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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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es und ging zurück und stellte sich unter die andern,
er mußte auch tanzen mit den Prinzessinnen und
hatte viel Geschäfte und mußte eine Weile mit dem
König von Preußen sprechen, aber ich sah doch daß
er mich im Aug behielt den ganzen Abend, und selbst
während er mit dem König sprach sah er herüber,
sehr ernsthaft immer, ich war heimlich vergnügt aber
doch hätt ich jeden Augenblick weinen mögen, als wir
weggingen flüsterte er mir ins Ohr, Du gleichst der So¬
phie. Was war das alles was mir durch die Seele
ging? -- ich weiß es nicht. Am andern Tag wo ich
nicht wie gewöhnlich zu Dir kam, da hatte Moritz am
Morgen seinen Gärtner geschickt mit einem Wagen voll
schöner seltner Blumen die stellte er ohne mein Wissen
hinter der Bohnenwand auf -- und als ich sie sah, war
ich erst gar erschrocken, und verstand nicht wie die Blu¬
men daher gekommen waren, aber bald verstand ich, er
müßte mich doch wohl gesehen haben hinter der Boh¬
nenwand am vorigen Tag. -- -- Ach ich war während
diesen Stunden so wunderlich bewegt gewesen: von Dir,
von Kränkungen, von Mitleid daß er verläumdet war;
von seinem feinen Wesen zu mir, und dann daß er mir
gesagt hatte so leise, Du gleichst der Sophie, die ihm
doch gestorben war, -- daß ich nicht mehr wußte was

es und ging zurück und ſtellte ſich unter die andern,
er mußte auch tanzen mit den Prinzeſſinnen und
hatte viel Geſchäfte und mußte eine Weile mit dem
König von Preußen ſprechen, aber ich ſah doch daß
er mich im Aug behielt den ganzen Abend, und ſelbſt
während er mit dem König ſprach ſah er herüber,
ſehr ernſthaft immer, ich war heimlich vergnügt aber
doch hätt ich jeden Augenblick weinen mögen, als wir
weggingen flüſterte er mir ins Ohr, Du gleichſt der So¬
phie. Was war das alles was mir durch die Seele
ging? — ich weiß es nicht. Am andern Tag wo ich
nicht wie gewöhnlich zu Dir kam, da hatte Moritz am
Morgen ſeinen Gärtner geſchickt mit einem Wagen voll
ſchöner ſeltner Blumen die ſtellte er ohne mein Wiſſen
hinter der Bohnenwand auf — und als ich ſie ſah, war
ich erſt gar erſchrocken, und verſtand nicht wie die Blu¬
men daher gekommen waren, aber bald verſtand ich, er
müßte mich doch wohl geſehen haben hinter der Boh¬
nenwand am vorigen Tag. — — Ach ich war während
dieſen Stunden ſo wunderlich bewegt geweſen: von Dir,
von Kränkungen, von Mitleid daß er verläumdet war;
von ſeinem feinen Weſen zu mir, und dann daß er mir
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[322/0338] es und ging zurück und ſtellte ſich unter die andern, er mußte auch tanzen mit den Prinzeſſinnen und hatte viel Geſchäfte und mußte eine Weile mit dem König von Preußen ſprechen, aber ich ſah doch daß er mich im Aug behielt den ganzen Abend, und ſelbſt während er mit dem König ſprach ſah er herüber, ſehr ernſthaft immer, ich war heimlich vergnügt aber doch hätt ich jeden Augenblick weinen mögen, als wir weggingen flüſterte er mir ins Ohr, Du gleichſt der So¬ phie. Was war das alles was mir durch die Seele ging? — ich weiß es nicht. Am andern Tag wo ich nicht wie gewöhnlich zu Dir kam, da hatte Moritz am Morgen ſeinen Gärtner geſchickt mit einem Wagen voll ſchöner ſeltner Blumen die ſtellte er ohne mein Wiſſen hinter der Bohnenwand auf — und als ich ſie ſah, war ich erſt gar erſchrocken, und verſtand nicht wie die Blu¬ men daher gekommen waren, aber bald verſtand ich, er müßte mich doch wohl geſehen haben hinter der Boh¬ nenwand am vorigen Tag. — — Ach ich war während dieſen Stunden ſo wunderlich bewegt geweſen: von Dir, von Kränkungen, von Mitleid daß er verläumdet war; von ſeinem feinen Weſen zu mir, und dann daß er mir geſagt hatte ſo leiſe, Du gleichſt der Sophie, die ihm doch geſtorben war, — daß ich nicht mehr wußte was

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/338>, abgerufen am 22.11.2024.