giebt Du seist der eignen Seele ewiger Wohllaut, der sie wiegt und schlummernd ihr die Gesetze der Harmo¬ nie einflößt. Ahnungen sollen dem Geistesblick Wahr¬ heiten werden, soll eine Ahnung wirklich Dasein wer¬ den, so muß sich der Geist erst vermählen mit einem andern Geist -- mit dem Genius -- die Ahnung ver¬ wirklicht den Genius in uns. -- Alles ist wirkliches Le¬ ben durch die Feier der Liebe mit dem Genius. -- Alles verwirklicht sich durch Vermählung des höheren Lichts mit dem Geist -- es strömt dem Geist herab, er darfs nur liebend wollen, es erfüllt ihn in tiefer Nacht ge¬ staltlos, es strömt ihn an, es umschweift ihn ganz, o es ist kein zahmer Liebhaber das Licht. -- Und ist es ein Wunder daß wer ohne Grenze sich ihm ergiebt, daß der dann sehe wo andre nicht sehen? und sollt ich mich schämen vor Dir, die in manchen heiligen Augenblicken mir erschien wie das Licht zärtlich mit Strahlenkränzen sie umflocht, und krönte Dein Haupt mit doppelter Krone! -- daß ich Dir sage, nicht die Sprache ist zwischen mir und dem Licht, nein es ist das Licht unmittelbar, es nimmt meine Sinne auf -- nicht durch die Sprache meinen Geist! -- drum kann ich nicht dichten. Dichten ist nicht nah genug, es besinnt sich zu sehr auf sich selber. -- Ach da red ich so wo wir
giebt Du ſeiſt der eignen Seele ewiger Wohllaut, der ſie wiegt und ſchlummernd ihr die Geſetze der Harmo¬ nie einflößt. Ahnungen ſollen dem Geiſtesblick Wahr¬ heiten werden, ſoll eine Ahnung wirklich Daſein wer¬ den, ſo muß ſich der Geiſt erſt vermählen mit einem andern Geiſt — mit dem Genius — die Ahnung ver¬ wirklicht den Genius in uns. — Alles iſt wirkliches Le¬ ben durch die Feier der Liebe mit dem Genius. — Alles verwirklicht ſich durch Vermählung des höheren Lichts mit dem Geiſt — es ſtrömt dem Geiſt herab, er darfs nur liebend wollen, es erfüllt ihn in tiefer Nacht ge¬ ſtaltlos, es ſtrömt ihn an, es umſchweift ihn ganz, o es iſt kein zahmer Liebhaber das Licht. — Und iſt es ein Wunder daß wer ohne Grenze ſich ihm ergiebt, daß der dann ſehe wo andre nicht ſehen? und ſollt ich mich ſchämen vor Dir, die in manchen heiligen Augenblicken mir erſchien wie das Licht zärtlich mit Strahlenkränzen ſie umflocht, und krönte Dein Haupt mit doppelter Krone! — daß ich Dir ſage, nicht die Sprache iſt zwiſchen mir und dem Licht, nein es iſt das Licht unmittelbar, es nimmt meine Sinne auf — nicht durch die Sprache meinen Geiſt! — drum kann ich nicht dichten. Dichten iſt nicht nah genug, es beſinnt ſich zu ſehr auf ſich ſelber. — Ach da red ich ſo wo wir
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giebt Du ſeiſt der eignen Seele ewiger Wohllaut, der
ſie wiegt und ſchlummernd ihr die Geſetze der Harmo¬
nie einflößt. Ahnungen ſollen dem Geiſtesblick Wahr¬
heiten werden, ſoll eine Ahnung wirklich Daſein wer¬
den, ſo muß ſich der Geiſt erſt vermählen mit einem
andern Geiſt — mit dem Genius — die Ahnung ver¬
wirklicht den Genius in uns. — Alles iſt wirkliches Le¬
ben durch die Feier der Liebe mit dem Genius. — Alles
verwirklicht ſich durch Vermählung des höheren Lichts
mit dem Geiſt — es ſtrömt dem Geiſt herab, er darfs
nur liebend wollen, es erfüllt ihn in tiefer Nacht ge¬
ſtaltlos, es ſtrömt ihn an, es umſchweift ihn ganz, o
es iſt kein zahmer Liebhaber das Licht. — Und iſt es
ein Wunder daß wer ohne Grenze ſich ihm ergiebt,
daß der dann ſehe wo andre nicht ſehen? und ſollt
ich mich ſchämen vor Dir, die in manchen heiligen
Augenblicken mir erſchien wie das Licht zärtlich mit
Strahlenkränzen ſie umflocht, und krönte Dein Haupt
mit doppelter Krone! — daß ich Dir ſage, nicht die
Sprache iſt zwiſchen mir und dem Licht, nein es iſt das
Licht unmittelbar, es nimmt meine Sinne auf — nicht
durch die Sprache meinen Geiſt! — drum kann ich nicht
dichten. Dichten iſt nicht nah genug, es beſinnt ſich
zu ſehr auf ſich ſelber. — Ach da red ich ſo wo wir
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/127>, abgerufen am 27.11.2024.
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