vollschwellendem Übermaaß. Aber sag Du! wie könnt ich athmen, und ruhen und keimen, wärs nicht in jener Wiege seines Gefühls, im Gedicht? Und nicht wahr, ich lieg wohl gebettet, und kannst mirs nicht süßer wünschen? ja Du verstehst es wie ichs meine; in den Manen hab ich mich zurecht gefunden in Dir, daß Du alles Leben verstehst, und viel tiefer! -- denn ich empfinde nur was Deines Geistes Spur Dir lehrt, Du aber weißt alles.
Du sagst selbst, wo kein Wunsch uns hinzieht das ist für uns verloren, und man hält wohl für unmöglich was nur des Begehrens bedürfte um wirklich zu sein. und seit Du es mir gesagt hast -- und Du sagst, Har¬ monie der Kräfte ist Verbindung -- so hab ich mirs denn getraut, weil ich ihn liebe, so nehm ich alles willig hin, Schmerz und Entzücken; -- denn es ist immerdar Entzücken, ihn empfinden! -- denn er schenkt mirs ihn zu fühlen wie er aus seiner Dichtung Blüthe mich anhaucht, das will er, das beglückt ihn, -- daß ich erschüttert bin, das begeistert den Dichtergeist, und andre kennen nur die verschloßne Knospe, mir aber öff¬ net sich die Blüthe und das nimmt mich weg! -- drum bin ich ihm allein und er mir allein! -- und die ganze Welt mag sich seiner theilhaftig meinen, ich weiß daß
vollſchwellendem Übermaaß. Aber ſag Du! wie könnt ich athmen, und ruhen und keimen, wärs nicht in jener Wiege ſeines Gefühls, im Gedicht? Und nicht wahr, ich lieg wohl gebettet, und kannſt mirs nicht ſüßer wünſchen? ja Du verſtehſt es wie ichs meine; in den Manen hab ich mich zurecht gefunden in Dir, daß Du alles Leben verſtehſt, und viel tiefer! — denn ich empfinde nur was Deines Geiſtes Spur Dir lehrt, Du aber weißt alles.
Du ſagſt ſelbſt, wo kein Wunſch uns hinzieht das iſt für uns verloren, und man hält wohl für unmöglich was nur des Begehrens bedürfte um wirklich zu ſein. und ſeit Du es mir geſagt haſt — und Du ſagſt, Har¬ monie der Kräfte iſt Verbindung — ſo hab ich mirs denn getraut, weil ich ihn liebe, ſo nehm ich alles willig hin, Schmerz und Entzücken; — denn es iſt immerdar Entzücken, ihn empfinden! — denn er ſchenkt mirs ihn zu fühlen wie er aus ſeiner Dichtung Blüthe mich anhaucht, das will er, das beglückt ihn, — daß ich erſchüttert bin, das begeiſtert den Dichtergeiſt, und andre kennen nur die verſchloßne Knoſpe, mir aber öff¬ net ſich die Blüthe und das nimmt mich weg! — drum bin ich ihm allein und er mir allein! — und die ganze Welt mag ſich ſeiner theilhaftig meinen, ich weiß daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0196"n="182"/>
vollſchwellendem Übermaaß. Aber ſag Du! wie könnt ich<lb/>
athmen, und ruhen und keimen, wärs nicht in jener Wiege<lb/>ſeines Gefühls, im Gedicht? Und nicht wahr, ich lieg<lb/>
wohl gebettet, und kannſt mirs nicht ſüßer wünſchen?<lb/>
ja Du verſtehſt es wie ichs meine; in den <hirendition="#g">Manen</hi> hab<lb/>
ich mich zurecht gefunden in Dir, daß Du alles Leben<lb/>
verſtehſt, und viel tiefer! — denn ich empfinde nur was<lb/>
Deines Geiſtes Spur Dir lehrt, Du aber weißt alles.</p><lb/><p>Du ſagſt ſelbſt, wo kein Wunſch uns hinzieht das<lb/>
iſt für uns verloren, und man hält wohl für unmöglich<lb/>
was nur des Begehrens bedürfte um wirklich zu ſein.<lb/>
und ſeit Du es mir geſagt haſt — und Du ſagſt, Har¬<lb/>
monie der Kräfte iſt Verbindung —ſo hab ich mirs<lb/>
denn getraut, weil ich ihn liebe, ſo nehm ich alles<lb/>
willig hin, Schmerz und Entzücken; — denn es iſt<lb/>
immerdar Entzücken, ihn empfinden! — denn er ſchenkt<lb/>
mirs ihn zu fühlen wie er aus ſeiner Dichtung Blüthe<lb/>
mich anhaucht, das will er, das beglückt ihn, — daß<lb/>
ich erſchüttert bin, das begeiſtert den Dichtergeiſt, und<lb/>
andre kennen nur die verſchloßne Knoſpe, mir aber öff¬<lb/>
net ſich die Blüthe und das nimmt mich weg! — drum<lb/>
bin ich ihm allein und er mir allein! — und die ganze<lb/>
Welt mag ſich ſeiner theilhaftig meinen, ich weiß daß<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[182/0196]
vollſchwellendem Übermaaß. Aber ſag Du! wie könnt ich
athmen, und ruhen und keimen, wärs nicht in jener Wiege
ſeines Gefühls, im Gedicht? Und nicht wahr, ich lieg
wohl gebettet, und kannſt mirs nicht ſüßer wünſchen?
ja Du verſtehſt es wie ichs meine; in den Manen hab
ich mich zurecht gefunden in Dir, daß Du alles Leben
verſtehſt, und viel tiefer! — denn ich empfinde nur was
Deines Geiſtes Spur Dir lehrt, Du aber weißt alles.
Du ſagſt ſelbſt, wo kein Wunſch uns hinzieht das
iſt für uns verloren, und man hält wohl für unmöglich
was nur des Begehrens bedürfte um wirklich zu ſein.
und ſeit Du es mir geſagt haſt — und Du ſagſt, Har¬
monie der Kräfte iſt Verbindung — ſo hab ich mirs
denn getraut, weil ich ihn liebe, ſo nehm ich alles
willig hin, Schmerz und Entzücken; — denn es iſt
immerdar Entzücken, ihn empfinden! — denn er ſchenkt
mirs ihn zu fühlen wie er aus ſeiner Dichtung Blüthe
mich anhaucht, das will er, das beglückt ihn, — daß
ich erſchüttert bin, das begeiſtert den Dichtergeiſt, und
andre kennen nur die verſchloßne Knoſpe, mir aber öff¬
net ſich die Blüthe und das nimmt mich weg! — drum
bin ich ihm allein und er mir allein! — und die ganze
Welt mag ſich ſeiner theilhaftig meinen, ich weiß daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/196>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.