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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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ten nur ihre Rollen repetirt und das habe alles sol¬
len auf dem Theater vorgestellt werden; es war
nichts zu machen man mußte sie laufen lassen, sie ga¬
ben dem Rector ihr Ehrenwort keine Händel anzufan¬
gen, hielten noch einen Commers und jubelten bis spät
in die Nacht. -- Der Gang des Stücks hatte noch kein
Licht auf seinen Inhalt geworfen, die eigentliche Pointe
des Ereignisses war daß sie die manglende Catastrophe
desselben ersetzen wollten, und daher in Gegenwart des
Pedells den sie nicht zu bemerken schienen und der sich
hinter einen Schrank versteckt hatte, die ganze Geschichte
ihm weiß machten; sie hatten ihm schon früher Argwohn
beigebracht und ließen so die ganze Versammlung mit¬
spielen, die sich dabei auch höchlich amüsirt hatte, und
gewiß hat sich Jung und Alt noch eine Weile von al¬
lem Komischen zu erzählen was dabei vorfiel. Der Pro¬
fessor Weiß war entzückt über seine lieben Studenten,
er sagte man muß selbst Student gewesen sein um
ihnen nachzufühlen welch Gaudium es ist wenn so
was gelingt, er blieb bei uns sitzen, wir erlaubten ihm
sein Pfeifchen zu rauchen, und er erzählte uns aus sei¬
nen Studentenjahren nichts wie dummes Zeug was uns
die Zeit sehr anmuthig vertrieb. -- Heut Morgen als
die Studenten ins Colleg kamen konnten wir deut¬

ten nur ihre Rollen repetirt und das habe alles ſol¬
len auf dem Theater vorgeſtellt werden; es war
nichts zu machen man mußte ſie laufen laſſen, ſie ga¬
ben dem Rector ihr Ehrenwort keine Händel anzufan¬
gen, hielten noch einen Commers und jubelten bis ſpät
in die Nacht. — Der Gang des Stücks hatte noch kein
Licht auf ſeinen Inhalt geworfen, die eigentliche Pointe
des Ereigniſſes war daß ſie die manglende Cataſtrophe
deſſelben erſetzen wollten, und daher in Gegenwart des
Pedells den ſie nicht zu bemerken ſchienen und der ſich
hinter einen Schrank verſteckt hatte, die ganze Geſchichte
ihm weiß machten; ſie hatten ihm ſchon früher Argwohn
beigebracht und ließen ſo die ganze Verſammlung mit¬
ſpielen, die ſich dabei auch höchlich amüſirt hatte, und
gewiß hat ſich Jung und Alt noch eine Weile von al¬
lem Komiſchen zu erzählen was dabei vorfiel. Der Pro¬
feſſor Weiß war entzückt über ſeine lieben Studenten,
er ſagte man muß ſelbſt Student geweſen ſein um
ihnen nachzufühlen welch Gaudium es iſt wenn ſo
was gelingt, er blieb bei uns ſitzen, wir erlaubten ihm
ſein Pfeifchen zu rauchen, und er erzählte uns aus ſei¬
nen Studentenjahren nichts wie dummes Zeug was uns
die Zeit ſehr anmuthig vertrieb. — Heut Morgen als
die Studenten ins Colleg kamen konnten wir deut¬

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[127/0141] ten nur ihre Rollen repetirt und das habe alles ſol¬ len auf dem Theater vorgeſtellt werden; es war nichts zu machen man mußte ſie laufen laſſen, ſie ga¬ ben dem Rector ihr Ehrenwort keine Händel anzufan¬ gen, hielten noch einen Commers und jubelten bis ſpät in die Nacht. — Der Gang des Stücks hatte noch kein Licht auf ſeinen Inhalt geworfen, die eigentliche Pointe des Ereigniſſes war daß ſie die manglende Cataſtrophe deſſelben erſetzen wollten, und daher in Gegenwart des Pedells den ſie nicht zu bemerken ſchienen und der ſich hinter einen Schrank verſteckt hatte, die ganze Geſchichte ihm weiß machten; ſie hatten ihm ſchon früher Argwohn beigebracht und ließen ſo die ganze Verſammlung mit¬ ſpielen, die ſich dabei auch höchlich amüſirt hatte, und gewiß hat ſich Jung und Alt noch eine Weile von al¬ lem Komiſchen zu erzählen was dabei vorfiel. Der Pro¬ feſſor Weiß war entzückt über ſeine lieben Studenten, er ſagte man muß ſelbſt Student geweſen ſein um ihnen nachzufühlen welch Gaudium es iſt wenn ſo was gelingt, er blieb bei uns ſitzen, wir erlaubten ihm ſein Pfeifchen zu rauchen, und er erzählte uns aus ſei¬ nen Studentenjahren nichts wie dummes Zeug was uns die Zeit ſehr anmuthig vertrieb. — Heut Morgen als die Studenten ins Colleg kamen konnten wir deut¬

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/141>, abgerufen am 23.11.2024.