6. Und mancherlei Gestalten stiegen auf aus dem tiefen Meeresschooß, und Nebel stiegen auf, und senk¬ ten sich in Wolken, und in zuckenden Blitzen berührten sie die gebärenden Wogen.
7. Und immer mannichfaltiger entstiegen der Tiefe Gestalten, mich ergriff Schwindel und Bangheit, meine Gedanken wurden hiehin und dorthin getrieben, wie eine Fackel vom Sturmwind, bis meine Erinnerung erlosch.
8. Als ich wieder erwachte und von mir zu wissen anfing, da besann ich mich nicht, ob ich Jahrhunderte oder Minuten geschlafen, denn in den dumpfen, verworrenen Träumen war mir nichts begegnet, was mich an die Zeit erinnert hatte.
9. Es war dunkel in mir, als habe ich geruht in dieses Meeres Schooß und sei wie andere Gestal¬ ten ihm entstiegen. -- Ich schien mir ein Tropfen Thaues, ich bewegte mich lustig in der Luft hin und wieder, und freute mich, und mein Leben war, daß die Sonne sich in mir spiegle und die Sterne mich be¬ schauten.
10. Ich ließ von den Lüften mich dahin tragen in raschen Zügen, ich gesellte mich zum Abendroth, zu des Regenbogens siebenfarbigen Tropfen, ich reihte mit
6. Und mancherlei Geſtalten ſtiegen auf aus dem tiefen Meeresſchooß, und Nebel ſtiegen auf, und ſenk¬ ten ſich in Wolken, und in zuckenden Blitzen berührten ſie die gebärenden Wogen.
7. Und immer mannichfaltiger entſtiegen der Tiefe Geſtalten, mich ergriff Schwindel und Bangheit, meine Gedanken wurden hiehin und dorthin getrieben, wie eine Fackel vom Sturmwind, bis meine Erinnerung erloſch.
8. Als ich wieder erwachte und von mir zu wiſſen anfing, da beſann ich mich nicht, ob ich Jahrhunderte oder Minuten geſchlafen, denn in den dumpfen, verworrenen Träumen war mir nichts begegnet, was mich an die Zeit erinnert hatte.
9. Es war dunkel in mir, als habe ich geruht in dieſes Meeres Schooß und ſei wie andere Geſtal¬ ten ihm entſtiegen. — Ich ſchien mir ein Tropfen Thaues, ich bewegte mich luſtig in der Luft hin und wieder, und freute mich, und mein Leben war, daß die Sonne ſich in mir ſpiegle und die Sterne mich be¬ ſchauten.
10. Ich ließ von den Lüften mich dahin tragen in raſchen Zügen, ich geſellte mich zum Abendroth, zu des Regenbogens ſiebenfarbigen Tropfen, ich reihte mit
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6. Und mancherlei Geſtalten ſtiegen auf aus dem
tiefen Meeresſchooß, und Nebel ſtiegen auf, und ſenk¬
ten ſich in Wolken, und in zuckenden Blitzen berührten
ſie die gebärenden Wogen.
7. Und immer mannichfaltiger entſtiegen der Tiefe
Geſtalten, mich ergriff Schwindel und Bangheit, meine
Gedanken wurden hiehin und dorthin getrieben, wie
eine Fackel vom Sturmwind, bis meine Erinnerung
erloſch.
8. Als ich wieder erwachte und von mir zu wiſſen
anfing, da beſann ich mich nicht, ob ich Jahrhunderte
oder Minuten geſchlafen, denn in den dumpfen,
verworrenen Träumen war mir nichts begegnet, was
mich an die Zeit erinnert hatte.
9. Es war dunkel in mir, als habe ich geruht in
dieſes Meeres Schooß und ſei wie andere Geſtal¬
ten ihm entſtiegen. — Ich ſchien mir ein Tropfen
Thaues, ich bewegte mich luſtig in der Luft hin und
wieder, und freute mich, und mein Leben war, daß
die Sonne ſich in mir ſpiegle und die Sterne mich be¬
ſchauten.
10. Ich ließ von den Lüften mich dahin tragen
in raſchen Zügen, ich geſellte mich zum Abendroth, zu
des Regenbogens ſiebenfarbigen Tropfen, ich reihte mit
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/42>, abgerufen am 21.11.2024.
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