Die regt jene auf, zärtlich oder feurig alle mitsammt glühen für einander durch den Geist, und da glühts und da sprühts, und da scheint endlich der Alletagstag so nüchtern hinein, und reißt die Feuer auseinander, und löscht die Brände und macht den Alltagsmenschen aus einem; das ist eure Noth um mich, und diese Schicksale schweben mir in der Brust indessen, und fordern Ant¬ wort jeden Augenblick. Ach da giebts Streit, Versöh¬ nung, heimlich Glückspenden, und dies alles ist wie der laue Abendwind der von selbst herübergeklettert kommt, ich hör ihn schleichen, sacht an mich heran, und mir am Herzen flattern, und dann bin ich schmerzzerrissen; von was? -- ich kanns nichts sagen; -- mein Herz -- zu schwach ists. -- Daß es geliebt wär von einer höhern Macht, süß begehrend! es kanns nicht tragen. -- Den Geist außer mir, in der Luftwelle oder im Mondglanz, oder sonst -- spricht der mit mir, das ertrag ich nicht -- dann bitt ich laß mich schlafen -- Dir im Schooß. Denn ich kann ihm nicht ins Antlitz schauen, und sag ihm ich wolle sterben, er soll mich zudecken -- mit grünen Zweigen, Er der neben mir steht, oder über mir, und mich ansieht so still. Was ist vernichtendes in der Liebe? -- daß ich sag ich wolle sterben? -- denn ich
hab
Die regt jene auf, zärtlich oder feurig alle mitſammt glühen für einander durch den Geiſt, und da glühts und da ſprühts, und da ſcheint endlich der Alletagstag ſo nüchtern hinein, und reißt die Feuer auseinander, und löſcht die Brände und macht den Alltagsmenſchen aus einem; das iſt eure Noth um mich, und dieſe Schickſale ſchweben mir in der Bruſt indeſſen, und fordern Ant¬ wort jeden Augenblick. Ach da giebts Streit, Verſöh¬ nung, heimlich Glückſpenden, und dies alles iſt wie der laue Abendwind der von ſelbſt herübergeklettert kommt, ich hör ihn ſchleichen, ſacht an mich heran, und mir am Herzen flattern, und dann bin ich ſchmerzzerriſſen; von was? — ich kanns nichts ſagen; — mein Herz — zu ſchwach iſts. — Daß es geliebt wär von einer höhern Macht, ſüß begehrend! es kanns nicht tragen. — Den Geiſt außer mir, in der Luftwelle oder im Mondglanz, oder ſonſt — ſpricht der mit mir, das ertrag ich nicht — dann bitt ich laß mich ſchlafen — Dir im Schooß. Denn ich kann ihm nicht ins Antlitz ſchauen, und ſag ihm ich wolle ſterben, er ſoll mich zudecken — mit grünen Zweigen, Er der neben mir ſteht, oder über mir, und mich anſieht ſo ſtill. Was iſt vernichtendes in der Liebe? — daß ich ſag ich wolle ſterben? — denn ich
hab
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Die regt jene auf, zärtlich oder feurig alle mitſammt
glühen für einander durch den Geiſt, und da glühts
und da ſprühts, und da ſcheint endlich der Alletagstag
ſo nüchtern hinein, und reißt die Feuer auseinander, und
löſcht die Brände und macht den Alltagsmenſchen aus
einem; das iſt eure Noth um mich, und dieſe Schickſale
ſchweben mir in der Bruſt indeſſen, und fordern Ant¬
wort jeden Augenblick. Ach da giebts Streit, Verſöh¬
nung, heimlich Glückſpenden, und dies alles iſt wie der
laue Abendwind der von ſelbſt herübergeklettert kommt,
ich hör ihn ſchleichen, ſacht an mich heran, und mir am
Herzen flattern, und dann bin ich ſchmerzzerriſſen; von
was? — ich kanns nichts ſagen; — mein Herz — zu
ſchwach iſts. — Daß es geliebt wär von einer höhern
Macht, ſüß begehrend! es kanns nicht tragen. — Den
Geiſt außer mir, in der Luftwelle oder im Mondglanz,
oder ſonſt — ſpricht der mit mir, das ertrag ich nicht
— dann bitt ich laß mich ſchlafen — Dir im Schooß.
Denn ich kann ihm nicht ins Antlitz ſchauen, und ſag
ihm ich wolle ſterben, er ſoll mich zudecken — mit grünen
Zweigen, Er der neben mir ſteht, oder über mir, und
mich anſieht ſo ſtill. Was iſt vernichtendes in der
Liebe? — daß ich ſag ich wolle ſterben? — denn ich
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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