Ort wo wir unsre Hütten bauen wollen -- Du auf dem Berg weit ins Freie hinaus, und ich im Thal wo die Kräuter hoch wachsen und alles versteckt ist, oder im Wald, aber nah beisammen daß wir uns zurufen kön¬ nen. Du rufst durchs Sprachrohr: "Bettine komm herauf!" und da komm ich, und der Kanarienvogel fliegt voran, der weiß schon wos hingeht und der Spitz kommt nachgebellt, denn im Thal muß man einen Hund haben. Hör! -- und im Frühjahr nähmen wir unsre Stecken und wanderten, denn wir wären als Einsiedler, und sagten nicht daß wir Mädchen wären. Du mußt Dir einen falschen Bart machen, weil Du groß bist, denn sonst glaubts niemand, aber nur einen kleinen, der Dir gut steht, und weil ich klein bin, so bin ich als Dein kleiner Bruder, da muß ich mir aber meine Haare abschneiden. -- So eine Reise machen wir im Frühjahr in der Maiblumenzeit, aber da versäumen wir die Erd¬ beeren! Denn im Thal wär als alles übersäet, erst mit Veilchen und dann mit Erdbeeren, davon leben wir sechs Wochen; Kohl pflanzen wir nicht. -- Im Herbst sind wir wieder da und essen die Trauben, ach könnts nur einen Sommer wahr werden! -- mir kömmts vor als könnt man so immer und immer sein wollen. Denn
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Ort wo wir unſre Hütten bauen wollen — Du auf dem Berg weit ins Freie hinaus, und ich im Thal wo die Kräuter hoch wachſen und alles verſteckt iſt, oder im Wald, aber nah beiſammen daß wir uns zurufen kön¬ nen. Du rufſt durchs Sprachrohr: „Bettine komm herauf!“ und da komm ich, und der Kanarienvogel fliegt voran, der weiß ſchon wos hingeht und der Spitz kommt nachgebellt, denn im Thal muß man einen Hund haben. Hör! — und im Frühjahr nähmen wir unſre Stecken und wanderten, denn wir wären als Einſiedler, und ſagten nicht daß wir Mädchen wären. Du mußt Dir einen falſchen Bart machen, weil Du groß biſt, denn ſonſt glaubts niemand, aber nur einen kleinen, der Dir gut ſteht, und weil ich klein bin, ſo bin ich als Dein kleiner Bruder, da muß ich mir aber meine Haare abſchneiden. — So eine Reiſe machen wir im Frühjahr in der Maiblumenzeit, aber da verſäumen wir die Erd¬ beeren! Denn im Thal wär als alles überſäet, erſt mit Veilchen und dann mit Erdbeeren, davon leben wir ſechs Wochen; Kohl pflanzen wir nicht. — Im Herbſt ſind wir wieder da und eſſen die Trauben, ach könnts nur einen Sommer wahr werden! — mir kömmts vor als könnt man ſo immer und immer ſein wollen. Denn
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Ort wo wir unſre Hütten bauen wollen — Du auf dem
Berg weit ins Freie hinaus, und ich im Thal wo die
Kräuter hoch wachſen und alles verſteckt iſt, oder im
Wald, aber nah beiſammen daß wir uns zurufen kön¬
nen. Du rufſt durchs Sprachrohr: „Bettine komm
herauf!“ und da komm ich, und der Kanarienvogel
fliegt voran, der weiß ſchon wos hingeht und der Spitz
kommt nachgebellt, denn im Thal muß man einen Hund
haben. Hör! — und im Frühjahr nähmen wir unſre
Stecken und wanderten, denn wir wären als Einſiedler,
und ſagten nicht daß wir Mädchen wären. Du mußt
Dir einen falſchen Bart machen, weil Du groß biſt,
denn ſonſt glaubts niemand, aber nur einen kleinen,
der Dir gut ſteht, und weil ich klein bin, ſo bin ich als
Dein kleiner Bruder, da muß ich mir aber meine Haare
abſchneiden. — So eine Reiſe machen wir im Frühjahr
in der Maiblumenzeit, aber da verſäumen wir die Erd¬
beeren! Denn im Thal wär als alles überſäet, erſt mit
Veilchen und dann mit Erdbeeren, davon leben wir ſechs
Wochen; Kohl pflanzen wir nicht. — Im Herbſt ſind
wir wieder da und eſſen die Trauben, ach könnts nur
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könnt man ſo immer und immer ſein wollen. Denn
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/17>, abgerufen am 21.11.2024.
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