Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.Hinweg von dir! -- die blüthenreiche Luft, Der Zauber in Elysiums Gefilden Verführ mich nicht, der rosenfarbne Duft Mag sich umsonst an deinem Ufer bilden. Vergebens weht hier magisch süß ein Ton Zu mir herab aus seliger Geister-Chören, Erschiene selbst Latones großer Sohn, Sein Phöbusauge wird mich nicht bethören. Für Seligkeit die ich noch nie genoß Sollt ich in Lethe meine Lust versenken? Und Schmerzen die ich lang in mir verschloß Für unbekannte Freuden hinzuschenken. Nein! jed Gefühl, zur Qual und auch zur Lust, Vom Hauch der Erdenluft in mich geboren, Die Leidenschaft bekämpft in meiner Brust -- Den Siegerstolz! -- ich geb ihn nie verloren. Es drückt das Herz wenn eine fremde Macht Ihm Gottheit giebt, es sträubt sich dieser Würde, Mit höherem Stolz entsagt es dieser Pracht Und schmiegt sich liebend seiner Erdenbürde. Kann ich die Seligkeit aus jener Flur Nur durch den Tod von diesem Ich erringen, So leite fern von ihrer Zauberspur Mich die Erinnerung auf ihren zarten Schwingen. Ich trag im Busen mein Elysium
Und dieses blühe mir auf Blumenmatten Elysischer Gefild! ich bringe stumm Es sonst zum Styx, zu ungeweihten Schatten. 18
Hinweg von dir! — die blüthenreiche Luft, Der Zauber in Elyſiums Gefilden Verführ mich nicht, der roſenfarbne Duft Mag ſich umſonſt an deinem Ufer bilden. Vergebens weht hier magiſch ſüß ein Ton Zu mir herab aus ſeliger Geiſter-Chören, Erſchiene ſelbſt Latones großer Sohn, Sein Phöbusauge wird mich nicht bethören. Für Seligkeit die ich noch nie genoß Sollt ich in Lethe meine Luſt verſenken? Und Schmerzen die ich lang in mir verſchloß Für unbekannte Freuden hinzuſchenken. Nein! jed Gefühl, zur Qual und auch zur Luſt, Vom Hauch der Erdenluft in mich geboren, Die Leidenſchaft bekämpft in meiner Bruſt — Den Siegerſtolz! — ich geb ihn nie verloren. Es drückt das Herz wenn eine fremde Macht Ihm Gottheit giebt, es ſträubt ſich dieſer Würde, Mit höherem Stolz entſagt es dieſer Pracht Und ſchmiegt ſich liebend ſeiner Erdenbürde. Kann ich die Seligkeit aus jener Flur Nur durch den Tod von dieſem Ich erringen, So leite fern von ihrer Zauberſpur Mich die Erinnerung auf ihren zarten Schwingen. Ich trag im Buſen mein Elyſium
Und dieſes blühe mir auf Blumenmatten Elyſiſcher Gefild! ich bringe ſtumm Es sonst zum Styx, zu ungeweihten Schatten. 18
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Hinweg von dir! — die blüthenreiche Luft,
Der Zauber in Elyſiums Gefilden
Verführ mich nicht, der roſenfarbne Duft
Mag ſich umſonſt an deinem Ufer bilden.
Vergebens weht hier magiſch ſüß ein Ton
Zu mir herab aus ſeliger Geiſter-Chören,
Erſchiene ſelbſt Latones großer Sohn,
Sein Phöbusauge wird mich nicht bethören.
Für Seligkeit die ich noch nie genoß
Sollt ich in Lethe meine Luſt verſenken?
Und Schmerzen die ich lang in mir verſchloß
Für unbekannte Freuden hinzuſchenken.
Nein! jed Gefühl, zur Qual und auch zur Luſt,
Vom Hauch der Erdenluft in mich geboren,
Die Leidenſchaft bekämpft in meiner Bruſt —
Den Siegerſtolz! — ich geb ihn nie verloren.
Es drückt das Herz wenn eine fremde Macht
Ihm Gottheit giebt, es ſträubt ſich dieſer Würde,
Mit höherem Stolz entſagt es dieſer Pracht
Und ſchmiegt ſich liebend ſeiner Erdenbürde.
Kann ich die Seligkeit aus jener Flur
Nur durch den Tod von dieſem Ich erringen,
So leite fern von ihrer Zauberſpur
Mich die Erinnerung auf ihren zarten Schwingen.
Ich trag im Buſen mein Elyſium
Und dieſes blühe mir auf Blumenmatten
Elyſiſcher Gefild! ich bringe ſtumm
Es sonst zum Styx, zu ungeweihten Schatten.
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