nichts thun. -- Deine Erzählungen und Ahnungen be¬ schäftigen mich, ich träum mich in den Schlaf, in dem ich Dir alles nachfühle und nachdenke. Ich hab einen innerlichen Glauben an Deine Schwindeleien von mir, ich ging heut hinaus vors Gallenthor, als der Sonnen¬ gott hinabstieg, weil du meinst es sei meine Zeit mit ihm, ich war auch da ganz durchdrungen von seiner großen Gegenwart, allein beim Nachhausegehen verdar¬ ben mir zwei frankfurter Philister die Andacht, die hinter mir gingen und von Dir und mir sprachen; die Frau sagte zum Mann: Im Stift wird dem Mädchen noch ganz das Conzept verdorben, daß sie am End gar närrisch wird, sie ist so schon zu allen Tollheiten auf¬ gelegt, sie soll im Stiftsgarten immer aufs Dach stei¬ gen, vom Gartenhaus oder auf einen Baum, und von da herunterpredigen -- und die lange G...s, die Gün¬ derode, steht unten und hört zu. -- Jetzt gingen sie an mir vorüber, ich erkannte die Frau Euler mit ihrer Tochter Salome und den Doktor Lehr, der erkannte mich in der Dämmerung und sagte es ihr, sie blieb ste¬ hen und sah mich an bis ich wieder an ihr vorbei ge¬ gangen war, was doch gewiß noch dummer war als wenn ich unterm Baum stehen blieb, wo du predigst. -- Teufel, und Donnerwetter ist auch zum Fluchen üb¬
nichts thun. — Deine Erzählungen und Ahnungen be¬ ſchäftigen mich, ich träum mich in den Schlaf, in dem ich Dir alles nachfühle und nachdenke. Ich hab einen innerlichen Glauben an Deine Schwindeleien von mir, ich ging heut hinaus vors Gallenthor, als der Sonnen¬ gott hinabſtieg, weil du meinſt es ſei meine Zeit mit ihm, ich war auch da ganz durchdrungen von ſeiner großen Gegenwart, allein beim Nachhauſegehen verdar¬ ben mir zwei frankfurter Philiſter die Andacht, die hinter mir gingen und von Dir und mir ſprachen; die Frau ſagte zum Mann: Im Stift wird dem Mädchen noch ganz das Conzept verdorben, daß ſie am End gar närriſch wird, ſie iſt ſo ſchon zu allen Tollheiten auf¬ gelegt, ſie ſoll im Stiftsgarten immer aufs Dach ſtei¬ gen, vom Gartenhaus oder auf einen Baum, und von da herunterpredigen — und die lange G...s, die Gün¬ derode, ſteht unten und hört zu. — Jetzt gingen ſie an mir vorüber, ich erkannte die Frau Euler mit ihrer Tochter Salome und den Doktor Lehr, der erkannte mich in der Dämmerung und ſagte es ihr, ſie blieb ſte¬ hen und ſah mich an bis ich wieder an ihr vorbei ge¬ gangen war, was doch gewiß noch dummer war als wenn ich unterm Baum ſtehen blieb, wo du predigſt. — Teufel, und Donnerwetter iſt auch zum Fluchen üb¬
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nichts thun. — Deine Erzählungen und Ahnungen be¬
ſchäftigen mich, ich träum mich in den Schlaf, in dem
ich Dir alles nachfühle und nachdenke. Ich hab einen
innerlichen Glauben an Deine Schwindeleien von mir,
ich ging heut hinaus vors Gallenthor, als der Sonnen¬
gott hinabſtieg, weil du meinſt es ſei meine Zeit mit
ihm, ich war auch da ganz durchdrungen von ſeiner
großen Gegenwart, allein beim Nachhauſegehen verdar¬
ben mir zwei frankfurter Philiſter die Andacht, die
hinter mir gingen und von Dir und mir ſprachen; die
Frau ſagte zum Mann: Im Stift wird dem Mädchen
noch ganz das Conzept verdorben, daß ſie am End gar
närriſch wird, ſie iſt ſo ſchon zu allen Tollheiten auf¬
gelegt, ſie ſoll im Stiftsgarten immer aufs Dach ſtei¬
gen, vom Gartenhaus oder auf einen Baum, und von
da herunterpredigen — und die lange G...s, die Gün¬
derode, ſteht unten und hört zu. — Jetzt gingen ſie an
mir vorüber, ich erkannte die Frau Euler mit ihrer
Tochter Salome und den Doktor Lehr, der erkannte
mich in der Dämmerung und ſagte es ihr, ſie blieb ſte¬
hen und ſah mich an bis ich wieder an ihr vorbei ge¬
gangen war, was doch gewiß noch dummer war als
wenn ich unterm Baum ſtehen blieb, wo du predigſt. —
Teufel, und Donnerwetter iſt auch zum Fluchen üb¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/227>, abgerufen am 27.11.2024.
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