Hülfsgelder; Briefe an einen französischen General Belle-isle, dann ein Briefwechsel mit Karl von Lothrin¬ gen, mit dem Kardinal Fleuri, mit dem östreichischen Feldherrn Fürsten Lobkowitz, dann endlich einen Brief¬ wechsel mit der Marquise de Pompadour, immer im In¬ teresse der Kaiserin, diese letzte Correspondenz war erst ins Galante und endlich ganz ins Zärtliche übergegan¬ gen, es kamen Briefe mit Madrigalen als Antwort worauf der Großpapa im Namen Stadions wieder in französischer Poesie antworten mußte, da habe der Gro߬ papa manche Feder zerkaut, und der Stadion habe ihm gelehrt die Politik mit einfließen zu lassen, und hat Anspielungen machen müssen auf Reize, auf blonde und braune Locken, -- und dem Stadion ists häufig nicht zärtlich genug gewesen. Die Antworten sind dann mit großer Freude vom Stadion ihm mitgetheilt worden, besonders wenn sie Empfindlichkeit für des Großpapas Galantrieen hatten spüren lassen, da hat der Stadion so gelacht und ihn angewiesen wie die feinste Delica¬ tesse zu beobachten sei. -- Und endlich einmal, als nach der Thronbesteigung der Maria Theresia und ihrer Krö¬ nung als Kaiserin, die Gratulationen abgefertigt waren, an seinem einundzwanzigsten Geburtstage, da schenkte Stadion dem Laroche einen Schreibtisch worin er alle seine
Hülfsgelder; Briefe an einen franzöſiſchen General Belle-isle, dann ein Briefwechſel mit Karl von Lothrin¬ gen, mit dem Kardinal Fleuri, mit dem öſtreichiſchen Feldherrn Fürſten Lobkowitz, dann endlich einen Brief¬ wechſel mit der Marquiſe de Pompadour, immer im In¬ tereſſe der Kaiſerin, dieſe letzte Correſpondenz war erſt ins Galante und endlich ganz ins Zärtliche übergegan¬ gen, es kamen Briefe mit Madrigalen als Antwort worauf der Großpapa im Namen Stadions wieder in franzöſiſcher Poeſie antworten mußte, da habe der Gro߬ papa manche Feder zerkaut, und der Stadion habe ihm gelehrt die Politik mit einfließen zu laſſen, und hat Anſpielungen machen müſſen auf Reize, auf blonde und braune Locken, — und dem Stadion iſts häufig nicht zärtlich genug geweſen. Die Antworten ſind dann mit großer Freude vom Stadion ihm mitgetheilt worden, beſonders wenn ſie Empfindlichkeit für des Großpapas Galantrieen hatten ſpüren laſſen, da hat der Stadion ſo gelacht und ihn angewieſen wie die feinſte Delica¬ teſſe zu beobachten ſei. — Und endlich einmal, als nach der Thronbeſteigung der Maria Thereſia und ihrer Krö¬ nung als Kaiſerin, die Gratulationen abgefertigt waren, an ſeinem einundzwanzigſten Geburtstage, da ſchenkte Stadion dem Laroche einen Schreibtiſch worin er alle ſeine
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Hülfsgelder; Briefe an einen franzöſiſchen General
Belle-isle, dann ein Briefwechſel mit Karl von Lothrin¬
gen, mit dem Kardinal Fleuri, mit dem öſtreichiſchen
Feldherrn Fürſten Lobkowitz, dann endlich einen Brief¬
wechſel mit der Marquiſe de Pompadour, immer im In¬
tereſſe der Kaiſerin, dieſe letzte Correſpondenz war erſt
ins Galante und endlich ganz ins Zärtliche übergegan¬
gen, es kamen Briefe mit Madrigalen als Antwort
worauf der Großpapa im Namen Stadions wieder in
franzöſiſcher Poeſie antworten mußte, da habe der Gro߬
papa manche Feder zerkaut, und der Stadion habe ihm
gelehrt die Politik mit einfließen zu laſſen, und hat
Anſpielungen machen müſſen auf Reize, auf blonde und
braune Locken, — und dem Stadion iſts häufig nicht
zärtlich genug geweſen. Die Antworten ſind dann mit
großer Freude vom Stadion ihm mitgetheilt worden,
beſonders wenn ſie Empfindlichkeit für des Großpapas
Galantrieen hatten ſpüren laſſen, da hat der Stadion
ſo gelacht und ihn angewieſen wie die feinſte Delica¬
teſſe zu beobachten ſei. — Und endlich einmal, als nach
der Thronbeſteigung der Maria Thereſia und ihrer Krö¬
nung als Kaiſerin, die Gratulationen abgefertigt waren,
an ſeinem einundzwanzigſten Geburtstage, da ſchenkte
Stadion dem Laroche einen Schreibtiſch worin er alle ſeine
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/291>, abgerufen am 27.11.2024.
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