Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.wo Du Zeit hernimmst zu Allem! -- Dies schöne Ge¬ wo Du Zeit hernimmſt zu Allem! — Dies ſchöne Ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0366" n="350"/> wo Du Zeit hernimmſt zu Allem! — Dies ſchöne Ge¬<lb/> dicht! — Wann haſt Dus geſchrieben? — Es dreht ſich<lb/> im Tanz und ſpielt ſich ſelbſt dazu auf — ſo leicht,<lb/> als ob ſichs ſo nur aus Deiner Bruſt athme ohne An¬<lb/> ſtoß. — Dein Gedicht was Du in der klangloſen Stunde<lb/> geſchrieben iſt doch klangreich, es ſchöpft die Töne aus<lb/> der Bruſt und ſtimmt ſie zu Melodieen. — Doch weile<lb/> ich lieber bei dem erſteren, denn das haſt Du doch ſpä¬<lb/> ter gemacht nicht wahr? und fühlſt auch wie ich daß<lb/> die Schmerzen im Geiſt immer mit auf die Pein der<lb/> Langeweile gegründet ſind. — Denn nehms wie Du<lb/> willſt; bräche das Leben ſich mit einmal eine neue<lb/> Bahn und wär ſie auch noch ſo uneben und holperig,<lb/> die Verzweiflung hätt ein Ende. Denn alles Schmerz¬<lb/> gefühl, alle Sehnſucht kommt doch nur daher weil die<lb/> grade Bahn des Lebens gehemmt iſt. — Beſinn Dich<lb/> doch auf unſere Reiſe-Abentheuer die wir den Winter<lb/> mit einander durchmachten, keiner von uns hatte eine<lb/> trübe Minute den ganzen Winter nicht, Deine Sehn¬<lb/> ſucht ins Innere von Aſien hinein brachte uns immer<lb/> unter die wilden Thiere. Tieger und Löwen und Ele¬<lb/> phanten haben uns Schabernack geſpielt. Was haben<lb/> wir für Sonnenhitz ausgeſtanden mitten im Eis; erſt<lb/> ſpäter merkte ich wie ſehr wir uns in dies Leben ver¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [350/0366]
wo Du Zeit hernimmſt zu Allem! — Dies ſchöne Ge¬
dicht! — Wann haſt Dus geſchrieben? — Es dreht ſich
im Tanz und ſpielt ſich ſelbſt dazu auf — ſo leicht,
als ob ſichs ſo nur aus Deiner Bruſt athme ohne An¬
ſtoß. — Dein Gedicht was Du in der klangloſen Stunde
geſchrieben iſt doch klangreich, es ſchöpft die Töne aus
der Bruſt und ſtimmt ſie zu Melodieen. — Doch weile
ich lieber bei dem erſteren, denn das haſt Du doch ſpä¬
ter gemacht nicht wahr? und fühlſt auch wie ich daß
die Schmerzen im Geiſt immer mit auf die Pein der
Langeweile gegründet ſind. — Denn nehms wie Du
willſt; bräche das Leben ſich mit einmal eine neue
Bahn und wär ſie auch noch ſo uneben und holperig,
die Verzweiflung hätt ein Ende. Denn alles Schmerz¬
gefühl, alle Sehnſucht kommt doch nur daher weil die
grade Bahn des Lebens gehemmt iſt. — Beſinn Dich
doch auf unſere Reiſe-Abentheuer die wir den Winter
mit einander durchmachten, keiner von uns hatte eine
trübe Minute den ganzen Winter nicht, Deine Sehn¬
ſucht ins Innere von Aſien hinein brachte uns immer
unter die wilden Thiere. Tieger und Löwen und Ele¬
phanten haben uns Schabernack geſpielt. Was haben
wir für Sonnenhitz ausgeſtanden mitten im Eis; erſt
ſpäter merkte ich wie ſehr wir uns in dies Leben ver¬
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