mich ob ich Leben wecke oder ob ich todt sei. -- Und da fiel mir ein, daß Gott sprach: Es werde, und daß die Sprach Gottes ein Erschaffen sei; -- und das wollt ich nachahmen. Ich ging am Mainufer am Abend, ich sah in der Ferne den blauen Taunus, und sah ihn drauf an daß er lebendig solle werden. Wie bald war mein Wille erfüllt! Du hättest sehen sollen und fühlen den Strom lebendigen Athems der herüberwallte von ihm auf mich, wo ich saß. Die Schwalben kamen vorausgeflogen, die Nebel stiegen herab, die Abendstrah¬ len überleuchteten ihn flüchtig und die Wiesen am Ab¬ hang, die Blumengärten alles strömte er hinab aus seinem Thalschooß mir zu, und enthüllte sich vor mir daß der Blick ihn deutlich fassen konnt, wie sah mein Aug gewaltig. -- Aha! -- sonst hab ich weiter nichts gedacht, er war mir der langerwartete, innigbekannte Geliebte! -- so wandelt sich denn der Geist in alles was ich mit Leben- weckendem Blick anseh. Und keiner wird mir begegnen mich zu lieben, es ist der heilige Geist der aus ihm zu mir spricht. -- Ach ja! -- ich kann von Glück sagen! -- Seelenlauschen! himmlische Grazie! Du trägst mich ins Liebesbett, auf den grünen Rasen. -- Was du weckst, das weckt dich wieder, -- und was uns weckt, das ist der heilige Geist, der an ferne
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mich ob ich Leben wecke oder ob ich todt ſei. — Und da fiel mir ein, daß Gott ſprach: Es werde, und daß die Sprach Gottes ein Erſchaffen ſei; — und das wollt ich nachahmen. Ich ging am Mainufer am Abend, ich ſah in der Ferne den blauen Taunus, und ſah ihn drauf an daß er lebendig ſolle werden. Wie bald war mein Wille erfüllt! Du hätteſt ſehen ſollen und fühlen den Strom lebendigen Athems der herüberwallte von ihm auf mich, wo ich ſaß. Die Schwalben kamen vorausgeflogen, die Nebel ſtiegen herab, die Abendſtrah¬ len überleuchteten ihn flüchtig und die Wieſen am Ab¬ hang, die Blumengärten alles ſtrömte er hinab aus ſeinem Thalſchooß mir zu, und enthüllte ſich vor mir daß der Blick ihn deutlich faſſen konnt, wie ſah mein Aug gewaltig. — Aha! — ſonſt hab ich weiter nichts gedacht, er war mir der langerwartete, innigbekannte Geliebte! — ſo wandelt ſich denn der Geiſt in alles was ich mit Leben- weckendem Blick anſeh. Und keiner wird mir begegnen mich zu lieben, es iſt der heilige Geiſt der aus ihm zu mir ſpricht. — Ach ja! — ich kann von Glück ſagen! — Seelenlauſchen! himmliſche Grazie! Du trägſt mich ins Liebesbett, auf den grünen Raſen. — Was du weckſt, das weckt dich wieder, — und was uns weckt, das iſt der heilige Geiſt, der an ferne
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mich ob ich Leben wecke oder ob ich todt ſei. — Und
da fiel mir ein, daß Gott ſprach: Es werde, und daß
die Sprach Gottes ein Erſchaffen ſei; — und das
wollt ich nachahmen. Ich ging am Mainufer am Abend,
ich ſah in der Ferne den blauen Taunus, und ſah ihn
drauf an daß er lebendig ſolle werden. Wie bald war
mein Wille erfüllt! Du hätteſt ſehen ſollen und fühlen
den Strom lebendigen Athems der herüberwallte von
ihm auf mich, wo ich ſaß. Die Schwalben kamen
vorausgeflogen, die Nebel ſtiegen herab, die Abendſtrah¬
len überleuchteten ihn flüchtig und die Wieſen am Ab¬
hang, die Blumengärten alles ſtrömte er hinab aus
ſeinem Thalſchooß mir zu, und enthüllte ſich vor mir
daß der Blick ihn deutlich faſſen konnt, wie ſah mein
Aug gewaltig. — Aha! — ſonſt hab ich weiter nichts
gedacht, er war mir der langerwartete, innigbekannte
Geliebte! — ſo wandelt ſich denn der Geiſt in alles
was ich mit Leben- weckendem Blick anſeh. Und keiner
wird mir begegnen mich zu lieben, es iſt der heilige
Geiſt der aus ihm zu mir ſpricht. — Ach ja! — ich
kann von Glück ſagen! — Seelenlauſchen! himmliſche
Grazie! Du trägſt mich ins Liebesbett, auf den grünen
Raſen. — Was du weckſt, das weckt dich wieder, — und
was uns weckt, das iſt der heilige Geiſt, der an ferne
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/304>, abgerufen am 25.11.2024.
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