da", es machte mich recht verlegen, hätte er geantwortet, so wär ein Gespräch draus geworden, indem ich am Ende noch eine Rolle hätte übernehmen müssen. -- Im Parterre saßen keine funfzig Menschen. Verdy spielte recht gut und die Rath klatschte bei jeder Scene, daß es widerhallte, Verdy verbeugte sich tief gegen sie, es war gar wunderlich, das leere Haus und die offnen Logenthüren wegen der Hitze, durch die der Tag herein¬ schien, dann kam Zugwind und spielte mit den lumpig¬ ten Decorationen, da rief die Goethe dem Verdy zu, "Ah das Windchen ist herrlich" und fächelte sich, es war doch grad als spiele sie mit, und die Zwei auf dem Theater, so gut als wären sie allein in vertraulich häus¬ lichem Gespräch, dabei mußt ich an den größten Dichter denken, der nicht verschmähte so prunklos seine tiefe Na¬ tur auszusprechen. -- Ja Du magst recht haben, es ist was Großes darin, und es ist schauerlich, und daher tra¬ gisch gewesen diese Leere, diese Stille, die offnen Thüren, die einzige Mutter voll Ergötzen als habe ihr der Sohn den Thron gebaut, auf dem sie weit erhaben über den Erdenstaub sich die Huldigung der Kunst gefallen läßt. -- Sie spielten auch recht brav, ja begeistert, blos wegen der Fr. Rath, sie weiß einem in Respekt zu setzen. Sie schrie auch am Ende ganz laut, sie bedanke sich und
da“, es machte mich recht verlegen, hätte er geantwortet, ſo wär ein Geſpräch draus geworden, indem ich am Ende noch eine Rolle hätte übernehmen müſſen. — Im Parterre ſaßen keine funfzig Menſchen. Verdy ſpielte recht gut und die Rath klatſchte bei jeder Scene, daß es widerhallte, Verdy verbeugte ſich tief gegen ſie, es war gar wunderlich, das leere Haus und die offnen Logenthüren wegen der Hitze, durch die der Tag herein¬ ſchien, dann kam Zugwind und ſpielte mit den lumpig¬ ten Decorationen, da rief die Goethe dem Verdy zu, „Ah das Windchen iſt herrlich“ und fächelte ſich, es war doch grad als ſpiele ſie mit, und die Zwei auf dem Theater, ſo gut als wären ſie allein in vertraulich häus¬ lichem Geſpräch, dabei mußt ich an den größten Dichter denken, der nicht verſchmähte ſo prunklos ſeine tiefe Na¬ tur auszuſprechen. — Ja Du magſt recht haben, es iſt was Großes darin, und es iſt ſchauerlich, und daher tra¬ giſch geweſen dieſe Leere, dieſe Stille, die offnen Thüren, die einzige Mutter voll Ergötzen als habe ihr der Sohn den Thron gebaut, auf dem ſie weit erhaben über den Erdenſtaub ſich die Huldigung der Kunſt gefallen läßt. — Sie ſpielten auch recht brav, ja begeiſtert, blos wegen der Fr. Rath, ſie weiß einem in Reſpekt zu ſetzen. Sie ſchrie auch am Ende ganz laut, ſie bedanke ſich und
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da“, es machte mich recht verlegen, hätte er geantwortet,
ſo wär ein Geſpräch draus geworden, indem ich am
Ende noch eine Rolle hätte übernehmen müſſen. — Im
Parterre ſaßen keine funfzig Menſchen. Verdy ſpielte
recht gut und die Rath klatſchte bei jeder Scene, daß
es widerhallte, Verdy verbeugte ſich tief gegen ſie, es
war gar wunderlich, das leere Haus und die offnen
Logenthüren wegen der Hitze, durch die der Tag herein¬
ſchien, dann kam Zugwind und ſpielte mit den lumpig¬
ten Decorationen, da rief die Goethe dem Verdy zu,
„Ah das Windchen iſt herrlich“ und fächelte ſich, es war
doch grad als ſpiele ſie mit, und die Zwei auf dem
Theater, ſo gut als wären ſie allein in vertraulich häus¬
lichem Geſpräch, dabei mußt ich an den größten Dichter
denken, der nicht verſchmähte ſo prunklos ſeine tiefe Na¬
tur auszuſprechen. — Ja Du magſt recht haben, es iſt
was Großes darin, und es iſt ſchauerlich, und daher tra¬
giſch geweſen dieſe Leere, dieſe Stille, die offnen Thüren,
die einzige Mutter voll Ergötzen als habe ihr der Sohn
den Thron gebaut, auf dem ſie weit erhaben über den
Erdenſtaub ſich die Huldigung der Kunſt gefallen läßt. —
Sie ſpielten auch recht brav, ja begeiſtert, blos wegen
der Fr. Rath, ſie weiß einem in Reſpekt zu ſetzen. Sie
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/277>, abgerufen am 26.11.2024.
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