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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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sind ich wohl ein ander End, aber weil es nicht das
erste war was von selbst aus meinen Sinnen hervorge¬
gangen, dann bin ich unruhig als sei es falsch, und den
Takt zu finden das ist mir ganz unmöglich -- der Hof¬
mann will mir oft Takttheile zusammenrücken, das kann
ich nicht wollen, oft geb ichs zu, dann wills mein Gefühl
wieder anders, der Hofmann hat eine unsägliche Ge¬
duld mit mir, und meint dies alles werd sich finden, so
wie ich erst gewohnt sei aufzuschreiben da werde ich der
Sache schon Meister werden; wenn er mir das sagt das
macht mich ganz traurig-- ich mag nicht Meister wer¬
den ich will mich bemeistern lassen von diesen Musik¬
fluthen von denen ich nicht weiß ob sie Werth haben
können für ein ander Ohr, das schadet nicht, sie reden
mit mir, und sagen mir volle Lebensaccorde die ich er¬
kenne als Eins mich machend mit der Natur, das ists
was mich hindert. Es ist mir als wolle ich in Weis¬
sagungen pfuschen. -- -- Ja es wird schwer gehen mit
dem Lernen. Und doch! -- ich hab den Willen und
thue das mögliche in dieser Einöde von Talentlosigkeit;
-- und von dem Geist der Leben in mir ist da muß ich
Abschied nehmen wenn ich lernen will, da sag ich mir
es sei nur auf Zeiten, er werde wiederkehren der Geist,

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ſind ich wohl ein ander End, aber weil es nicht das
erſte war was von ſelbſt aus meinen Sinnen hervorge¬
gangen, dann bin ich unruhig als ſei es falſch, und den
Takt zu finden das iſt mir ganz unmöglich — der Hof¬
mann will mir oft Takttheile zuſammenrücken, das kann
ich nicht wollen, oft geb ichs zu, dann wills mein Gefühl
wieder anders, der Hofmann hat eine unſägliche Ge¬
duld mit mir, und meint dies alles werd ſich finden, ſo
wie ich erſt gewohnt ſei aufzuſchreiben da werde ich der
Sache ſchon Meiſter werden; wenn er mir das ſagt das
macht mich ganz traurig— ich mag nicht Meiſter wer¬
den ich will mich bemeiſtern laſſen von dieſen Muſik¬
fluthen von denen ich nicht weiß ob ſie Werth haben
können für ein ander Ohr, das ſchadet nicht, ſie reden
mit mir, und ſagen mir volle Lebensaccorde die ich er¬
kenne als Eins mich machend mit der Natur, das iſts
was mich hindert. Es iſt mir als wolle ich in Weis¬
ſagungen pfuſchen. — — Ja es wird ſchwer gehen mit
dem Lernen. Und doch! — ich hab den Willen und
thue das mögliche in dieſer Einöde von Talentloſigkeit;
— und von dem Geiſt der Leben in mir iſt da muß ich
Abſchied nehmen wenn ich lernen will, da ſag ich mir
es ſei nur auf Zeiten, er werde wiederkehren der Geiſt,

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[315/0331] ſind ich wohl ein ander End, aber weil es nicht das erſte war was von ſelbſt aus meinen Sinnen hervorge¬ gangen, dann bin ich unruhig als ſei es falſch, und den Takt zu finden das iſt mir ganz unmöglich — der Hof¬ mann will mir oft Takttheile zuſammenrücken, das kann ich nicht wollen, oft geb ichs zu, dann wills mein Gefühl wieder anders, der Hofmann hat eine unſägliche Ge¬ duld mit mir, und meint dies alles werd ſich finden, ſo wie ich erſt gewohnt ſei aufzuſchreiben da werde ich der Sache ſchon Meiſter werden; wenn er mir das ſagt das macht mich ganz traurig— ich mag nicht Meiſter wer¬ den ich will mich bemeiſtern laſſen von dieſen Muſik¬ fluthen von denen ich nicht weiß ob ſie Werth haben können für ein ander Ohr, das ſchadet nicht, ſie reden mit mir, und ſagen mir volle Lebensaccorde die ich er¬ kenne als Eins mich machend mit der Natur, das iſts was mich hindert. Es iſt mir als wolle ich in Weis¬ ſagungen pfuſchen. — — Ja es wird ſchwer gehen mit dem Lernen. Und doch! — ich hab den Willen und thue das mögliche in dieſer Einöde von Talentloſigkeit; — und von dem Geiſt der Leben in mir iſt da muß ich Abſchied nehmen wenn ich lernen will, da ſag ich mir es ſei nur auf Zeiten, er werde wiederkehren der Geiſt, 14*

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/331>, abgerufen am 22.11.2024.