Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

gesprochen hab, denn ich kann auch nicht gut von an¬
derem sprechen, weil ich doch immer dran denk ob ich
bald einen Brief von Dir krieg. -- Was soll ich noch
von ihm erzählen, er hat eine eigne Art, es scheint nur
Bescheidenheit, aber man fühlt daß es Herablassung ist
und Güte; ich möcht Dir auch gern noch manches von
ihm sagen, aber weil ich gar nichts weiß von Dir, das
bricht mir den Muth, ich weiß ja nicht einmal ob Du
es mit Antheil liest. -- Er sagte mir daß er bis nach
den Feiertagen bis nach Neujahr eine kleine Reise zu den
Seinigen machen wolle, weil seine Schüler alle fort sind.
Es ist eine Reise von acht Meilen -- bei Butzbach,--
den Weg macht er zu Fuß in dem Wetter, -- es ist
hier ein Sausen davon hat man in der Stadt keinen
Begriff; auf dem Thurm kommt allerlei Gezweig vom
Wald oder von unten aus der Allee angeflogen. Ge¬
stern setzte ich mich gleich an den Boden nieder um
nicht davon getragen zu werden. --

Ich fürchte mich für den Ephraim, oder ich wollt ich
könnt mit ihm gehen, -- so ein Stock in der Hand, und
immer vorwärts geschritten, in neue Lande wo andre Luft
weht, andre Bäume blühen, -- jetzt hats aber noch eine
Weile Zeit damit; -- so -- ruhig sprechend -- mit einem
Weisen aus Morgenland. -- Ich bin von Natur so neu¬

geſprochen hab, denn ich kann auch nicht gut von an¬
derem ſprechen, weil ich doch immer dran denk ob ich
bald einen Brief von Dir krieg. — Was ſoll ich noch
von ihm erzählen, er hat eine eigne Art, es ſcheint nur
Beſcheidenheit, aber man fühlt daß es Herablaſſung iſt
und Güte; ich möcht Dir auch gern noch manches von
ihm ſagen, aber weil ich gar nichts weiß von Dir, das
bricht mir den Muth, ich weiß ja nicht einmal ob Du
es mit Antheil lieſt. — Er ſagte mir daß er bis nach
den Feiertagen bis nach Neujahr eine kleine Reiſe zu den
Seinigen machen wolle, weil ſeine Schüler alle fort ſind.
Es iſt eine Reiſe von acht Meilen — bei Butzbach,—
den Weg macht er zu Fuß in dem Wetter, — es iſt
hier ein Sauſen davon hat man in der Stadt keinen
Begriff; auf dem Thurm kommt allerlei Gezweig vom
Wald oder von unten aus der Allee angeflogen. Ge¬
ſtern ſetzte ich mich gleich an den Boden nieder um
nicht davon getragen zu werden. —

Ich fürchte mich für den Ephraim, oder ich wollt ich
könnt mit ihm gehen, — ſo ein Stock in der Hand, und
immer vorwärts geſchritten, in neue Lande wo andre Luft
weht, andre Bäume blühen, — jetzt hats aber noch eine
Weile Zeit damit; — ſo — ruhig ſprechend — mit einem
Weiſen aus Morgenland. — Ich bin von Natur ſo neu¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0266" n="252"/>
ge&#x017F;prochen hab, denn ich kann auch nicht gut von an¬<lb/>
derem &#x017F;prechen, weil ich doch immer dran denk ob ich<lb/>
bald einen Brief von Dir krieg. &#x2014; Was &#x017F;oll ich noch<lb/>
von ihm erzählen, er hat eine eigne Art, es &#x017F;cheint nur<lb/>
Be&#x017F;cheidenheit, aber man fühlt daß es Herabla&#x017F;&#x017F;ung i&#x017F;t<lb/>
und Güte; ich möcht Dir auch gern noch manches von<lb/>
ihm &#x017F;agen, aber weil ich gar nichts weiß von Dir, das<lb/>
bricht mir den Muth, ich weiß ja nicht einmal ob Du<lb/>
es mit Antheil lie&#x017F;t. &#x2014; Er &#x017F;agte mir daß er bis nach<lb/>
den Feiertagen bis nach Neujahr eine kleine Rei&#x017F;e zu den<lb/>
Seinigen machen wolle, weil &#x017F;eine Schüler alle fort &#x017F;ind.<lb/>
Es i&#x017F;t eine Rei&#x017F;e von acht Meilen &#x2014; bei Butzbach,&#x2014;<lb/>
den Weg macht er zu Fuß in dem Wetter, &#x2014; es i&#x017F;t<lb/>
hier ein Sau&#x017F;en davon hat man in der Stadt keinen<lb/>
Begriff; auf dem Thurm kommt allerlei Gezweig vom<lb/>
Wald oder von unten aus der Allee angeflogen. Ge¬<lb/>
&#x017F;tern &#x017F;etzte ich mich gleich an den Boden nieder um<lb/>
nicht davon getragen zu werden. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ich fürchte mich für den Ephraim, oder ich wollt ich<lb/>
könnt mit ihm gehen, &#x2014; &#x017F;o ein Stock in der Hand, und<lb/>
immer vorwärts ge&#x017F;chritten, in neue Lande wo andre Luft<lb/>
weht, andre Bäume blühen, &#x2014; jetzt hats aber noch eine<lb/>
Weile Zeit damit; &#x2014; &#x017F;o &#x2014; ruhig &#x017F;prechend &#x2014; mit einem<lb/>
Wei&#x017F;en aus Morgenland. &#x2014; Ich bin von Natur &#x017F;o neu¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0266] geſprochen hab, denn ich kann auch nicht gut von an¬ derem ſprechen, weil ich doch immer dran denk ob ich bald einen Brief von Dir krieg. — Was ſoll ich noch von ihm erzählen, er hat eine eigne Art, es ſcheint nur Beſcheidenheit, aber man fühlt daß es Herablaſſung iſt und Güte; ich möcht Dir auch gern noch manches von ihm ſagen, aber weil ich gar nichts weiß von Dir, das bricht mir den Muth, ich weiß ja nicht einmal ob Du es mit Antheil lieſt. — Er ſagte mir daß er bis nach den Feiertagen bis nach Neujahr eine kleine Reiſe zu den Seinigen machen wolle, weil ſeine Schüler alle fort ſind. Es iſt eine Reiſe von acht Meilen — bei Butzbach,— den Weg macht er zu Fuß in dem Wetter, — es iſt hier ein Sauſen davon hat man in der Stadt keinen Begriff; auf dem Thurm kommt allerlei Gezweig vom Wald oder von unten aus der Allee angeflogen. Ge¬ ſtern ſetzte ich mich gleich an den Boden nieder um nicht davon getragen zu werden. — Ich fürchte mich für den Ephraim, oder ich wollt ich könnt mit ihm gehen, — ſo ein Stock in der Hand, und immer vorwärts geſchritten, in neue Lande wo andre Luft weht, andre Bäume blühen, — jetzt hats aber noch eine Weile Zeit damit; — ſo — ruhig ſprechend — mit einem Weiſen aus Morgenland. — Ich bin von Natur ſo neu¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/266
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/266>, abgerufen am 24.11.2024.