Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.Der die Rosse westwärts lenket, Und es sendet mir noch Blicke, Liebevoll der Gott zurücke Scheidend küßt er mich; Und ich seh es, weine Thränen Und ein süßes stilles Sehnen Färbet bleicher mich; Bleicher, bis mich hat umschlungen, Sie, aus der ich halb entsprungen, Die verhüllte Nacht. In ihre Tiefen führt mich ein Verlangen Mein Auge schauet noch der Sonne Pracht, Doch tief im Thale hat sie mich umpfangen Den Dämmerschein verschlingt schon Mitternacht. Wandrer. O führe mich! du kennest wohl die Pfade Ins alte Reich der dunklen Mitternacht; Hinab will ich ans finstere Gestade Wo nie der Morgen, nie der Mittag lacht. Entsagen will ich jenem Tagesschimmer Der ungern nur der Erde sich vermählt, Geblendet hat mich trüg'risch, nur der Flimmer, Der Ird'sches nie zur Heimath sich erwählt. Der die Roſſe weſtwärts lenket, Und es ſendet mir noch Blicke, Liebevoll der Gott zurücke Scheidend küßt er mich; Und ich ſeh es, weine Thränen Und ein ſüßes ſtilles Sehnen Färbet bleicher mich; Bleicher, bis mich hat umſchlungen, Sie, aus der ich halb entſprungen, Die verhüllte Nacht. In ihre Tiefen führt mich ein Verlangen Mein Auge ſchauet noch der Sonne Pracht, Doch tief im Thale hat ſie mich umpfangen Den Dämmerſchein verſchlingt ſchon Mitternacht. Wandrer. O führe mich! du kenneſt wohl die Pfade Ins alte Reich der dunklen Mitternacht; Hinab will ich ans finſtere Geſtade Wo nie der Morgen, nie der Mittag lacht. Entſagen will ich jenem Tagesſchimmer Der ungern nur der Erde ſich vermählt, Geblendet hat mich trüg'riſch, nur der Flimmer, Der Ird'ſches nie zur Heimath ſich erwählt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0358" n="342"/> <l>Der die Roſſe weſtwärts lenket,</l><lb/> <l>Daß ſich hin der Wagen ſenket,</l><lb/> <l>An des Tages Ziel.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und es ſendet mir noch Blicke,</l><lb/> <l>Liebevoll der Gott zurücke</l><lb/> <l>Scheidend küßt er mich;</l><lb/> <l>Und ich ſeh es, weine Thränen</l><lb/> <l>Und ein ſüßes ſtilles Sehnen</l><lb/> <l>Färbet bleicher mich;</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Bleicher, bis mich hat umſchlungen,</l><lb/> <l>Sie, aus der ich halb entſprungen,</l><lb/> <l>Die verhüllte Nacht.</l><lb/> <l>In ihre Tiefen führt mich ein Verlangen</l><lb/> <l>Mein Auge ſchauet noch der Sonne Pracht,</l><lb/> <l>Doch tief im Thale hat ſie mich umpfangen</l><lb/> <l>Den Dämmerſchein verſchlingt ſchon Mitternacht.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Wandrer</hi>.</head><lb/> <lg n="7"> <l>O führe mich! du kenneſt wohl die Pfade</l><lb/> <l>Ins alte Reich der dunklen Mitternacht;</l><lb/> <l>Hinab will ich ans finſtere Geſtade</l><lb/> <l>Wo nie der Morgen, nie der Mittag lacht.</l><lb/> <l>Entſagen will ich jenem Tagesſchimmer</l><lb/> <l>Der ungern nur der Erde ſich vermählt,</l><lb/> <l>Geblendet hat mich trüg'riſch, nur der Flimmer,</l><lb/> <l>Der Ird'ſches nie zur Heimath ſich erwählt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0358]
Der die Roſſe weſtwärts lenket,
Daß ſich hin der Wagen ſenket,
An des Tages Ziel.
Und es ſendet mir noch Blicke,
Liebevoll der Gott zurücke
Scheidend küßt er mich;
Und ich ſeh es, weine Thränen
Und ein ſüßes ſtilles Sehnen
Färbet bleicher mich;
Bleicher, bis mich hat umſchlungen,
Sie, aus der ich halb entſprungen,
Die verhüllte Nacht.
In ihre Tiefen führt mich ein Verlangen
Mein Auge ſchauet noch der Sonne Pracht,
Doch tief im Thale hat ſie mich umpfangen
Den Dämmerſchein verſchlingt ſchon Mitternacht.
Wandrer.
O führe mich! du kenneſt wohl die Pfade
Ins alte Reich der dunklen Mitternacht;
Hinab will ich ans finſtere Geſtade
Wo nie der Morgen, nie der Mittag lacht.
Entſagen will ich jenem Tagesſchimmer
Der ungern nur der Erde ſich vermählt,
Geblendet hat mich trüg'riſch, nur der Flimmer,
Der Ird'ſches nie zur Heimath ſich erwählt.
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