Teufel in die Garküch geschmissen, daß er den Hals drüber bricht, wir haben keine Zeit uns dabei aufzu¬ halten, geh zum Nachbar und nehm Brod von ihm und nehme die Frucht vom Baum dazu, und vom Opfer¬ mal ein Weniges, und dulde nicht, daß sich Bedürfnisse des Mahls bei Dir einnisten, zu dieser oder jener Stunde; oder sonst Dinge, die den Leib abhängig machen. Da fällt mir noch etwas ein, mit dem verdammten Zugwind, oder mit der Nachtluft, alle Augenblick heißts, "hier ziehts!" -- und dann reißen die Leute aus als ob ihnen der Tod im Nacken säß, oder der Nachtwind hindert sie die nächtliche Natur zu genießen, oder der Abendthau ist ihnen gefährlich, und doch -- hat man je bei einem Ge¬ fecht in der Schlacht gesehen daß ein Held vor dem Nachtthau ausreiße? -- also auch, über die Verkältung hin¬ weg im Nachtwind wie im Sonnenschein sein eigner Herr bleiben, das muß ein Gesetz unserer schwebenden Religion sein. -- Ich weiß nicht, es duftet mir ordentlich im Geist, als würden wir auf sehr wunderbare Entdeckungen kom¬ men. Jetzt haben wir schon entdeckt, daß man nicht Aderlassen muß, damit der Stahl im Blute nicht abge¬ lassen werde der die Begeisterung der Tapferkeit erzeugt, -- da könnte einer sagen durch eine Wunde im Krieg könne denn auch dieser Geist des Stahls entfliehen, so
Teufel in die Garküch geſchmiſſen, daß er den Hals drüber bricht, wir haben keine Zeit uns dabei aufzu¬ halten, geh zum Nachbar und nehm Brod von ihm und nehme die Frucht vom Baum dazu, und vom Opfer¬ mal ein Weniges, und dulde nicht, daß ſich Bedürfniſſe des Mahls bei Dir einniſten, zu dieſer oder jener Stunde; oder ſonſt Dinge, die den Leib abhängig machen. Da fällt mir noch etwas ein, mit dem verdammten Zugwind, oder mit der Nachtluft, alle Augenblick heißts, „hier ziehts!“ — und dann reißen die Leute aus als ob ihnen der Tod im Nacken ſäß, oder der Nachtwind hindert ſie die nächtliche Natur zu genießen, oder der Abendthau iſt ihnen gefährlich, und doch — hat man je bei einem Ge¬ fecht in der Schlacht geſehen daß ein Held vor dem Nachtthau ausreiße? — alſo auch, über die Verkältung hin¬ weg im Nachtwind wie im Sonnenſchein ſein eigner Herr bleiben, das muß ein Geſetz unſerer ſchwebenden Religion ſein. — Ich weiß nicht, es duftet mir ordentlich im Geiſt, als würden wir auf ſehr wunderbare Entdeckungen kom¬ men. Jetzt haben wir ſchon entdeckt, daß man nicht Aderlaſſen muß, damit der Stahl im Blute nicht abge¬ laſſen werde der die Begeiſterung der Tapferkeit erzeugt, — da könnte einer ſagen durch eine Wunde im Krieg könne denn auch dieſer Geiſt des Stahls entfliehen, ſo
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Teufel in die Garküch geſchmiſſen, daß er den Hals
drüber bricht, wir haben keine Zeit uns dabei aufzu¬
halten, geh zum Nachbar und nehm Brod von ihm
und nehme die Frucht vom Baum dazu, und vom Opfer¬
mal ein Weniges, und dulde nicht, daß ſich Bedürfniſſe
des Mahls bei Dir einniſten, zu dieſer oder jener Stunde;
oder ſonſt Dinge, die den Leib abhängig machen. Da
fällt mir noch etwas ein, mit dem verdammten Zugwind,
oder mit der Nachtluft, alle Augenblick heißts, „hier
ziehts!“ — und dann reißen die Leute aus als ob ihnen der
Tod im Nacken ſäß, oder der Nachtwind hindert ſie die
nächtliche Natur zu genießen, oder der Abendthau iſt
ihnen gefährlich, und doch — hat man je bei einem Ge¬
fecht in der Schlacht geſehen daß ein Held vor dem
Nachtthau ausreiße? — alſo auch, über die Verkältung hin¬
weg im Nachtwind wie im Sonnenſchein ſein eigner Herr
bleiben, das muß ein Geſetz unſerer ſchwebenden Religion
ſein. — Ich weiß nicht, es duftet mir ordentlich im Geiſt,
als würden wir auf ſehr wunderbare Entdeckungen kom¬
men. Jetzt haben wir ſchon entdeckt, daß man nicht
Aderlaſſen muß, damit der Stahl im Blute nicht abge¬
laſſen werde der die Begeiſterung der Tapferkeit erzeugt,
— da könnte einer ſagen durch eine Wunde im Krieg
könne denn auch dieſer Geiſt des Stahls entfliehen, ſo
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/284>, abgerufen am 27.11.2024.
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