ist im Alter? -- wenn es ein Aufbau ein Übereinan¬ derthürmen rumpliger Vorurtheile geworden, durch das die heilige Anlage der Jugend nicht mehr durch¬ dringt, aber wo der Geist durch alles gehäufte Elend des Philisterthums, dieser ganz unwahren aber wirklichen Wahnwelt, durchdringt zur Himmelsfreiheit zum Äther und dort aufblüht, da ist Alter nur das kräftigste Le¬ benszeichen der Ewigkeit. -- Mir scheinen alle Menschen um mich wie Nichts, oder doch eine geringe und unzu¬ verlässige Gattung von Naturen, eben weil der Geist nicht in ihnen liegt die höchste Blüthe im Alter zu er¬ reichen, -- eine zernagte Blüthe. -- -- Aber der Ephraim deucht mir eine vollkommne Geistesblüthe die jetzt im Frühlingsregen steht; die Tage sind lau, aber trüb, -- aber die Ahnung ist voll himmlischem Jugendreiz, die andern fühlen und sehen ihn nicht, wo steht aber auch je ein Philister bei der knospenden Zeit still, voll Schauer, voll Gebet zur erwachenden Blüthe? --
Was wars also mit Deinem früh sterben wollen? -- wem zu gefallen willst Du das? -- Dir selbst zu Lieb? -- also rechnest Du die scharlachne Kaiserbahn für Deine Jugendblüthe, blos weil sie so glanzvoll schimmert, aber sieh doch, die Welt achtet sie ja nicht, sie zerreißt sie in
iſt im Alter? — wenn es ein Aufbau ein Übereinan¬ derthürmen rumpliger Vorurtheile geworden, durch das die heilige Anlage der Jugend nicht mehr durch¬ dringt, aber wo der Geiſt durch alles gehäufte Elend des Philiſterthums, dieſer ganz unwahren aber wirklichen Wahnwelt, durchdringt zur Himmelsfreiheit zum Äther und dort aufblüht, da iſt Alter nur das kräftigſte Le¬ benszeichen der Ewigkeit. — Mir ſcheinen alle Menſchen um mich wie Nichts, oder doch eine geringe und unzu¬ verläſſige Gattung von Naturen, eben weil der Geiſt nicht in ihnen liegt die höchſte Blüthe im Alter zu er¬ reichen, — eine zernagte Blüthe. — — Aber der Ephraim deucht mir eine vollkommne Geiſtesblüthe die jetzt im Frühlingsregen ſteht; die Tage ſind lau, aber trüb, — aber die Ahnung iſt voll himmliſchem Jugendreiz, die andern fühlen und ſehen ihn nicht, wo ſteht aber auch je ein Philiſter bei der knoſpenden Zeit ſtill, voll Schauer, voll Gebet zur erwachenden Blüthe? —
Was wars alſo mit Deinem früh ſterben wollen? — wem zu gefallen willſt Du das? — Dir ſelbſt zu Lieb? — alſo rechneſt Du die ſcharlachne Kaiſerbahn für Deine Jugendblüthe, blos weil ſie ſo glanzvoll ſchimmert, aber ſieh doch, die Welt achtet ſie ja nicht, ſie zerreißt ſie in
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iſt im Alter? — wenn es ein Aufbau ein Übereinan¬
derthürmen rumpliger Vorurtheile geworden, durch
das die heilige Anlage der Jugend nicht mehr durch¬
dringt, aber wo der Geiſt durch alles gehäufte Elend
des Philiſterthums, dieſer ganz unwahren aber wirklichen
Wahnwelt, durchdringt zur Himmelsfreiheit zum Äther
und dort aufblüht, da iſt Alter nur das kräftigſte Le¬
benszeichen der Ewigkeit. — Mir ſcheinen alle Menſchen
um mich wie Nichts, oder doch eine geringe und unzu¬
verläſſige Gattung von Naturen, eben weil der Geiſt
nicht in ihnen liegt die höchſte Blüthe im Alter zu er¬
reichen, — eine zernagte Blüthe. — — Aber der Ephraim
deucht mir eine vollkommne Geiſtesblüthe die jetzt im
Frühlingsregen ſteht; die Tage ſind lau, aber trüb, —
aber die Ahnung iſt voll himmliſchem Jugendreiz, die
andern fühlen und ſehen ihn nicht, wo ſteht aber auch
je ein Philiſter bei der knoſpenden Zeit ſtill, voll Schauer,
voll Gebet zur erwachenden Blüthe? —
Was wars alſo mit Deinem früh ſterben wollen?
— wem zu gefallen willſt Du das? — Dir ſelbſt zu Lieb?
— alſo rechneſt Du die ſcharlachne Kaiſerbahn für Deine
Jugendblüthe, blos weil ſie ſo glanzvoll ſchimmert, aber
ſieh doch, die Welt achtet ſie ja nicht, ſie zerreißt ſie in
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/244>, abgerufen am 25.11.2024.
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