er die Poesie als Gott nicht fassen. -- Gesetz sei in der Poesie Ideengestalt, der Geist müsse sich in dieser bewegen, und nicht ihr in den Weg treten, Gesetz was der Mensch dem Göttlichen anbilden wolle, ertödte die Ideengestalt, und so könne das Göttliche sich nicht durch den Menschengeist in seinen Leib bil¬ den. Der Leib sei die Poesie, die Ideengestalt, und dieser, sei er ergriffen vom tragischen, werde tödtlich factisch, denn das Göttliche ströme den Mord aus Worten, die Ideengestalt, die der Leib sei der Poesie, die morde, -- so sei aber ein Tragisches was Leben ausströme in der Ideengestalt, -- (Poesie) denn alles sei Tragisch. -- Denn das Leben im Wort (im Leib) sei Auferstehung, (lebendig factisch) die blos aus dem Gemordeten hervorgehe. -- Der Tod sei der Ursprung des Lebendigen. --
Die Poesie gefangen nehmen wollen im Gesetz, das sei nur damit der Geist sich schaukle an zwei Seilen sich haltend, und gebe die Anschauung als ob er fliege. Aber ein Adler der seinen Flug nicht ab¬ messe -- obschon die eifersüchtige Sonne ihn nieder¬ drücke-- mit geheim arbeitender Seele im höchsten Be¬ wußtsein dem Bewußtsein ausweiche, und so die hei¬
er die Poeſie als Gott nicht faſſen. — Geſetz ſei in der Poeſie Ideengeſtalt, der Geiſt müſſe ſich in dieſer bewegen, und nicht ihr in den Weg treten, Geſetz was der Menſch dem Göttlichen anbilden wolle, ertödte die Ideengeſtalt, und ſo könne das Göttliche ſich nicht durch den Menſchengeiſt in ſeinen Leib bil¬ den. Der Leib ſei die Poeſie, die Ideengeſtalt, und dieſer, ſei er ergriffen vom tragiſchen, werde tödtlich factiſch, denn das Göttliche ſtröme den Mord aus Worten, die Ideengeſtalt, die der Leib ſei der Poeſie, die morde, — ſo ſei aber ein Tragiſches was Leben ausſtröme in der Ideengeſtalt, — (Poeſie) denn alles ſei Tragiſch. — Denn das Leben im Wort (im Leib) ſei Auferſtehung, (lebendig factiſch) die blos aus dem Gemordeten hervorgehe. — Der Tod ſei der Urſprung des Lebendigen. —
Die Poeſie gefangen nehmen wollen im Geſetz, das ſei nur damit der Geiſt ſich ſchaukle an zwei Seilen ſich haltend, und gebe die Anſchauung als ob er fliege. Aber ein Adler der ſeinen Flug nicht ab¬ meſſe — obſchon die eiferſüchtige Sonne ihn nieder¬ drücke— mit geheim arbeitender Seele im höchſten Be¬ wußtſein dem Bewußtſein ausweiche, und ſo die hei¬
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er die Poeſie als Gott nicht faſſen. — Geſetz ſei
in der Poeſie Ideengeſtalt, der Geiſt müſſe ſich in
dieſer bewegen, und nicht ihr in den Weg treten,
Geſetz was der Menſch dem Göttlichen anbilden wolle,
ertödte die Ideengeſtalt, und ſo könne das Göttliche
ſich nicht durch den Menſchengeiſt in ſeinen Leib bil¬
den. Der Leib ſei die Poeſie, die Ideengeſtalt, und
dieſer, ſei er ergriffen vom tragiſchen, werde tödtlich
factiſch, denn das Göttliche ſtröme den Mord aus
Worten, die Ideengeſtalt, die der Leib ſei der Poeſie,
die morde, — ſo ſei aber ein Tragiſches was Leben
ausſtröme in der Ideengeſtalt, — (Poeſie) denn alles
ſei Tragiſch. — Denn das Leben im Wort (im Leib)
ſei Auferſtehung, (lebendig factiſch) die blos aus dem
Gemordeten hervorgehe. — Der Tod ſei der Urſprung
des Lebendigen. —
Die Poeſie gefangen nehmen wollen im Geſetz,
das ſei nur damit der Geiſt ſich ſchaukle an zwei
Seilen ſich haltend, und gebe die Anſchauung als ob
er fliege. Aber ein Adler der ſeinen Flug nicht ab¬
meſſe — obſchon die eiferſüchtige Sonne ihn nieder¬
drücke— mit geheim arbeitender Seele im höchſten Be¬
wußtſein dem Bewußtſein ausweiche, und ſo die hei¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/434>, abgerufen am 22.12.2024.
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