Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Produkt jener Stunde, wo Deine Liebe dieser gewaltsa¬
men Stimmung in mir so streng entgegentrat leg ich
Dir hier bei. -- Dichten in jedem Herzensdrang hat
mich immer neu erfrischt, ich war nicht länger gedrückt
wenn ich mein Verstummen konnt erklingen lassen.

Des Wandrers Niederfahrt.
Wandrer.
Dies ist, hat mich der Meister nicht betrogen
Des Westes Meer in dem der Nachtwind braußt.
Dies ist der Untergang von Gold umzogen,
Und dies die Grotte, wo mein Führer haußt. --
Bist du es nicht, den Tag und Nacht geboren
Des Scheitel freundlich Abendröthe küßt!
In dem sein Leben Hälios verloren
Und dessen Gürtel schon die Nacht umfließt.
Herold der Nacht! bist du's der zu ihr führet
Der Sohn den sie dem Sonnengott gebieret?
Führer.
Ja, du bist an dessen Grotte,
Der dem starken Sonnengotte
In die Zügel fiel.

Produkt jener Stunde, wo Deine Liebe dieſer gewaltſa¬
men Stimmung in mir ſo ſtreng entgegentrat leg ich
Dir hier bei. — Dichten in jedem Herzensdrang hat
mich immer neu erfriſcht, ich war nicht länger gedrückt
wenn ich mein Verſtummen konnt erklingen laſſen.

Des Wandrers Niederfahrt.
Wandrer.
Dies iſt, hat mich der Meiſter nicht betrogen
Des Weſtes Meer in dem der Nachtwind braußt.
Dies iſt der Untergang von Gold umzogen,
Und dies die Grotte, wo mein Führer haußt. —
Biſt du es nicht, den Tag und Nacht geboren
Des Scheitel freundlich Abendröthe küßt!
In dem ſein Leben Hälios verloren
Und deſſen Gürtel ſchon die Nacht umfließt.
Herold der Nacht! biſt du's der zu ihr führet
Der Sohn den ſie dem Sonnengott gebieret?
Führer.
Ja, du biſt an deſſen Grotte,
Der dem ſtarken Sonnengotte
In die Zügel fiel.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0357" n="341"/>
Produkt jener Stunde, wo Deine Liebe die&#x017F;er gewalt&#x017F;<lb/>
men Stimmung in mir &#x017F;o &#x017F;treng entgegentrat leg ich<lb/>
Dir hier bei. &#x2014; Dichten in jedem Herzensdrang hat<lb/>
mich immer neu erfri&#x017F;cht, ich war nicht länger gedrückt<lb/>
wenn ich mein Ver&#x017F;tummen konnt erklingen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Des Wandrers Niederfahrt</hi>.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#g">Wandrer</hi>.</head><lb/>
            <lg n="1">
              <l>Dies i&#x017F;t, hat mich der Mei&#x017F;ter nicht betrogen</l><lb/>
              <l>Des We&#x017F;tes Meer in dem der Nachtwind braußt.</l><lb/>
              <l>Dies i&#x017F;t der Untergang von Gold umzogen,</l><lb/>
              <l>Und dies die Grotte, wo mein Führer haußt. &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Bi&#x017F;t du es nicht, den Tag und Nacht geboren</l><lb/>
              <l>Des Scheitel freundlich Abendröthe küßt!</l><lb/>
              <l>In dem &#x017F;ein Leben Hälios verloren</l><lb/>
              <l>Und de&#x017F;&#x017F;en Gürtel &#x017F;chon die Nacht umfließt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Herold der Nacht! bi&#x017F;t du's der zu ihr führet</l><lb/>
              <l>Der Sohn den &#x017F;ie dem Sonnengott gebieret?</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#g">Führer</hi>.</head><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Ja, du bi&#x017F;t an de&#x017F;&#x017F;en Grotte,</l><lb/>
              <l>Der dem &#x017F;tarken Sonnengotte</l><lb/>
              <l>In die Zügel fiel.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0357] Produkt jener Stunde, wo Deine Liebe dieſer gewaltſa¬ men Stimmung in mir ſo ſtreng entgegentrat leg ich Dir hier bei. — Dichten in jedem Herzensdrang hat mich immer neu erfriſcht, ich war nicht länger gedrückt wenn ich mein Verſtummen konnt erklingen laſſen. Des Wandrers Niederfahrt. Wandrer. Dies iſt, hat mich der Meiſter nicht betrogen Des Weſtes Meer in dem der Nachtwind braußt. Dies iſt der Untergang von Gold umzogen, Und dies die Grotte, wo mein Führer haußt. — Biſt du es nicht, den Tag und Nacht geboren Des Scheitel freundlich Abendröthe küßt! In dem ſein Leben Hälios verloren Und deſſen Gürtel ſchon die Nacht umfließt. Herold der Nacht! biſt du's der zu ihr führet Der Sohn den ſie dem Sonnengott gebieret? Führer. Ja, du biſt an deſſen Grotte, Der dem ſtarken Sonnengotte In die Zügel fiel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/357
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/357>, abgerufen am 22.12.2024.