keln, so viel Ehrenpreiß und Rittersporn und Lavendel, ein Beet mit Nelken, ein Maulbeerbaum in der einen Ecke und in der andern geschützt gegen die kalten Winde, zwei Feigenbäume mit ihren lieben rein gefalteten Blät¬ tern, ich war ganz erfreut Kameraden von meinem Baum zu finden, unter denen springt ein Quellchen her¬ vor in einen Steintrog, da kann die Frau gleich ihre Blumen begießen, und in den offnen Fenstern hing ein Käfig mit Kanarienvögel, die schmetterten so laut. Ach es war recht Sonntagswetter, und Sonntagslaune in der Luft, und Sonntagsgefühl in meinem Herzen. Ich bitte Dich, sorg das mein Baum von der Lisbet nicht versäumt werde, er muß bald reife Früchte haben, wenn er so weit ist wie die im Küstergärtchen, die brech Dir ab. -- Die Frau schüttelte mir Maulbeeren ab, die sam¬ melte ich auf einem Blatt und einen Strauß von Nel¬ ken und Ehrenpreiß und Rittersporn hatte ich mir auch gepflückt; und wie ich so da steh ganz still in der Sonn, da kommt der geistliche Herr aus der Thür, er hatte da sein Frühstück genossen, was die Küsterfrau immer nach der Kirche bereit hält. -- Der Geistliche ist ein schöner ganz stiller Kopf, und sanfte Augen, und noch jung. Mich strahlten die schönen Worte, die ich von ihm ge¬ hört hatte, noch einmal aus seinem Gesicht an, ich
keln, ſo viel Ehrenpreiß und Ritterſporn und Lavendel, ein Beet mit Nelken, ein Maulbeerbaum in der einen Ecke und in der andern geſchützt gegen die kalten Winde, zwei Feigenbäume mit ihren lieben rein gefalteten Blät¬ tern, ich war ganz erfreut Kameraden von meinem Baum zu finden, unter denen ſpringt ein Quellchen her¬ vor in einen Steintrog, da kann die Frau gleich ihre Blumen begießen, und in den offnen Fenſtern hing ein Käfig mit Kanarienvögel, die ſchmetterten ſo laut. Ach es war recht Sonntagswetter, und Sonntagslaune in der Luft, und Sonntagsgefühl in meinem Herzen. Ich bitte Dich, ſorg das mein Baum von der Lisbet nicht verſäumt werde, er muß bald reife Früchte haben, wenn er ſo weit iſt wie die im Küſtergärtchen, die brech Dir ab. — Die Frau ſchüttelte mir Maulbeeren ab, die ſam¬ melte ich auf einem Blatt und einen Strauß von Nel¬ ken und Ehrenpreiß und Ritterſporn hatte ich mir auch gepflückt; und wie ich ſo da ſteh ganz ſtill in der Sonn, da kommt der geiſtliche Herr aus der Thür, er hatte da ſein Frühſtück genoſſen, was die Küſterfrau immer nach der Kirche bereit hält. — Der Geiſtliche iſt ein ſchöner ganz ſtiller Kopf, und ſanfte Augen, und noch jung. Mich ſtrahlten die ſchönen Worte, die ich von ihm ge¬ hört hatte, noch einmal aus ſeinem Geſicht an, ich
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keln, ſo viel Ehrenpreiß und Ritterſporn und Lavendel,
ein Beet mit Nelken, ein Maulbeerbaum in der einen
Ecke und in der andern geſchützt gegen die kalten Winde,
zwei Feigenbäume mit ihren lieben rein gefalteten Blät¬
tern, ich war ganz erfreut Kameraden von meinem
Baum zu finden, unter denen ſpringt ein Quellchen her¬
vor in einen Steintrog, da kann die Frau gleich ihre
Blumen begießen, und in den offnen Fenſtern hing ein
Käfig mit Kanarienvögel, die ſchmetterten ſo laut. Ach
es war recht Sonntagswetter, und Sonntagslaune in
der Luft, und Sonntagsgefühl in meinem Herzen. Ich
bitte Dich, ſorg das mein Baum von der Lisbet nicht
verſäumt werde, er muß bald reife Früchte haben, wenn
er ſo weit iſt wie die im Küſtergärtchen, die brech Dir ab.
— Die Frau ſchüttelte mir Maulbeeren ab, die ſam¬
melte ich auf einem Blatt und einen Strauß von Nel¬
ken und Ehrenpreiß und Ritterſporn hatte ich mir auch
gepflückt; und wie ich ſo da ſteh ganz ſtill in der Sonn,
da kommt der geiſtliche Herr aus der Thür, er hatte da
ſein Frühſtück genoſſen, was die Küſterfrau immer nach
der Kirche bereit hält. — Der Geiſtliche iſt ein ſchöner
ganz ſtiller Kopf, und ſanfte Augen, und noch jung.
Mich ſtrahlten die ſchönen Worte, die ich von ihm ge¬
hört hatte, noch einmal aus ſeinem Geſicht an, ich
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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