meine Gespräche mit dem Franzosen in Gedanken wei¬ ter führe. -- Ich brauch nur auf eine Natur zu treffen die mir liebreitzend scheint so bin ich gleich voller Ge¬ danken die mich belehren, als seien sie geweckt von je¬ nem; so jagt der Franzose in seinem adeligen Wesen jetzt eine Begeistrung nach der andern in mir auf, und ich glaub: keine Frage die ich nicht beantworten könnte sobald ich mir innerlich denke er höre mir zu, keine Hand¬ lung die ich nicht kühn genug wäre zu vollbringen wenn er mir zusähe, und was das auch sein möge was mich so anreizt -- gewiß ist es was großes was ganz göttliches daß der Mensch wo er das göttliche ahnt, das Schöne und Große gewahr wird, gleich harmonisch mit einstimmt und alle Feuer in ihm aufflammen. Ach ich denk mich schon in eine Schlacht auf einem Schim¬ mel neben ihm herreitend zwischen allem Donner der Geschütze, Rauch und Pulverdampf, in der Verwirrung großer entscheidender Momente, wie seinem sicheren Blick vertrauend ich alles glücklich vollende, ich denk noch mehr, alles was glühender Ehrgeiz nur zu unter¬ nehmen wagt das fährt durch meine Seele, ich erleb's -- ich bin glücklich, freudig, jauchze im Gelingen, und alles Volk umringt mich mitjauchzend und harrt mei¬
meine Geſpräche mit dem Franzoſen in Gedanken wei¬ ter führe. — Ich brauch nur auf eine Natur zu treffen die mir liebreitzend ſcheint ſo bin ich gleich voller Ge¬ danken die mich belehren, als ſeien ſie geweckt von je¬ nem; ſo jagt der Franzoſe in ſeinem adeligen Weſen jetzt eine Begeiſtrung nach der andern in mir auf, und ich glaub: keine Frage die ich nicht beantworten könnte ſobald ich mir innerlich denke er höre mir zu, keine Hand¬ lung die ich nicht kühn genug wäre zu vollbringen wenn er mir zuſähe, und was das auch ſein möge was mich ſo anreizt — gewiß iſt es was großes was ganz göttliches daß der Menſch wo er das göttliche ahnt, das Schöne und Große gewahr wird, gleich harmoniſch mit einſtimmt und alle Feuer in ihm aufflammen. Ach ich denk mich ſchon in eine Schlacht auf einem Schim¬ mel neben ihm herreitend zwiſchen allem Donner der Geſchütze, Rauch und Pulverdampf, in der Verwirrung großer entſcheidender Momente, wie ſeinem ſicheren Blick vertrauend ich alles glücklich vollende, ich denk noch mehr, alles was glühender Ehrgeiz nur zu unter¬ nehmen wagt das fährt durch meine Seele, ich erleb's — ich bin glücklich, freudig, jauchze im Gelingen, und alles Volk umringt mich mitjauchzend und harrt mei¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0391"n="375"/>
meine Geſpräche mit dem Franzoſen in Gedanken wei¬<lb/>
ter führe. — Ich brauch nur auf eine Natur zu treffen<lb/>
die mir liebreitzend ſcheint ſo bin ich gleich voller Ge¬<lb/>
danken die mich belehren, als ſeien ſie geweckt von je¬<lb/>
nem; ſo jagt der Franzoſe in ſeinem adeligen Weſen<lb/>
jetzt eine Begeiſtrung nach der andern in mir auf, und<lb/>
ich glaub: keine Frage die ich nicht beantworten könnte<lb/>ſobald ich mir innerlich denke er höre mir zu, keine Hand¬<lb/>
lung die ich nicht kühn genug wäre zu vollbringen<lb/>
wenn er mir zuſähe, und was das auch ſein möge was<lb/>
mich ſo anreizt — gewiß iſt es was großes was ganz<lb/>
göttliches daß der Menſch wo er das göttliche ahnt,<lb/>
das Schöne und Große gewahr wird, gleich harmoniſch<lb/>
mit einſtimmt und alle Feuer in ihm aufflammen. Ach<lb/>
ich denk mich ſchon in eine Schlacht auf einem Schim¬<lb/>
mel neben ihm herreitend zwiſchen allem Donner der<lb/>
Geſchütze, Rauch und Pulverdampf, in der Verwirrung<lb/>
großer entſcheidender Momente, wie ſeinem ſicheren<lb/>
Blick vertrauend ich alles glücklich vollende, ich denk<lb/>
noch mehr, alles was glühender Ehrgeiz nur zu unter¬<lb/>
nehmen wagt das fährt durch meine Seele, ich erleb's<lb/>— ich bin glücklich, freudig, jauchze im Gelingen, und<lb/>
alles Volk umringt mich mitjauchzend und harrt mei¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[375/0391]
meine Geſpräche mit dem Franzoſen in Gedanken wei¬
ter führe. — Ich brauch nur auf eine Natur zu treffen
die mir liebreitzend ſcheint ſo bin ich gleich voller Ge¬
danken die mich belehren, als ſeien ſie geweckt von je¬
nem; ſo jagt der Franzoſe in ſeinem adeligen Weſen
jetzt eine Begeiſtrung nach der andern in mir auf, und
ich glaub: keine Frage die ich nicht beantworten könnte
ſobald ich mir innerlich denke er höre mir zu, keine Hand¬
lung die ich nicht kühn genug wäre zu vollbringen
wenn er mir zuſähe, und was das auch ſein möge was
mich ſo anreizt — gewiß iſt es was großes was ganz
göttliches daß der Menſch wo er das göttliche ahnt,
das Schöne und Große gewahr wird, gleich harmoniſch
mit einſtimmt und alle Feuer in ihm aufflammen. Ach
ich denk mich ſchon in eine Schlacht auf einem Schim¬
mel neben ihm herreitend zwiſchen allem Donner der
Geſchütze, Rauch und Pulverdampf, in der Verwirrung
großer entſcheidender Momente, wie ſeinem ſicheren
Blick vertrauend ich alles glücklich vollende, ich denk
noch mehr, alles was glühender Ehrgeiz nur zu unter¬
nehmen wagt das fährt durch meine Seele, ich erleb's
— ich bin glücklich, freudig, jauchze im Gelingen, und
alles Volk umringt mich mitjauchzend und harrt mei¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/391>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.