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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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leer. Da fühlt ich mich elektrisch berührt, wie's der
Geist der Poesie mir thut. "Herbstgefühl?" ja -- sollt
ich meinen Erzeuger nicht lieben? -- Die ich im Thau
seiner heißen Thränen mich wachsend fühl!-- es beredet
mich in der Einsamkeit der Geist der Poesie, wenn der
Mond mich anhaucht da oben in den Nächten, und die
Luft spielt um mich, dann fühl ich den Dichter über
mir, der um Gedeihen für mich fleht zu ihnen, und
giebt die vollschwellende Thräne hinzu. Nur den Zwil¬
lingsbeeren die frisch und kindlich zu ihm aufstreben,
keinem andern schenkt er der ewig belebenden Liebe
Thau, so kann ich ja nichts anders sein wollen als die
herbe Traube, die milde reift von seinen Feuerthränen;
ich hab mirs einmal so gesagt und sage mich nicht da¬
von los, wie es auch mein inneres Sein ausspricht und
mein Schicksal unter den Menschen.

Es ist ein großer Unterschied zwischen den Geistern
der Poesie. Manches ist die Natur selbst, die mit deut¬
lichen sinnlichen Worten mich anredet, manches ist vom
Genius nach allen Richtungen geprüfter Geist, der in
der Unsterblichkeit einfachem Styl, die Seele beruft daß
sie den Göttern den Heerd weihe und nur immer des
Göttlichen gedenke -- der Genius bleibend werd ein ihr --

leer. Da fühlt ich mich elektriſch berührt, wie's der
Geiſt der Poeſie mir thut. „Herbſtgefühl?“ ja — ſollt
ich meinen Erzeuger nicht lieben? — Die ich im Thau
ſeiner heißen Thränen mich wachſend fühl!— es beredet
mich in der Einſamkeit der Geiſt der Poeſie, wenn der
Mond mich anhaucht da oben in den Nächten, und die
Luft ſpielt um mich, dann fühl ich den Dichter über
mir, der um Gedeihen für mich fleht zu ihnen, und
giebt die vollſchwellende Thräne hinzu. Nur den Zwil¬
lingsbeeren die friſch und kindlich zu ihm aufſtreben,
keinem andern ſchenkt er der ewig belebenden Liebe
Thau, ſo kann ich ja nichts anders ſein wollen als die
herbe Traube, die milde reift von ſeinen Feuerthränen;
ich hab mirs einmal ſo geſagt und ſage mich nicht da¬
von los, wie es auch mein inneres Sein ausſpricht und
mein Schickſal unter den Menſchen.

Es iſt ein großer Unterſchied zwiſchen den Geiſtern
der Poeſie. Manches iſt die Natur ſelbſt, die mit deut¬
lichen ſinnlichen Worten mich anredet, manches iſt vom
Genius nach allen Richtungen geprüfter Geiſt, der in
der Unſterblichkeit einfachem Styl, die Seele beruft daß
ſie den Göttern den Heerd weihe und nur immer des
Göttlichen gedenke — der Genius bleibend werd ein ihr —

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[179/0193] leer. Da fühlt ich mich elektriſch berührt, wie's der Geiſt der Poeſie mir thut. „Herbſtgefühl?“ ja — ſollt ich meinen Erzeuger nicht lieben? — Die ich im Thau ſeiner heißen Thränen mich wachſend fühl!— es beredet mich in der Einſamkeit der Geiſt der Poeſie, wenn der Mond mich anhaucht da oben in den Nächten, und die Luft ſpielt um mich, dann fühl ich den Dichter über mir, der um Gedeihen für mich fleht zu ihnen, und giebt die vollſchwellende Thräne hinzu. Nur den Zwil¬ lingsbeeren die friſch und kindlich zu ihm aufſtreben, keinem andern ſchenkt er der ewig belebenden Liebe Thau, ſo kann ich ja nichts anders ſein wollen als die herbe Traube, die milde reift von ſeinen Feuerthränen; ich hab mirs einmal ſo geſagt und ſage mich nicht da¬ von los, wie es auch mein inneres Sein ausſpricht und mein Schickſal unter den Menſchen. Es iſt ein großer Unterſchied zwiſchen den Geiſtern der Poeſie. Manches iſt die Natur ſelbſt, die mit deut¬ lichen ſinnlichen Worten mich anredet, manches iſt vom Genius nach allen Richtungen geprüfter Geiſt, der in der Unſterblichkeit einfachem Styl, die Seele beruft daß ſie den Göttern den Heerd weihe und nur immer des Göttlichen gedenke — der Genius bleibend werd ein ihr —

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/193>, abgerufen am 22.11.2024.