leg im Schatten und hör den Bach rauschen neben mir, was der redet alles, und Antwort drauf geben muß! und streck die Ärm aus im kühlen Gras überm Kopf, und frag in meine Seel hinein alles was ich wissen will. Da wird mir Antwort, ich kann sie aber nicht gleich in Worte übertragen. Aber es giebt auch ein Gespräch ohne Worte. Aber Liebe ist doch wohl blos Gottheits¬ gespräch? -- Ja was soll sie anders sein? -- Frage und süße Antwort; könnt ich aufhören danach mich ewig zu sehnen? -- ich wär mir selber gestorben. Und die Seele die mich am tiefsten versteht -- mir am sehn¬ süchtigsten Antwort giebt, mich wieder frägt um Antwort, die muß ich lieben. -- Wissen wollen, ist ja schon Wis¬ sen, es ist Anschauen; und wenn ich anschaue so nehm ich ein Bild in mich auf, und das ist Wissen. Wie kann sich doch der Mensch nicht enthalten irgend was anders sein zu wollen als ein Liebender? -- Wie komm ich doch darauf? -- das ist von heut früh auf der Ger¬ bermühl unser Gespräch; -- ich sag Dir wenn ich ge¬ schwiegen hab so ist das weil mir die Worte nicht wohl¬ tönend genug vorkamen, ich seh mich im Geist um nach Klang, wenn ich etwas sagen will da find ich keinen Ton der stimmt, und Du kannst mirs glauben manches
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leg im Schatten und hör den Bach rauſchen neben mir, was der redet alles, und Antwort drauf geben muß! und ſtreck die Ärm aus im kühlen Gras überm Kopf, und frag in meine Seel hinein alles was ich wiſſen will. Da wird mir Antwort, ich kann ſie aber nicht gleich in Worte übertragen. Aber es giebt auch ein Geſpräch ohne Worte. Aber Liebe iſt doch wohl blos Gottheits¬ geſpräch? — Ja was ſoll ſie anders ſein? — Frage und ſüße Antwort; könnt ich aufhören danach mich ewig zu ſehnen? — ich wär mir ſelber geſtorben. Und die Seele die mich am tiefſten verſteht — mir am ſehn¬ ſüchtigſten Antwort giebt, mich wieder frägt um Antwort, die muß ich lieben. — Wiſſen wollen, iſt ja ſchon Wiſ¬ ſen, es iſt Anſchauen; und wenn ich anſchaue ſo nehm ich ein Bild in mich auf, und das iſt Wiſſen. Wie kann ſich doch der Menſch nicht enthalten irgend was anders ſein zu wollen als ein Liebender? — Wie komm ich doch darauf? — das iſt von heut früh auf der Ger¬ bermühl unſer Geſpräch; — ich ſag Dir wenn ich ge¬ ſchwiegen hab ſo iſt das weil mir die Worte nicht wohl¬ tönend genug vorkamen, ich ſeh mich im Geiſt um nach Klang, wenn ich etwas ſagen will da find ich keinen Ton der ſtimmt, und Du kannſt mirs glauben manches
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leg im Schatten und hör den Bach rauſchen neben mir,
was der redet alles, und Antwort drauf geben muß! und
ſtreck die Ärm aus im kühlen Gras überm Kopf, und
frag in meine Seel hinein alles was ich wiſſen will.
Da wird mir Antwort, ich kann ſie aber nicht gleich
in Worte übertragen. Aber es giebt auch ein Geſpräch
ohne Worte. Aber Liebe iſt doch wohl blos Gottheits¬
geſpräch? — Ja was ſoll ſie anders ſein? — Frage
und ſüße Antwort; könnt ich aufhören danach mich
ewig zu ſehnen? — ich wär mir ſelber geſtorben. Und
die Seele die mich am tiefſten verſteht — mir am ſehn¬
ſüchtigſten Antwort giebt, mich wieder frägt um Antwort,
die muß ich lieben. — Wiſſen wollen, iſt ja ſchon Wiſ¬
ſen, es iſt Anſchauen; und wenn ich anſchaue ſo nehm
ich ein Bild in mich auf, und das iſt Wiſſen. Wie
kann ſich doch der Menſch nicht enthalten irgend was
anders ſein zu wollen als ein Liebender? — Wie komm
ich doch darauf? — das iſt von heut früh auf der Ger¬
bermühl unſer Geſpräch; — ich ſag Dir wenn ich ge¬
ſchwiegen hab ſo iſt das weil mir die Worte nicht wohl¬
tönend genug vorkamen, ich ſeh mich im Geiſt um nach
Klang, wenn ich etwas ſagen will da find ich keinen
Ton der ſtimmt, und Du kannſt mirs glauben manches
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/379>, abgerufen am 25.11.2024.
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