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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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warst eingeschlafen grade -- einen Augenblick. -- Ja ich
auch schlaf gern wo es grad mir am seligsten ist, da
ist immer die Ruhe über mir, als wäre Seligkeit nur
eine Wiege und schaukelte die Seele und wiegte sie aus
einem Traum in den andern hin und her, wo es schön
und schöner wär. -- Ich dachte da, es war ein köstlich
Wohlgefühl in mir und betete es vor Gott, ich wollte
nicht glücklicher sein in der ganzen Fülle der Welt als
so wie es uns beiden da bescheert war, und ich fühlte
mich so gestärkt und knüpfte mich getreuer an Dich. --
Und gelobte mir meinen Geist waffenfähig zu machen,
und da gingen in Eile viele große kühne Thaten vor
mir vorüber, die ich all im Geist entschieden hatte, und
da war ich so heiß einen Augenblick vor raschem Le¬
bensentschluß und reiner Begeistrung. Und daher hab ich
verstanden was Du in Deinem Brief sagst von dem
einfachen Phänomen, wo tragische Momente uns durch
die Seele gehen die sich ein Bild unsrer Lebensgeschichte
auffangen, und wo die Umstände sich so ketten daß man
ein Tiefschmerzendes, oder Hocherhebendes, im Geist mit
erlebt. -- Mein Gefühl aber war nicht tragisch, es war
glorreich, es war jublend, überall war ich Sieger; -- ja
recht wie ein Adler der sich aufschwingt über den Erden¬
ballast von allen Geschicken und der nur fliegen will.

warſt eingeſchlafen grade — einen Augenblick. — Ja ich
auch ſchlaf gern wo es grad mir am ſeligſten iſt, da
iſt immer die Ruhe über mir, als wäre Seligkeit nur
eine Wiege und ſchaukelte die Seele und wiegte ſie aus
einem Traum in den andern hin und her, wo es ſchön
und ſchöner wär. — Ich dachte da, es war ein köſtlich
Wohlgefühl in mir und betete es vor Gott, ich wollte
nicht glücklicher ſein in der ganzen Fülle der Welt als
ſo wie es uns beiden da beſcheert war, und ich fühlte
mich ſo geſtärkt und knüpfte mich getreuer an Dich. —
Und gelobte mir meinen Geiſt waffenfähig zu machen,
und da gingen in Eile viele große kühne Thaten vor
mir vorüber, die ich all im Geiſt entſchieden hatte, und
da war ich ſo heiß einen Augenblick vor raſchem Le¬
bensentſchluß und reiner Begeiſtrung. Und daher hab ich
verſtanden was Du in Deinem Brief ſagſt von dem
einfachen Phänomen, wo tragiſche Momente uns durch
die Seele gehen die ſich ein Bild unſrer Lebensgeſchichte
auffangen, und wo die Umſtände ſich ſo ketten daß man
ein Tiefſchmerzendes, oder Hocherhebendes, im Geiſt mit
erlebt. — Mein Gefühl aber war nicht tragiſch, es war
glorreich, es war jublend, überall war ich Sieger; — ja
recht wie ein Adler der ſich aufſchwingt über den Erden¬
ballaſt von allen Geſchicken und der nur fliegen will.

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[248/0262] warſt eingeſchlafen grade — einen Augenblick. — Ja ich auch ſchlaf gern wo es grad mir am ſeligſten iſt, da iſt immer die Ruhe über mir, als wäre Seligkeit nur eine Wiege und ſchaukelte die Seele und wiegte ſie aus einem Traum in den andern hin und her, wo es ſchön und ſchöner wär. — Ich dachte da, es war ein köſtlich Wohlgefühl in mir und betete es vor Gott, ich wollte nicht glücklicher ſein in der ganzen Fülle der Welt als ſo wie es uns beiden da beſcheert war, und ich fühlte mich ſo geſtärkt und knüpfte mich getreuer an Dich. — Und gelobte mir meinen Geiſt waffenfähig zu machen, und da gingen in Eile viele große kühne Thaten vor mir vorüber, die ich all im Geiſt entſchieden hatte, und da war ich ſo heiß einen Augenblick vor raſchem Le¬ bensentſchluß und reiner Begeiſtrung. Und daher hab ich verſtanden was Du in Deinem Brief ſagſt von dem einfachen Phänomen, wo tragiſche Momente uns durch die Seele gehen die ſich ein Bild unſrer Lebensgeſchichte auffangen, und wo die Umſtände ſich ſo ketten daß man ein Tiefſchmerzendes, oder Hocherhebendes, im Geiſt mit erlebt. — Mein Gefühl aber war nicht tragiſch, es war glorreich, es war jublend, überall war ich Sieger; — ja recht wie ein Adler der ſich aufſchwingt über den Erden¬ ballaſt von allen Geſchicken und der nur fliegen will.

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/262>, abgerufen am 24.11.2024.