ment macht mich auch schwindlen; bin ich zu unreif, oder was ist es daß ich so fiebrich werd und daß Deine Fanta¬ sieen mich schmerzlich kränken. "Meine Gedanken wurden hie hin und dort hin getrieben wie eine Fackel vom Sturmwind bis meine Erinnerung erlosch." Warum schreibst Du mir so was? -- das sind mir bittere Gedanken! es macht mich unzufrieden und voll Bangigkeit daß Du Deinen Geist in eine Un¬ bewußtheit hinein versetzest. Ich weiß nicht, wie ich im¬ mer empfinde als sei alles Leben inner mir und nichts außer mir, Du aber suchest in höheren Regionen nach Antwort auf Deine Sehnsucht, willst "mit Deinen Gespielinnen den Mond umwallen," wo ich keine Möglichkeit mir denken kann mitzutanzen, willst "erlöst sein von den engen Schranken Deines Wesens" und mein ganz Glück ist doch, daß Gott Dich in Deiner Eigenthümlichkeit geschaffen hat; -- und dann sagst Du noch so was trauriges: "Ich schien mir nicht mehr Ich, und doch mehr als sonst Ich." Meinst Du damit wär mir gedient? -- "Meine Gränzen konnte ich nicht mehr finden, mein Bewußtsein hatte sie überschritten, es war anders." Mit dem allem ist mein Urtheil gesprochen, mich quält Ei¬ fersucht, mir scheint Dein Denken außer den Kreisen zu
ment macht mich auch ſchwindlen; bin ich zu unreif, oder was iſt es daß ich ſo fiebrich werd und daß Deine Fanta¬ ſieen mich ſchmerzlich kränken. „Meine Gedanken wurden hie hin und dort hin getrieben wie eine Fackel vom Sturmwind bis meine Erinnerung erloſch.“ Warum ſchreibſt Du mir ſo was? — das ſind mir bittere Gedanken! es macht mich unzufrieden und voll Bangigkeit daß Du Deinen Geiſt in eine Un¬ bewußtheit hinein verſetzeſt. Ich weiß nicht, wie ich im¬ mer empfinde als ſei alles Leben inner mir und nichts außer mir, Du aber ſucheſt in höheren Regionen nach Antwort auf Deine Sehnſucht, willſt „mit Deinen Geſpielinnen den Mond umwallen,“ wo ich keine Möglichkeit mir denken kann mitzutanzen, willſt „erlöſt ſein von den engen Schranken Deines Weſens“ und mein ganz Glück iſt doch, daß Gott Dich in Deiner Eigenthümlichkeit geſchaffen hat; — und dann ſagſt Du noch ſo was trauriges: „Ich ſchien mir nicht mehr Ich, und doch mehr als ſonſt Ich.“ Meinſt Du damit wär mir gedient? — „Meine Gränzen konnte ich nicht mehr finden, mein Bewußtſein hatte ſie überſchritten, es war anders.“ Mit dem allem iſt mein Urtheil geſprochen, mich quält Ei¬ ferſucht, mir ſcheint Dein Denken außer den Kreiſen zu
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ment macht mich auch ſchwindlen; bin ich zu unreif, oder
was iſt es daß ich ſo fiebrich werd und daß Deine Fanta¬
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wurden hie hin und dort hin getrieben wie eine
Fackel vom Sturmwind bis meine Erinnerung
erloſch.“ Warum ſchreibſt Du mir ſo was? — das
ſind mir bittere Gedanken! es macht mich unzufrieden
und voll Bangigkeit daß Du Deinen Geiſt in eine Un¬
bewußtheit hinein verſetzeſt. Ich weiß nicht, wie ich im¬
mer empfinde als ſei alles Leben inner mir und nichts
außer mir, Du aber ſucheſt in höheren Regionen nach
Antwort auf Deine Sehnſucht, willſt „mit Deinen
Geſpielinnen den Mond umwallen,“ wo ich
keine Möglichkeit mir denken kann mitzutanzen, willſt
„erlöſt ſein von den engen Schranken Deines
Weſens“ und mein ganz Glück iſt doch, daß Gott Dich
in Deiner Eigenthümlichkeit geſchaffen hat; — und dann
ſagſt Du noch ſo was trauriges: „Ich ſchien mir nicht
mehr Ich, und doch mehr als ſonſt Ich.“ Meinſt
Du damit wär mir gedient? — „Meine Gränzen
konnte ich nicht mehr finden, mein Bewußtſein
hatte ſie überſchritten, es war anders.“ Mit
dem allem iſt mein Urtheil geſprochen, mich quält Ei¬
ferſucht, mir ſcheint Dein Denken außer den Kreiſen zu
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/47>, abgerufen am 11.12.2024.
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