wolle uns umbringen, ich erwischte einen Sonnenschirm, der an der Thür stand, und stach mit dem nach seiner Lunge oder Leber, ich weiß nicht -- er zog sich zu¬ rück und die Thüre fiel ins Schloß, da stand ich wie einer, der über Berg und Thal gejagt war von einem Gespenst, ich konnte eine viertel Stunde keinen Athem kriegen; ich dachte wirklich er sei ein Mörder, ich hatte schon allerlei Anschläge im Kopf, wie ich ihn erwürgen wollte. Die Tonie lachte und sagte, geh doch, ein Kam¬ merherr und ein Mörder; sie meinte, er sei nur ein boshafter und gemeiner Schelm, wies deren am Hof die meisten seien. -- Wir haben aber den Bedienten die Nacht vor der Schlafzimmerthür schlafen lassen und die Lisette zu uns ins Zimmer genommen, ich konnte aber die ganze Nacht nicht schlafen, mich störte es, daß der Diener vor der Thür lag. Es ist doch zum ersten Mal in meinem Leben, daß ich Angst hatte, aber denk doch nur, am andern Tag meldet uns der Bediente den rothen Herrn, er komme von der Fr. Kurprinzessin mit einem Auftrag und ließ sehr bitten, ihn anzunehmen, ich rufe Nein! wir wollen von keiner Kurprinzessin was wissen, die Tonie aber sagt, das geht nicht an, wir müssen ihn annehmen. Ich bewaffnete mich mit dem Sonnenschirm als er eintrat und uns zur Frau Kur¬
wolle uns umbringen, ich erwiſchte einen Sonnenſchirm, der an der Thür ſtand, und ſtach mit dem nach ſeiner Lunge oder Leber, ich weiß nicht — er zog ſich zu¬ rück und die Thüre fiel ins Schloß, da ſtand ich wie einer, der über Berg und Thal gejagt war von einem Geſpenſt, ich konnte eine viertel Stunde keinen Athem kriegen; ich dachte wirklich er ſei ein Mörder, ich hatte ſchon allerlei Anſchläge im Kopf, wie ich ihn erwürgen wollte. Die Tonie lachte und ſagte, geh doch, ein Kam¬ merherr und ein Mörder; ſie meinte, er ſei nur ein boshafter und gemeiner Schelm, wies deren am Hof die meiſten ſeien. — Wir haben aber den Bedienten die Nacht vor der Schlafzimmerthür ſchlafen laſſen und die Liſette zu uns ins Zimmer genommen, ich konnte aber die ganze Nacht nicht ſchlafen, mich ſtörte es, daß der Diener vor der Thür lag. Es iſt doch zum erſten Mal in meinem Leben, daß ich Angſt hatte, aber denk doch nur, am andern Tag meldet uns der Bediente den rothen Herrn, er komme von der Fr. Kurprinzeſſin mit einem Auftrag und ließ ſehr bitten, ihn anzunehmen, ich rufe Nein! wir wollen von keiner Kurprinzeſſin was wiſſen, die Tonie aber ſagt, das geht nicht an, wir müſſen ihn annehmen. Ich bewaffnete mich mit dem Sonnenſchirm als er eintrat und uns zur Frau Kur¬
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wolle uns umbringen, ich erwiſchte einen Sonnenſchirm,
der an der Thür ſtand, und ſtach mit dem nach ſeiner
Lunge oder Leber, ich weiß nicht — er zog ſich zu¬
rück und die Thüre fiel ins Schloß, da ſtand ich wie
einer, der über Berg und Thal gejagt war von einem
Geſpenſt, ich konnte eine viertel Stunde keinen Athem
kriegen; ich dachte wirklich er ſei ein Mörder, ich hatte
ſchon allerlei Anſchläge im Kopf, wie ich ihn erwürgen
wollte. Die Tonie lachte und ſagte, geh doch, ein Kam¬
merherr und ein Mörder; ſie meinte, er ſei nur ein
boshafter und gemeiner Schelm, wies deren am Hof
die meiſten ſeien. — Wir haben aber den Bedienten
die Nacht vor der Schlafzimmerthür ſchlafen laſſen und
die Liſette zu uns ins Zimmer genommen, ich konnte
aber die ganze Nacht nicht ſchlafen, mich ſtörte es, daß
der Diener vor der Thür lag. Es iſt doch zum erſten
Mal in meinem Leben, daß ich Angſt hatte, aber denk
doch nur, am andern Tag meldet uns der Bediente den
rothen Herrn, er komme von der Fr. Kurprinzeſſin mit
einem Auftrag und ließ ſehr bitten, ihn anzunehmen,
ich rufe Nein! wir wollen von keiner Kurprinzeſſin was
wiſſen, die Tonie aber ſagt, das geht nicht an, wir
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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