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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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Leben, macht den Geist unsterblich. -- Ein Schwur ist
wohl eine Verpflichtung, eine Gelobung das Zeitliche
ans Geistige ans Unsterbliche zu setzen -- da hab ichs
gefunden was ich mein was der innerste Kern unserer
schwebenden Religion sein müßt. -- Ein jeder muß
ein inneres Heiligthum haben dem er schwört, und wie
jener Fahnenjunker sich als Opfer in ihm unsterblich
machen -- denn Unsterblichkeit muß das Ziel sein, nicht
der Himmel, den mag ich denken wie ich will so macht
er mir Langeweile, und seine Herrlichkeit und Genuß
lockt mich nicht, denn die wird man satt, aber Aufopfe¬
rung und Noth die wird man nicht müde. -- Und im
Glück, im Genuß wird der Mensch nicht wachsen, in
dem will er immer stille stehen. Und was ist denn das
wahre das einzige Fünklein Glück was von dem gro¬
ßen Götterheerd herüber sprüht ins Leben? -- Das ist
Gefühl, daß Bedrängniß das Feuer aus dem Stahl im
Blut schlägt, ja das ists allein; -- die geheime innerliche
Überzeugung der lebendigen Mitwirkung aller Kräfte,
daß alles thätig und rasch sei in uns, einzugreifen mit
dem Geist, und die eigne irdische Natur wie ihr Besitz¬
thum und Alles dran zu setzen. -- Nun wohl, geistige
Kraft die die irdische zum eignen Dienst verwendet, die
ist das einzige menschliche Glück. -- Ja ich glaub

Leben, macht den Geiſt unſterblich. — Ein Schwur iſt
wohl eine Verpflichtung, eine Gelobung das Zeitliche
ans Geiſtige ans Unſterbliche zu ſetzen — da hab ichs
gefunden was ich mein was der innerſte Kern unſerer
ſchwebenden Religion ſein müßt. — Ein jeder muß
ein inneres Heiligthum haben dem er ſchwört, und wie
jener Fahnenjunker ſich als Opfer in ihm unſterblich
machen — denn Unſterblichkeit muß das Ziel ſein, nicht
der Himmel, den mag ich denken wie ich will ſo macht
er mir Langeweile, und ſeine Herrlichkeit und Genuß
lockt mich nicht, denn die wird man ſatt, aber Aufopfe¬
rung und Noth die wird man nicht müde. — Und im
Glück, im Genuß wird der Menſch nicht wachſen, in
dem will er immer ſtille ſtehen. Und was iſt denn das
wahre das einzige Fünklein Glück was von dem gro¬
ßen Götterheerd herüber ſprüht ins Leben? — Das iſt
Gefühl, daß Bedrängniß das Feuer aus dem Stahl im
Blut ſchlägt, ja das iſts allein; — die geheime innerliche
Überzeugung der lebendigen Mitwirkung aller Kräfte,
daß alles thätig und raſch ſei in uns, einzugreifen mit
dem Geiſt, und die eigne irdiſche Natur wie ihr Beſitz¬
thum und Alles dran zu ſetzen. — Nun wohl, geiſtige
Kraft die die irdiſche zum eignen Dienſt verwendet, die
iſt das einzige menſchliche Glück. — Ja ich glaub

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[282/0298] Leben, macht den Geiſt unſterblich. — Ein Schwur iſt wohl eine Verpflichtung, eine Gelobung das Zeitliche ans Geiſtige ans Unſterbliche zu ſetzen — da hab ichs gefunden was ich mein was der innerſte Kern unſerer ſchwebenden Religion ſein müßt. — Ein jeder muß ein inneres Heiligthum haben dem er ſchwört, und wie jener Fahnenjunker ſich als Opfer in ihm unſterblich machen — denn Unſterblichkeit muß das Ziel ſein, nicht der Himmel, den mag ich denken wie ich will ſo macht er mir Langeweile, und ſeine Herrlichkeit und Genuß lockt mich nicht, denn die wird man ſatt, aber Aufopfe¬ rung und Noth die wird man nicht müde. — Und im Glück, im Genuß wird der Menſch nicht wachſen, in dem will er immer ſtille ſtehen. Und was iſt denn das wahre das einzige Fünklein Glück was von dem gro¬ ßen Götterheerd herüber ſprüht ins Leben? — Das iſt Gefühl, daß Bedrängniß das Feuer aus dem Stahl im Blut ſchlägt, ja das iſts allein; — die geheime innerliche Überzeugung der lebendigen Mitwirkung aller Kräfte, daß alles thätig und raſch ſei in uns, einzugreifen mit dem Geiſt, und die eigne irdiſche Natur wie ihr Beſitz¬ thum und Alles dran zu ſetzen. — Nun wohl, geiſtige Kraft die die irdiſche zum eignen Dienſt verwendet, die iſt das einzige menſchliche Glück. — Ja ich glaub

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/298>, abgerufen am 23.11.2024.