Bett der Empfindung voll Jugendbrausen, voll Licht¬ durchdrungenheit, voll Lustathmen und heißer Lieb und beglückter Lieb; alles aus innerer Lebendigkeit, womit die Natur ihn durchdringt? --
In deinen Gedichten weht mich die stille Säulen¬ ordnung an, mir deucht eine weite Ebne; an dem fernen Horizont rundum heben sich leise wie Wellen auf beruhig¬ tem Meer die Berglinien; senken und heben sich wie der Athem durch die Brust fliegt eines Beschauenden; alles ist stille Feier dieses heiligen Ebenmaaßes, die Leiden¬ schaften, wie Libationen von der reinen Priesterin den Göttern in die Flammen des Heerdes gegossen, und leise lodern sie auf -- wie stilles Gebet in Deiner Poesie, so ist Hingebung und Liebesglück ein sanfter Wiesenschmelz thauigter Knospen, die auf weitem Plan sich aufthuen dem Sternenlicht und den glänzenden Lüften, und kaum daß sie sich erheben an des Sprachbaus schlanker Säule, kaum daß die Rose ihren Purpur spiegelt im Marmorglanz heili¬ ger Form der sie sich anschmiegt; so -- verschleiernd der Welt, Bedeutung und geheime Gewalt die in der Tiefe Dir quellen, -- durchwandelt ein leiser schleierwehender Geist jene Gefilde, die im Bereich der Poesie Du Dir abgrenzest. -- So ist mir immer wenn ich mich erkühne aus meinem kindischen Treiben hinauf zu schauen
Bett der Empfindung voll Jugendbrauſen, voll Licht¬ durchdrungenheit, voll Luſtathmen und heißer Lieb und beglückter Lieb; alles aus innerer Lebendigkeit, womit die Natur ihn durchdringt? —
In deinen Gedichten weht mich die ſtille Säulen¬ ordnung an, mir deucht eine weite Ebne; an dem fernen Horizont rundum heben ſich leiſe wie Wellen auf beruhig¬ tem Meer die Berglinien; ſenken und heben ſich wie der Athem durch die Bruſt fliegt eines Beſchauenden; alles iſt ſtille Feier dieſes heiligen Ebenmaaßes, die Leiden¬ ſchaften, wie Libationen von der reinen Prieſterin den Göttern in die Flammen des Heerdes gegoſſen, und leiſe lodern ſie auf — wie ſtilles Gebet in Deiner Poeſie, ſo iſt Hingebung und Liebesglück ein ſanfter Wieſenſchmelz thauigter Knospen, die auf weitem Plan ſich aufthuen dem Sternenlicht und den glänzenden Lüften, und kaum daß ſie ſich erheben an des Sprachbaus ſchlanker Säule, kaum daß die Roſe ihren Purpur ſpiegelt im Marmorglanz heili¬ ger Form der ſie ſich anſchmiegt; ſo — verſchleiernd der Welt, Bedeutung und geheime Gewalt die in der Tiefe Dir quellen, — durchwandelt ein leiſer ſchleierwehender Geiſt jene Gefilde, die im Bereich der Poeſie Du Dir abgrenzeſt. — So iſt mir immer wenn ich mich erkühne aus meinem kindiſchen Treiben hinauf zu ſchauen
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Bett der Empfindung voll Jugendbrauſen, voll Licht¬
durchdrungenheit, voll Luſtathmen und heißer Lieb und
beglückter Lieb; alles aus innerer Lebendigkeit, womit
die Natur ihn durchdringt? —
In deinen Gedichten weht mich die ſtille Säulen¬
ordnung an, mir deucht eine weite Ebne; an dem fernen
Horizont rundum heben ſich leiſe wie Wellen auf beruhig¬
tem Meer die Berglinien; ſenken und heben ſich wie der
Athem durch die Bruſt fliegt eines Beſchauenden; alles
iſt ſtille Feier dieſes heiligen Ebenmaaßes, die Leiden¬
ſchaften, wie Libationen von der reinen Prieſterin den
Göttern in die Flammen des Heerdes gegoſſen, und leiſe
lodern ſie auf — wie ſtilles Gebet in Deiner Poeſie, ſo iſt
Hingebung und Liebesglück ein ſanfter Wieſenſchmelz
thauigter Knospen, die auf weitem Plan ſich aufthuen dem
Sternenlicht und den glänzenden Lüften, und kaum daß
ſie ſich erheben an des Sprachbaus ſchlanker Säule, kaum
daß die Roſe ihren Purpur ſpiegelt im Marmorglanz heili¬
ger Form der ſie ſich anſchmiegt; ſo — verſchleiernd der
Welt, Bedeutung und geheime Gewalt die in der Tiefe
Dir quellen, — durchwandelt ein leiſer ſchleierwehender
Geiſt jene Gefilde, die im Bereich der Poeſie Du Dir
abgrenzeſt. — So iſt mir immer wenn ich mich erkühne
aus meinem kindiſchen Treiben hinauf zu ſchauen
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/105>, abgerufen am 24.11.2024.
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