Dein Sinn befähigt ist aufzunehmen, insofern es Gleich¬ artiges mit Dir hat, das Fremdartige in Dir tritt nicht mit ihm in Verbindung, darauf kann er nicht wir¬ ken und mit dieser Einschränkung nur wirken alle Dinge. Wofür Du keinen Sinn hast, das geht Dir verloren, wie die Farbenwelt dem Blinden.
Schüler. So muß ich glauben nichts gehe ver¬ loren, da alle Ursachen in ihren Folgen fortleben, daß sie aber nur wirken auf das, was Empfänglichkeit oder Sinn für sie hat. -- Der Welt mag genügen an die¬ sem Nichtverlorensein, an dieser Art fortzuleben, mir ist es nicht genug, ich möchte zurück in der Ver¬ gangenheit Schooß, ich sehne mich nach unmittelbarer Verbindung mit den Manen der großen Vorzeit.
Lehrer. Hältst Du es denn für möglich? --
Schüler. Ich hielt es für unmöglich als noch kein Sehnen mich dahin zog, gestern hätte ich noch jede Frage danach für thöricht gehalten, heute wünsche ich schon die Verbindung mit der Geisterwelt wäre mög¬ lich, ja mir deucht ich wäre geneigt sie glaublich zu finden.
Lehrer. Mir deucht die Manen des großen Gu¬ stav Adolph haben deinem innern Auge zum Lichte ver¬ holfen. So vernehme mich denn. So gewiß alles Har¬
Dein Sinn befähigt iſt aufzunehmen, inſofern es Gleich¬ artiges mit Dir hat, das Fremdartige in Dir tritt nicht mit ihm in Verbindung, darauf kann er nicht wir¬ ken und mit dieſer Einſchränkung nur wirken alle Dinge. Wofür Du keinen Sinn haſt, das geht Dir verloren, wie die Farbenwelt dem Blinden.
Schüler. So muß ich glauben nichts gehe ver¬ loren, da alle Urſachen in ihren Folgen fortleben, daß ſie aber nur wirken auf das, was Empfänglichkeit oder Sinn für ſie hat. — Der Welt mag genügen an die¬ ſem Nichtverlorenſein, an dieſer Art fortzuleben, mir iſt es nicht genug, ich möchte zurück in der Ver¬ gangenheit Schooß, ich ſehne mich nach unmittelbarer Verbindung mit den Manen der großen Vorzeit.
Lehrer. Hältſt Du es denn für möglich? —
Schüler. Ich hielt es für unmöglich als noch kein Sehnen mich dahin zog, geſtern hätte ich noch jede Frage danach für thöricht gehalten, heute wünſche ich ſchon die Verbindung mit der Geiſterwelt wäre mög¬ lich, ja mir deucht ich wäre geneigt ſie glaublich zu finden.
Lehrer. Mir deucht die Manen des großen Gu¬ ſtav Adolph haben deinem innern Auge zum Lichte ver¬ holfen. So vernehme mich denn. So gewiß alles Har¬
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Dein Sinn befähigt iſt aufzunehmen, inſofern es Gleich¬
artiges mit Dir hat, das Fremdartige in Dir tritt nicht
mit ihm in Verbindung, darauf kann er nicht wir¬
ken und mit dieſer Einſchränkung nur wirken alle
Dinge. Wofür Du keinen Sinn haſt, das geht Dir
verloren, wie die Farbenwelt dem Blinden.
Schüler. So muß ich glauben nichts gehe ver¬
loren, da alle Urſachen in ihren Folgen fortleben, daß
ſie aber nur wirken auf das, was Empfänglichkeit oder
Sinn für ſie hat. — Der Welt mag genügen an die¬
ſem Nichtverlorenſein, an dieſer Art fortzuleben,
mir iſt es nicht genug, ich möchte zurück in der Ver¬
gangenheit Schooß, ich ſehne mich nach unmittelbarer
Verbindung mit den Manen der großen Vorzeit.
Lehrer. Hältſt Du es denn für möglich? —
Schüler. Ich hielt es für unmöglich als noch
kein Sehnen mich dahin zog, geſtern hätte ich noch
jede Frage danach für thöricht gehalten, heute wünſche
ich ſchon die Verbindung mit der Geiſterwelt wäre mög¬
lich, ja mir deucht ich wäre geneigt ſie glaublich zu
finden.
Lehrer. Mir deucht die Manen des großen Gu¬
ſtav Adolph haben deinem innern Auge zum Lichte ver¬
holfen. So vernehme mich denn. So gewiß alles Har¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/24>, abgerufen am 21.11.2024.
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