Hund so laut bellen zu machen; er erzählte mir aber nicht was ich von der Tonie hernach hörte, daß die Kurprinzeß sagte: sie ist ein liebes Kind, und daß der Herzog von Gotha sagte: ein allerliebstes Kind. -- Nun, ich gefall mir selbst gut. --
Lieb Günderödchen, über allen Wechsel und Zer¬ streuung von heute hinweg klingen noch immer die Worte der Predigt in mich hinein, als wär heut ein feierlicher Tag gewesen. -- Es ist ja wahr, Du und ich sind bis jetzt noch die zwei einzigen die mit einander denken, wir haben noch keinen Dritten gefunden der mit uns denken wollt; oder dem wir vertraut hätten was wir denken, Du nicht und ich nicht; Niemand weiß was wir mit einander vorhaben, und wir lassen jetzt schon ein ganzes Jahr die Leute sich wundern warum ich doch alle Tag ins Stift lauf. -- Aber den Geist¬ lichen, -- wärs in Frankfurt gewesen, den hätt ich ange¬ redet daß er mit mir zu Dir gegangen wär. -- Der hat gewiß keinen Freund -- sein Geist wird sein Freund sein müssen, der wird ihm antworten. Ich denk, ob ei¬ ner mit seinem eignen Geist reden kann? -- Der Dämon des Cocrates wo ist der geblieben?-- Ich glaub jeder Mensch könnte einen Dämon haben der mit ihm spre¬ chen würde, aber worauf der Dämon antworten kann,
das
Hund ſo laut bellen zu machen; er erzählte mir aber nicht was ich von der Tonie hernach hörte, daß die Kurprinzeß ſagte: ſie iſt ein liebes Kind, und daß der Herzog von Gotha ſagte: ein allerliebſtes Kind. — Nun, ich gefall mir ſelbſt gut. —
Lieb Günderödchen, über allen Wechſel und Zer¬ ſtreuung von heute hinweg klingen noch immer die Worte der Predigt in mich hinein, als wär heut ein feierlicher Tag geweſen. — Es iſt ja wahr, Du und ich ſind bis jetzt noch die zwei einzigen die mit einander denken, wir haben noch keinen Dritten gefunden der mit uns denken wollt; oder dem wir vertraut hätten was wir denken, Du nicht und ich nicht; Niemand weiß was wir mit einander vorhaben, und wir laſſen jetzt ſchon ein ganzes Jahr die Leute ſich wundern warum ich doch alle Tag ins Stift lauf. — Aber den Geiſt¬ lichen, — wärs in Frankfurt geweſen, den hätt ich ange¬ redet daß er mit mir zu Dir gegangen wär. — Der hat gewiß keinen Freund — ſein Geiſt wird ſein Freund ſein müſſen, der wird ihm antworten. Ich denk, ob ei¬ ner mit ſeinem eignen Geiſt reden kann? — Der Dämon des Cocrates wo iſt der geblieben?— Ich glaub jeder Menſch könnte einen Dämon haben der mit ihm ſpre¬ chen würde, aber worauf der Dämon antworten kann,
das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0088"n="72"/>
Hund ſo laut bellen zu machen; er erzählte mir aber<lb/>
nicht was ich von der Tonie hernach hörte, daß die<lb/>
Kurprinzeß ſagte: ſie iſt ein liebes Kind, und daß der<lb/>
Herzog von Gotha ſagte: ein allerliebſtes Kind. — Nun,<lb/>
ich gefall mir ſelbſt gut. —</p><lb/><p>Lieb Günderödchen, über allen Wechſel und Zer¬<lb/>ſtreuung von heute hinweg klingen noch immer die<lb/>
Worte der Predigt in mich hinein, als wär heut ein<lb/>
feierlicher Tag geweſen. — Es iſt ja wahr, Du und<lb/>
ich ſind bis jetzt noch die zwei einzigen die mit einander<lb/>
denken, wir haben noch keinen Dritten gefunden der<lb/>
mit uns denken wollt; oder dem wir vertraut hätten<lb/>
was wir denken, Du nicht und ich nicht; Niemand weiß<lb/>
was wir mit einander vorhaben, und wir laſſen jetzt<lb/>ſchon ein ganzes Jahr die Leute ſich wundern warum<lb/>
ich doch alle Tag ins Stift lauf. — Aber den Geiſt¬<lb/>
lichen, — wärs in Frankfurt geweſen, den hätt ich ange¬<lb/>
redet daß er mit mir zu Dir gegangen wär. — Der<lb/>
hat gewiß keinen Freund —ſein Geiſt wird ſein Freund<lb/>ſein müſſen, der wird ihm antworten. Ich denk, ob ei¬<lb/>
ner mit ſeinem eignen Geiſt reden kann? — Der Dämon<lb/>
des Cocrates wo iſt der geblieben?— Ich glaub jeder<lb/>
Menſch könnte einen Dämon haben der mit ihm ſpre¬<lb/>
chen würde, aber worauf der Dämon antworten kann,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">das<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[72/0088]
Hund ſo laut bellen zu machen; er erzählte mir aber
nicht was ich von der Tonie hernach hörte, daß die
Kurprinzeß ſagte: ſie iſt ein liebes Kind, und daß der
Herzog von Gotha ſagte: ein allerliebſtes Kind. — Nun,
ich gefall mir ſelbſt gut. —
Lieb Günderödchen, über allen Wechſel und Zer¬
ſtreuung von heute hinweg klingen noch immer die
Worte der Predigt in mich hinein, als wär heut ein
feierlicher Tag geweſen. — Es iſt ja wahr, Du und
ich ſind bis jetzt noch die zwei einzigen die mit einander
denken, wir haben noch keinen Dritten gefunden der
mit uns denken wollt; oder dem wir vertraut hätten
was wir denken, Du nicht und ich nicht; Niemand weiß
was wir mit einander vorhaben, und wir laſſen jetzt
ſchon ein ganzes Jahr die Leute ſich wundern warum
ich doch alle Tag ins Stift lauf. — Aber den Geiſt¬
lichen, — wärs in Frankfurt geweſen, den hätt ich ange¬
redet daß er mit mir zu Dir gegangen wär. — Der
hat gewiß keinen Freund — ſein Geiſt wird ſein Freund
ſein müſſen, der wird ihm antworten. Ich denk, ob ei¬
ner mit ſeinem eignen Geiſt reden kann? — Der Dämon
des Cocrates wo iſt der geblieben?— Ich glaub jeder
Menſch könnte einen Dämon haben der mit ihm ſpre¬
chen würde, aber worauf der Dämon antworten kann,
das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/88>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.