mich der Geist doch auch versucht zu heben und mit mir aufzufliegen. --
Die Sonne hat einen heißen Schein mit dem sie brennt, so hat der Geist auch ein heißes Licht das brennt wohin es leuchtet.
So kam heut einer nach dem andern zum Beichtstuhl geschlichen in der Kirche, und der Pater der Beicht saß, guckte mich an, ob ich nicht auch kommen wollt? -- und aus Blödigkeit geh ich in den Beichtstuhl und beicht daß ich mich immer verwundern müsse warum die heiligen drei Könige das göttliche Kind nicht in ihren Schutz genom¬ men haben, sondern haben es im Stall liegen lassen und wären doch überzeugt gewesen, es sei Gottes Sohn, da noch obendrein ein Stern sich am Firmament aufge¬ macht um sie hin zu geleiten, sie hätten das Kind sollen mit¬ nehmen in ihr Land. Und doch wären sie weiter gezogen, das käme mir nicht vor als wenn sie heilig wären, son¬ dern zerstreute Weltleute; der Beichtvater sagte: "so ist der Weltlauf, sie haben ihre Geschäfte gehabt wie heut zu Tag auch. -- "Aber, sagte er, das braucht man nicht zu beichten das sind Sünden, wie für die Katz vom Tel¬ lerchen zusammengekratzt, da giebt Gott keinen rothen Heller davor. -- Da bet sie ein halb Vaterunser zur
mich der Geiſt doch auch verſucht zu heben und mit mir aufzufliegen. —
Die Sonne hat einen heißen Schein mit dem ſie brennt, ſo hat der Geiſt auch ein heißes Licht das brennt wohin es leuchtet.
So kam heut einer nach dem andern zum Beichtſtuhl geſchlichen in der Kirche, und der Pater der Beicht ſaß, guckte mich an, ob ich nicht auch kommen wollt? — und aus Blödigkeit geh ich in den Beichtſtuhl und beicht daß ich mich immer verwundern müſſe warum die heiligen drei Könige das göttliche Kind nicht in ihren Schutz genom¬ men haben, ſondern haben es im Stall liegen laſſen und wären doch überzeugt geweſen, es ſei Gottes Sohn, da noch obendrein ein Stern ſich am Firmament aufge¬ macht um ſie hin zu geleiten, ſie hätten das Kind ſollen mit¬ nehmen in ihr Land. Und doch wären ſie weiter gezogen, das käme mir nicht vor als wenn ſie heilig wären, ſon¬ dern zerſtreute Weltleute; der Beichtvater ſagte: „ſo iſt der Weltlauf, ſie haben ihre Geſchäfte gehabt wie heut zu Tag auch. — „Aber, ſagte er, das braucht man nicht zu beichten das ſind Sünden, wie für die Katz vom Tel¬ lerchen zuſammengekratzt, da giebt Gott keinen rothen Heller davor. — Da bet ſie ein halb Vaterunſer zur
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mich der Geiſt doch auch verſucht zu heben und mit
mir aufzufliegen. —
Die Sonne hat einen heißen Schein mit dem ſie
brennt, ſo hat der Geiſt auch ein heißes Licht das brennt
wohin es leuchtet.
So kam heut einer nach dem andern zum Beichtſtuhl
geſchlichen in der Kirche, und der Pater der Beicht ſaß,
guckte mich an, ob ich nicht auch kommen wollt? — und
aus Blödigkeit geh ich in den Beichtſtuhl und beicht daß
ich mich immer verwundern müſſe warum die heiligen drei
Könige das göttliche Kind nicht in ihren Schutz genom¬
men haben, ſondern haben es im Stall liegen laſſen
und wären doch überzeugt geweſen, es ſei Gottes Sohn,
da noch obendrein ein Stern ſich am Firmament aufge¬
macht um ſie hin zu geleiten, ſie hätten das Kind ſollen mit¬
nehmen in ihr Land. Und doch wären ſie weiter gezogen,
das käme mir nicht vor als wenn ſie heilig wären, ſon¬
dern zerſtreute Weltleute; der Beichtvater ſagte: „ſo iſt
der Weltlauf, ſie haben ihre Geſchäfte gehabt wie heut
zu Tag auch. — „Aber, ſagte er, das braucht man nicht
zu beichten das ſind Sünden, wie für die Katz vom Tel¬
lerchen zuſammengekratzt, da giebt Gott keinen rothen
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/202>, abgerufen am 25.11.2024.
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