rauscht kam und so kam ich an eine Stelle wo Fels¬ steine liegen, und der Bach theilt sich und muß Umwege machen und schäumt und braust, da blieb ich eine Weil stehen, das Brausen war mir grad so ein Seufzen, das lautete mir als wärs von einem Kind, da redete ich auch zu ihr wie zu einem Kind. "Du! -- Liebchen -- was fehlt Dir?" -- und als ichs ausgesagt hatte da befiel mich ein Schauer, und ich war beschämt wie wenn ich einen angeredet hätte der weit über mir stehe, und da legt ich mich plötzlich nieder und versteckte mein Gesicht ins Gras, und im Anfang war ich ganz betäubt, daß ich gar nicht wußte warum ich daher gekommen war, aber nach und nach besann ich mich, und nun wo ich an der Erde lag mit verborgnem Gesicht, da war ich einmal zärtlich, ach! ich sag Dir -- -- tausend süße Dinge drängten sich aus meinem Seelen¬ mund, ein Begehren sie zu lieben ich weiß nicht wies nachher gewesen ist, ich konnt ungern vom Platz auf¬ stehen, aber da ward mir so heiß auf dem Kopf, und wie ich ihn aufhob schien die Sonne so kräftig, und nichts war mehr düster und traurig, alles lebendig, ich war in der Seele als hab ich ein neu Leben empfan¬ gen, und die Wellen im Bach die über die Steine sich theilten schienen mir voller zu rieseln und lauter und
rauſcht kam und ſo kam ich an eine Stelle wo Fels¬ ſteine liegen, und der Bach theilt ſich und muß Umwege machen und ſchäumt und brauſt, da blieb ich eine Weil ſtehen, das Brauſen war mir grad ſo ein Seufzen, das lautete mir als wärs von einem Kind, da redete ich auch zu ihr wie zu einem Kind. „Du! — Liebchen — was fehlt Dir?“ — und als ichs ausgeſagt hatte da befiel mich ein Schauer, und ich war beſchämt wie wenn ich einen angeredet hätte der weit über mir ſtehe, und da legt ich mich plötzlich nieder und verſteckte mein Geſicht ins Gras, und im Anfang war ich ganz betäubt, daß ich gar nicht wußte warum ich daher gekommen war, aber nach und nach beſann ich mich, und nun wo ich an der Erde lag mit verborgnem Geſicht, da war ich einmal zärtlich, ach! ich ſag Dir — — tauſend ſüße Dinge drängten ſich aus meinem Seelen¬ mund, ein Begehren ſie zu lieben ich weiß nicht wies nachher geweſen iſt, ich konnt ungern vom Platz auf¬ ſtehen, aber da ward mir ſo heiß auf dem Kopf, und wie ich ihn aufhob ſchien die Sonne ſo kräftig, und nichts war mehr düſter und traurig, alles lebendig, ich war in der Seele als hab ich ein neu Leben empfan¬ gen, und die Wellen im Bach die über die Steine ſich theilten ſchienen mir voller zu rieſeln und lauter und
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rauſcht kam und ſo kam ich an eine Stelle wo Fels¬
ſteine liegen, und der Bach theilt ſich und muß Umwege
machen und ſchäumt und brauſt, da blieb ich eine Weil
ſtehen, das Brauſen war mir grad ſo ein Seufzen, das
lautete mir als wärs von einem Kind, da redete ich
auch zu ihr wie zu einem Kind. „Du! — Liebchen —
was fehlt Dir?“ — und als ichs ausgeſagt hatte
da befiel mich ein Schauer, und ich war beſchämt
wie wenn ich einen angeredet hätte der weit über
mir ſtehe, und da legt ich mich plötzlich nieder und
verſteckte mein Geſicht ins Gras, und im Anfang war
ich ganz betäubt, daß ich gar nicht wußte warum ich
daher gekommen war, aber nach und nach beſann ich
mich, und nun wo ich an der Erde lag mit verborgnem
Geſicht, da war ich einmal zärtlich, ach! ich ſag Dir —
— tauſend ſüße Dinge drängten ſich aus meinem Seelen¬
mund, ein Begehren ſie zu lieben ich weiß nicht wies
nachher geweſen iſt, ich konnt ungern vom Platz auf¬
ſtehen, aber da ward mir ſo heiß auf dem Kopf, und
wie ich ihn aufhob ſchien die Sonne ſo kräftig, und
nichts war mehr düſter und traurig, alles lebendig, ich
war in der Seele als hab ich ein neu Leben empfan¬
gen, und die Wellen im Bach die über die Steine ſich
theilten ſchienen mir voller zu rieſeln und lauter und
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/415>, abgerufen am 29.11.2024.
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