Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.Donnerstag. Ich muß Dir alles sagen, alles was mit luftiger Donnerſtag. Ich muß Dir alles ſagen, alles was mit luftiger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0179" n="165"/> <p rendition="#right">Donnerſtag.<lb/></p> <p>Ich muß Dir alles ſagen, alles was mit luftiger<lb/> Eile ſich mir durch den Kopf ſchwingt. — Iſt mirs doch als<lb/> fahren wir auf Wolken dahin, und meine Worte ver¬<lb/> hallen in der Weite, aber ich muß Dir rufen — wie ich<lb/> Dich dahinſchwimmen ſeh am Himmelsocean als hätten<lb/> Dich die Winde aufgerafft — und mich auch, und als flög<lb/> Dein Wolkenpferd weit vor mir; — meine Stimme flattert<lb/> an Dich heran: Du hörſt doch? — ſo hell der Mond<lb/> auch ſcheint im unendlichen Blau der Nacht das Dich<lb/> dahinnimmt? — Es giebt nichts wie die Liebe! — doch<lb/> weißt Du wohl! — Menſchen unterſcheiden zwiſchen<lb/> Lieb und Freundſchaft und zwiſchen beſonderer Treue<lb/> für dieſen oder jenen, aber nicht ich und Du? — Was<lb/> ſpricht mich an? — das ſag mir doch? — vielleicht der<lb/> Dämon — der findet mich hier auf der einſamen Warte<lb/> und ſpricht mit mir von Dir? — und lehrt mich beten<lb/> für Dich. Dich denken wie Dein Geiſt ſich höher und<lb/> höher entfaltet, das iſt beten. — Und warum wüßt ich<lb/> von Dir wie Du biſt, nach was Du dürſteſt, warum<lb/> vernähm ich Dich ſo tief und fühlte Dein Sein? —<lb/> Lieb, will ich das nicht nennen — wenns nicht iſt daß<lb/> ich vor Gott Dich ausſprechen lerne? — denn alles Sein<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [165/0179]
Donnerſtag.
Ich muß Dir alles ſagen, alles was mit luftiger
Eile ſich mir durch den Kopf ſchwingt. — Iſt mirs doch als
fahren wir auf Wolken dahin, und meine Worte ver¬
hallen in der Weite, aber ich muß Dir rufen — wie ich
Dich dahinſchwimmen ſeh am Himmelsocean als hätten
Dich die Winde aufgerafft — und mich auch, und als flög
Dein Wolkenpferd weit vor mir; — meine Stimme flattert
an Dich heran: Du hörſt doch? — ſo hell der Mond
auch ſcheint im unendlichen Blau der Nacht das Dich
dahinnimmt? — Es giebt nichts wie die Liebe! — doch
weißt Du wohl! — Menſchen unterſcheiden zwiſchen
Lieb und Freundſchaft und zwiſchen beſonderer Treue
für dieſen oder jenen, aber nicht ich und Du? — Was
ſpricht mich an? — das ſag mir doch? — vielleicht der
Dämon — der findet mich hier auf der einſamen Warte
und ſpricht mit mir von Dir? — und lehrt mich beten
für Dich. Dich denken wie Dein Geiſt ſich höher und
höher entfaltet, das iſt beten. — Und warum wüßt ich
von Dir wie Du biſt, nach was Du dürſteſt, warum
vernähm ich Dich ſo tief und fühlte Dein Sein? —
Lieb, will ich das nicht nennen — wenns nicht iſt daß
ich vor Gott Dich ausſprechen lerne? — denn alles Sein
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Zitationshilfe: | Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/179>, abgerufen am 16.02.2025. |