niederbeugte! -- O nein, schon wegen der Jugend heili¬ gem Recht in Fülle den Strom auszubrausen, möcht ich im eignen Busen die ewige heitere Lebenskraft nicht ablenken. -- Sieh, junge Günderode, Deine Jugend ist die des heutigen Tages, Mitternacht hats bekräftigt, die Sterne mahnen Dich und verheißen Dir daß Du ihnen Deinen Geist sollst zuströmen, die auffahren voll ju¬ belndem Feuer in Chören ihre Begeistrungslieder herüber¬ jauchzen ins neue Jahr! -- sie begrüßen Deine Zeit! -- daß sie Deiner Begeistrung geboren sind, das macht die junge Herzen jauchzen, o verlasse die Deinen nicht und mich nicht mit ihnen; verlasse Dich auf den Genius daß er auf¬ recht stehe in Dir und groß walte zwischen Geist und Seele.
Was könnte Dich doch verzagen machen? -- sieh doch wie viel Leben verdirbt, aber doch ists nur schein¬ bar, es steht mit verschwisterten Gewalten wieder auf und versuchts von neuem. Aber das muß nicht sein daß Du Dich aus ihren Reihen loskettest, denn alle ge¬ hören einander, und das muß Dich nicht traurig machen daß manches was sie als Tugend preisen nur glänzende Fehler sind. Ist doch oft auch Tugend was Fehler ist.
Ich mag diesen Brief nicht schicken; ich bin nicht zu entschuldigen, schiebs aufs Wetter in meiner Brust. Es ist Gewitterzeit in mir, wie konnt es so
II. 12
niederbeugte! — O nein, ſchon wegen der Jugend heili¬ gem Recht in Fülle den Strom auszubrauſen, möcht ich im eignen Buſen die ewige heitere Lebenskraft nicht ablenken. — Sieh, junge Günderode, Deine Jugend iſt die des heutigen Tages, Mitternacht hats bekräftigt, die Sterne mahnen Dich und verheißen Dir daß Du ihnen Deinen Geiſt ſollſt zuſtrömen, die auffahren voll ju¬ belndem Feuer in Chören ihre Begeiſtrungslieder herüber¬ jauchzen ins neue Jahr! — ſie begrüßen Deine Zeit! — daß ſie Deiner Begeiſtrung geboren ſind, das macht die junge Herzen jauchzen, o verlaſſe die Deinen nicht und mich nicht mit ihnen; verlaſſe Dich auf den Genius daß er auf¬ recht ſtehe in Dir und groß walte zwiſchen Geiſt und Seele.
Was könnte Dich doch verzagen machen? — ſieh doch wie viel Leben verdirbt, aber doch iſts nur ſchein¬ bar, es ſteht mit verſchwiſterten Gewalten wieder auf und verſuchts von neuem. Aber das muß nicht ſein daß Du Dich aus ihren Reihen losketteſt, denn alle ge¬ hören einander, und das muß Dich nicht traurig machen daß manches was ſie als Tugend preiſen nur glänzende Fehler ſind. Iſt doch oft auch Tugend was Fehler iſt.
Ich mag dieſen Brief nicht ſchicken; ich bin nicht zu entſchuldigen, ſchiebs aufs Wetter in meiner Bruſt. Es iſt Gewitterzeit in mir, wie konnt es ſo
II. 12
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niederbeugte! — O nein, ſchon wegen der Jugend heili¬
gem Recht in Fülle den Strom auszubrauſen, möcht
ich im eignen Buſen die ewige heitere Lebenskraft nicht
ablenken. — Sieh, junge Günderode, Deine Jugend iſt
die des heutigen Tages, Mitternacht hats bekräftigt, die
Sterne mahnen Dich und verheißen Dir daß Du ihnen
Deinen Geiſt ſollſt zuſtrömen, die auffahren voll ju¬
belndem Feuer in Chören ihre Begeiſtrungslieder herüber¬
jauchzen ins neue Jahr! — ſie begrüßen Deine Zeit! —
daß ſie Deiner Begeiſtrung geboren ſind, das macht die
junge Herzen jauchzen, o verlaſſe die Deinen nicht und mich
nicht mit ihnen; verlaſſe Dich auf den Genius daß er auf¬
recht ſtehe in Dir und groß walte zwiſchen Geiſt und Seele.
Was könnte Dich doch verzagen machen? — ſieh
doch wie viel Leben verdirbt, aber doch iſts nur ſchein¬
bar, es ſteht mit verſchwiſterten Gewalten wieder auf
und verſuchts von neuem. Aber das muß nicht ſein
daß Du Dich aus ihren Reihen losketteſt, denn alle ge¬
hören einander, und das muß Dich nicht traurig machen
daß manches was ſie als Tugend preiſen nur glänzende
Fehler ſind. Iſt doch oft auch Tugend was Fehler iſt.
Ich mag dieſen Brief nicht ſchicken; ich bin nicht
zu entſchuldigen, ſchiebs aufs Wetter in meiner
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II. 12
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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