Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.Wandrer. O ihr! die in der Erde waltet, Der Dinge Tiefe habt gestaltet, Enthüllt, enthüllt euch mir! Erdgeister. Opfer nicht und Zauberworte Dringen durch der Erde Pforte, Erhörung ist nicht hier. Das Ungeborne ruhet hier verhüllet Geheimnißvoll, bis seine Zeit erfüllet. Wandrer. So nehmt mich auf, geheimnißvolle Mächte, O wieget mich in tiefem Schlummer ein. Verhüllet mich in eure Mitternächte, Ich trete freudig aus des Lebensreihn. Laßt wieder mich zum Mutterschooße sinken, Vergessenheit und neues Dasein trinken. Erdgeister. Umsonst! an dir ist uns're Macht verloren, Zu spät! du bist dem Tage schon geboren; Geschieden aus dem Lebenselement. Dem Werden können wir, und nicht dem Seyn ge¬ bieten Und du bist schon vom Mutterschooß geschieden Wandrer. O ihr! die in der Erde waltet, Der Dinge Tiefe habt geſtaltet, Enthüllt, enthüllt euch mir! Erdgeiſter. Opfer nicht und Zauberworte Dringen durch der Erde Pforte, Erhörung iſt nicht hier. Das Ungeborne ruhet hier verhüllet Geheimnißvoll, bis ſeine Zeit erfüllet. Wandrer. So nehmt mich auf, geheimnißvolle Mächte, O wieget mich in tiefem Schlummer ein. Verhüllet mich in eure Mitternächte, Ich trete freudig aus des Lebensreihn. Laßt wieder mich zum Mutterſchooße ſinken, Vergeſſenheit und neues Daſein trinken. Erdgeiſter. Umſonſt! an dir iſt unſ're Macht verloren, Zu ſpät! du biſt dem Tage ſchon geboren; Geſchieden aus dem Lebenselement. Dem Werden können wir, und nicht dem Seyn ge¬ bieten Und du biſt ſchon vom Mutterſchooß geſchieden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0362" n="346"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Wandrer</hi>.</head><lb/> <lg n="16"> <l>O ihr! die in der Erde waltet,</l><lb/> <l>Der Dinge Tiefe habt geſtaltet,</l><lb/> <l>Enthüllt, enthüllt euch mir!</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Erdgeiſter</hi>.</head><lb/> <lg n="17"> <l>Opfer nicht und Zauberworte</l><lb/> <l>Dringen durch der Erde Pforte,</l><lb/> <l>Erhörung iſt nicht hier.</l><lb/> <l>Das Ungeborne ruhet hier verhüllet</l><lb/> <l>Geheimnißvoll, bis ſeine Zeit erfüllet.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Wandrer</hi>.</head><lb/> <lg n="18"> <l>So nehmt mich auf, geheimnißvolle Mächte,</l><lb/> <l>O wieget mich in tiefem Schlummer ein.</l><lb/> <l>Verhüllet mich in eure Mitternächte,</l><lb/> <l>Ich trete freudig aus des Lebensreihn.</l><lb/> <l>Laßt wieder mich zum Mutterſchooße ſinken,</l><lb/> <l>Vergeſſenheit und neues Daſein trinken.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Erdgeiſter</hi>.</head><lb/> <lg n="19"> <l>Umſonſt! an dir iſt unſ're Macht verloren,</l><lb/> <l>Zu ſpät! du biſt dem Tage ſchon geboren;</l><lb/> <l>Geſchieden aus dem Lebenselement.</l><lb/> <l>Dem Werden können wir, und nicht dem Seyn ge¬<lb/><hi rendition="#et">bieten</hi></l><lb/> <l>Und du biſt ſchon vom Mutterſchooß geſchieden</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0362]
Wandrer.
O ihr! die in der Erde waltet,
Der Dinge Tiefe habt geſtaltet,
Enthüllt, enthüllt euch mir!
Erdgeiſter.
Opfer nicht und Zauberworte
Dringen durch der Erde Pforte,
Erhörung iſt nicht hier.
Das Ungeborne ruhet hier verhüllet
Geheimnißvoll, bis ſeine Zeit erfüllet.
Wandrer.
So nehmt mich auf, geheimnißvolle Mächte,
O wieget mich in tiefem Schlummer ein.
Verhüllet mich in eure Mitternächte,
Ich trete freudig aus des Lebensreihn.
Laßt wieder mich zum Mutterſchooße ſinken,
Vergeſſenheit und neues Daſein trinken.
Erdgeiſter.
Umſonſt! an dir iſt unſ're Macht verloren,
Zu ſpät! du biſt dem Tage ſchon geboren;
Geſchieden aus dem Lebenselement.
Dem Werden können wir, und nicht dem Seyn ge¬
bieten
Und du biſt ſchon vom Mutterſchooß geſchieden
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