reden, ich sann auf Worte wie ich mit Dir anheben sollt; -- ich suchte in weiten Kreisen umher, nichts schien mir geeignet diese Stille zu unterbrechen, die immer tie¬ fer und tiefer sich wurzelte und mir wie einen Schlum¬ mer durch den Kopf strömte, dem ich nicht mehr wider¬ stand -- ich legte mich träumend auf die Fensterbank mit dem Kopf, und so wer weiß wie viel Zeit verging, da kam Licht ins Zimmer, und als ich aufsah da standst Du über mir gebeugt und sahst auf mich, und als ich Dich fragend ansah, da gabst Du zur Antwort: -- "Ja ich fühle oft wie eine Lücke hier in der Brust, die kann ich nicht berühren, sie schmerzt;" ich sagte kann ich sie nicht ausfüllen diese Lücke? -- "Auch das würde schmerzen sagtest Du; da reicht ich Dir die Hand und ging, und lang verfolgte mich Dein Blick der so still war und so innerlich und doch nur wie über mir hinstreifte. O ich hatte Dich im Heimgehen so lieb, ich schlang meine Arme um Dich so fest in Gedanken, ich dacht ich wollte Dich tragen auf meinen Armen ans End der Welt, und dort Dich an einen schönen moos¬ reichen Platz niedersetzen, da wollt ich Dir dienen und nichts Dich berühren lassen was Dir weh thun könne; ja so wars in meinem kindischen Herzen, mit Gewalt wollt ich Dich fröhlich machen und dachte einen Augen¬
reden, ich ſann auf Worte wie ich mit Dir anheben ſollt; — ich ſuchte in weiten Kreiſen umher, nichts ſchien mir geeignet dieſe Stille zu unterbrechen, die immer tie¬ fer und tiefer ſich wurzelte und mir wie einen Schlum¬ mer durch den Kopf ſtrömte, dem ich nicht mehr wider¬ ſtand — ich legte mich träumend auf die Fenſterbank mit dem Kopf, und ſo wer weiß wie viel Zeit verging, da kam Licht ins Zimmer, und als ich aufſah da ſtandſt Du über mir gebeugt und ſahſt auf mich, und als ich Dich fragend anſah, da gabſt Du zur Antwort: — „Ja ich fühle oft wie eine Lücke hier in der Bruſt, die kann ich nicht berühren, ſie ſchmerzt;“ ich ſagte kann ich ſie nicht ausfüllen dieſe Lücke? — „Auch das würde ſchmerzen ſagteſt Du; da reicht ich Dir die Hand und ging, und lang verfolgte mich Dein Blick der ſo ſtill war und ſo innerlich und doch nur wie über mir hinſtreifte. O ich hatte Dich im Heimgehen ſo lieb, ich ſchlang meine Arme um Dich ſo feſt in Gedanken, ich dacht ich wollte Dich tragen auf meinen Armen ans End der Welt, und dort Dich an einen ſchönen moos¬ reichen Platz niederſetzen, da wollt ich Dir dienen und nichts Dich berühren laſſen was Dir weh thun könne; ja ſo wars in meinem kindiſchen Herzen, mit Gewalt wollt ich Dich fröhlich machen und dachte einen Augen¬
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reden, ich ſann auf Worte wie ich mit Dir anheben
ſollt; — ich ſuchte in weiten Kreiſen umher, nichts ſchien
mir geeignet dieſe Stille zu unterbrechen, die immer tie¬
fer und tiefer ſich wurzelte und mir wie einen Schlum¬
mer durch den Kopf ſtrömte, dem ich nicht mehr wider¬
ſtand — ich legte mich träumend auf die Fenſterbank mit
dem Kopf, und ſo wer weiß wie viel Zeit verging, da
kam Licht ins Zimmer, und als ich aufſah da ſtandſt
Du über mir gebeugt und ſahſt auf mich, und als ich
Dich fragend anſah, da gabſt Du zur Antwort: —
„Ja ich fühle oft wie eine Lücke hier in der Bruſt,
die kann ich nicht berühren, ſie ſchmerzt;“ ich ſagte
kann ich ſie nicht ausfüllen dieſe Lücke? — „Auch
das würde ſchmerzen ſagteſt Du; da reicht ich Dir die
Hand und ging, und lang verfolgte mich Dein Blick
der ſo ſtill war und ſo innerlich und doch nur wie über
mir hinſtreifte. O ich hatte Dich im Heimgehen ſo lieb,
ich ſchlang meine Arme um Dich ſo feſt in Gedanken,
ich dacht ich wollte Dich tragen auf meinen Armen ans
End der Welt, und dort Dich an einen ſchönen moos¬
reichen Platz niederſetzen, da wollt ich Dir dienen und
nichts Dich berühren laſſen was Dir weh thun könne;
ja ſo wars in meinem kindiſchen Herzen, mit Gewalt
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/334>, abgerufen am 22.11.2024.
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