derlich mit großer Sorgfalt, er ließ ihn als Jüngling von nicht achtzehn Jahren schon eine große und aus¬ gebreitete politische Correspondenz führen, er gab ihm Briefe von Kaiser und König, von allen Reichsverwesern und Staatsbeamten aller Art zu beantworten, es kamen Verhandlungen über alle mögliche Staatsangelegenhei¬ ten vor, Handel, Schiffahrt, alte Anrechte, neue For¬ derungen, Ländertheilung, Verräthereien, Umtriebe, Ge¬ fangennehmung großer Personen, Mönchs-Sachen, klö¬ sterliche Stiftungen, Geldangelegenheiten, kurz alles, was einem großen Staatsminister obliegt zu untersu¬ chen und zu ordnen, dies alles besprach der Stadion mit ihm, ließ ihm seine Meinung drüber darstellen -- Aufsätze darüber machen, dann mit eignem Beifügen von Bemerkungen ließ er diese von ihm ins Reine schreiben, Briefe an verschiedne Potentaten schreiben, namentlich führte er die Correspondenz mit Maria Theresia, zuför¬ derst über Thronbesteigung, über Mitregentschaft ihres Gemals, dann über die leere Schatzkammer, dann über die Heereskraft des Landes, über Mißvergnügen des Volks, über die Ansprüche von Baiern an die östrei¬ chischen Erblande, und wie die Kurfürsten wollten die Erbfolge der Theresia nicht anerkennen, über den Krieg mit Friedrich dem Zweiten, mit England, Anträge um
derlich mit großer Sorgfalt, er ließ ihn als Jüngling von nicht achtzehn Jahren ſchon eine große und aus¬ gebreitete politiſche Correſpondenz führen, er gab ihm Briefe von Kaiſer und König, von allen Reichsverweſern und Staatsbeamten aller Art zu beantworten, es kamen Verhandlungen über alle mögliche Staatsangelegenhei¬ ten vor, Handel, Schiffahrt, alte Anrechte, neue For¬ derungen, Ländertheilung, Verräthereien, Umtriebe, Ge¬ fangennehmung großer Perſonen, Mönchs-Sachen, klö¬ ſterliche Stiftungen, Geldangelegenheiten, kurz alles, was einem großen Staatsminiſter obliegt zu unterſu¬ chen und zu ordnen, dies alles beſprach der Stadion mit ihm, ließ ihm ſeine Meinung drüber darſtellen — Aufſätze darüber machen, dann mit eignem Beifügen von Bemerkungen ließ er dieſe von ihm ins Reine ſchreiben, Briefe an verſchiedne Potentaten ſchreiben, namentlich führte er die Correſpondenz mit Maria Thereſia, zuför¬ derſt über Thronbeſteigung, über Mitregentſchaft ihres Gemals, dann über die leere Schatzkammer, dann über die Heereskraft des Landes, über Mißvergnügen des Volks, über die Anſprüche von Baiern an die öſtrei¬ chiſchen Erblande, und wie die Kurfürſten wollten die Erbfolge der Thereſia nicht anerkennen, über den Krieg mit Friedrich dem Zweiten, mit England, Anträge um
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derlich mit großer Sorgfalt, er ließ ihn als Jüngling
von nicht achtzehn Jahren ſchon eine große und aus¬
gebreitete politiſche Correſpondenz führen, er gab ihm
Briefe von Kaiſer und König, von allen Reichsverweſern
und Staatsbeamten aller Art zu beantworten, es kamen
Verhandlungen über alle mögliche Staatsangelegenhei¬
ten vor, Handel, Schiffahrt, alte Anrechte, neue For¬
derungen, Ländertheilung, Verräthereien, Umtriebe, Ge¬
fangennehmung großer Perſonen, Mönchs-Sachen, klö¬
ſterliche Stiftungen, Geldangelegenheiten, kurz alles,
was einem großen Staatsminiſter obliegt zu unterſu¬
chen und zu ordnen, dies alles beſprach der Stadion
mit ihm, ließ ihm ſeine Meinung drüber darſtellen —
Aufſätze darüber machen, dann mit eignem Beifügen von
Bemerkungen ließ er dieſe von ihm ins Reine ſchreiben,
Briefe an verſchiedne Potentaten ſchreiben, namentlich
führte er die Correſpondenz mit Maria Thereſia, zuför¬
derſt über Thronbeſteigung, über Mitregentſchaft ihres
Gemals, dann über die leere Schatzkammer, dann über
die Heereskraft des Landes, über Mißvergnügen des
Volks, über die Anſprüche von Baiern an die öſtrei¬
chiſchen Erblande, und wie die Kurfürſten wollten die
Erbfolge der Thereſia nicht anerkennen, über den Krieg
mit Friedrich dem Zweiten, mit England, Anträge um
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/290>, abgerufen am 27.11.2024.
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