig ein, ſo iſt im
Geiſt, jedes Vorempfinden eines inneren Zuſammenhangs
mit ferner liegendem, ein ewiger Harmonieenwechſel, und
die Melodie der Gedanken weicht aus den engeren
Schranken zu höherer Anſchauung. Die ewigen Ge¬
fühle heben mich hoch und hehr aus irdiſchem

Gewühle. —

Und ſo iſt alles was unabweisbare Wahrheit iſt,
in ewig wechſelnder Lebensbewegung, — und ich fürcht
mich vor dem Denken ſo allein. — Wenn wir beiſam¬
men wären! da theilen wir uns, und durch Dein Be¬
greifen giebſt Du meinem Geiſt die Faſſung, der muß
nach dem ſich richten, und dann hab ich auch Ruhe
und Verſichrung im Geiſt daß ich mich ausdrücken

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0028" n="14"/>
pfindung aus und ein inneres Streben zum Höheren,<lb/>
zum bemächtigen gewaltigerer Fähigkeiten begleitet den<lb/>
rhythmi&#x017F;chen Gang, ja wird von ihm geleitet ich habs<lb/>
erfahren: <hi rendition="#g">Bei meinem Saiten&#x017F;piele &#x017F;egnet der<lb/>
Sterne Heer</hi>, <hi rendition="#g">die ewigen Gefühle</hi>. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Und &#x017F;o wahr i&#x017F;ts daß aller Gei&#x017F;t &#x017F;innliche Mu&#x017F;ik<lb/>
i&#x017F;t, daß wie in der Harmonie jedes Bewegen eines Tons<lb/>
neue Wege öffnet, oder wenn ich in andern Beziehungen<lb/>
nur augenblicklich vorempfinde, &#x017F;o dringt die Harmonie<lb/>
wie durch neu geöffnete Bahn mächtig ein, &#x017F;o i&#x017F;t im<lb/>
Gei&#x017F;t, jedes Vorempfinden eines inneren Zu&#x017F;ammenhangs<lb/>
mit ferner liegendem, ein ewiger Harmonieenwech&#x017F;el, und<lb/>
die Melodie der Gedanken weicht aus den engeren<lb/>
Schranken zu höherer An&#x017F;chauung. <hi rendition="#g">Die ewigen Ge¬<lb/>
fühle heben mich hoch und hehr aus irdi&#x017F;chem</hi><lb/>
Gewühle. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Und &#x017F;o i&#x017F;t alles was unabweisbare Wahrheit i&#x017F;t,<lb/>
in ewig wech&#x017F;elnder Lebensbewegung, &#x2014; und ich fürcht<lb/>
mich vor dem Denken &#x017F;o allein. &#x2014; Wenn wir bei&#x017F;am¬<lb/>
men wären! da theilen wir uns, und durch Dein Be¬<lb/>
greifen gieb&#x017F;t Du meinem Gei&#x017F;t die Fa&#x017F;&#x017F;ung, der muß<lb/>
nach dem &#x017F;ich richten, und dann hab ich auch Ruhe<lb/>
und Ver&#x017F;ichrung im Gei&#x017F;t daß ich mich ausdrücken<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0028] pfindung aus und ein inneres Streben zum Höheren, zum bemächtigen gewaltigerer Fähigkeiten begleitet den rhythmiſchen Gang, ja wird von ihm geleitet ich habs erfahren: Bei meinem Saitenſpiele ſegnet der Sterne Heer, die ewigen Gefühle. — Und ſo wahr iſts daß aller Geiſt ſinnliche Muſik iſt, daß wie in der Harmonie jedes Bewegen eines Tons neue Wege öffnet, oder wenn ich in andern Beziehungen nur augenblicklich vorempfinde, ſo dringt die Harmonie wie durch neu geöffnete Bahn mächtig ein, ſo iſt im Geiſt, jedes Vorempfinden eines inneren Zuſammenhangs mit ferner liegendem, ein ewiger Harmonieenwechſel, und die Melodie der Gedanken weicht aus den engeren Schranken zu höherer Anſchauung. Die ewigen Ge¬ fühle heben mich hoch und hehr aus irdiſchem Gewühle. — Und ſo iſt alles was unabweisbare Wahrheit iſt, in ewig wechſelnder Lebensbewegung, — und ich fürcht mich vor dem Denken ſo allein. — Wenn wir beiſam¬ men wären! da theilen wir uns, und durch Dein Be¬ greifen giebſt Du meinem Geiſt die Faſſung, der muß nach dem ſich richten, und dann hab ich auch Ruhe und Verſichrung im Geiſt daß ich mich ausdrücken

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/28
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/28>, abgerufen am 25.11.2024.