das von ihr nicht stiefmütterlich behandelt ist, es ist ihr an der Stirne geschrieben, daß ihr keine Sorge zuge¬ messen ist. Er reichte mir die Hand, er sah mirs an, daß es mich freute auf der Lotte ihre breite Rede, die nun mit verdoppeltem Eifer sich durchdrängte mit ih¬ rer Weisheit, sagte er nichts weiter, und keiner; das Gespräch ging aus wie ein Licht das ein starker Wind¬ zug ausgeblasen. -- Um so mehr bin ich geneigt Dich vor allen zu verschweigen. -- Der Clemens -- er wird Dich einst nach hundert Jahren auf dem Berge Arafat finden, -- wie Adam, als er nach seiner Verbannung aus dem Paradiese die Eva aus den Augen verlor, die in der Nähe von Mekka auf jenem Berge weilte, er aber auf Serendib oder die Insel Ceylon verschlagen war, er kannte sie wohl, ihre Seele war in seine Seele eingeprägt, und suchte sie fleißig; oft auch redete er die wilden Thiere an, und die Gewitter auf den Ber¬ gen und die Vögel, daß wenn sie hinziehen und ihr begegnen, sie sollen sie ehren; und so suchte er nach ihr, und sprach von ihr zu dem Gevögel und den Pflanzen und Thieren des Waldes, bis der Engel Gabriel den Adam auf den Gipfel jenes Berges bei Mekka führte, wovon der Berg seinen Namen Arafat, heißt auf ara¬ bisch: Erkennen, erhielt. -- Auf welchem die Pilgrimme
das von ihr nicht ſtiefmütterlich behandelt iſt, es iſt ihr an der Stirne geſchrieben, daß ihr keine Sorge zuge¬ meſſen iſt. Er reichte mir die Hand, er ſah mirs an, daß es mich freute auf der Lotte ihre breite Rede, die nun mit verdoppeltem Eifer ſich durchdrängte mit ih¬ rer Weisheit, ſagte er nichts weiter, und keiner; das Geſpräch ging aus wie ein Licht das ein ſtarker Wind¬ zug ausgeblaſen. — Um ſo mehr bin ich geneigt Dich vor allen zu verſchweigen. — Der Clemens — er wird Dich einſt nach hundert Jahren auf dem Berge Arafat finden, — wie Adam, als er nach ſeiner Verbannung aus dem Paradieſe die Eva aus den Augen verlor, die in der Nähe von Mekka auf jenem Berge weilte, er aber auf Serendib oder die Inſel Ceylon verſchlagen war, er kannte ſie wohl, ihre Seele war in ſeine Seele eingeprägt, und ſuchte ſie fleißig; oft auch redete er die wilden Thiere an, und die Gewitter auf den Ber¬ gen und die Vögel, daß wenn ſie hinziehen und ihr begegnen, ſie ſollen ſie ehren; und ſo ſuchte er nach ihr, und ſprach von ihr zu dem Gevögel und den Pflanzen und Thieren des Waldes, bis der Engel Gabriel den Adam auf den Gipfel jenes Berges bei Mekka führte, wovon der Berg ſeinen Namen Arafat, heißt auf ara¬ biſch: Erkennen, erhielt. — Auf welchem die Pilgrimme
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das von ihr nicht ſtiefmütterlich behandelt iſt, es iſt ihr
an der Stirne geſchrieben, daß ihr keine Sorge zuge¬
meſſen iſt. Er reichte mir die Hand, er ſah mirs an,
daß es mich freute auf der Lotte ihre breite Rede, die
nun mit verdoppeltem Eifer ſich durchdrängte mit ih¬
rer Weisheit, ſagte er nichts weiter, und keiner; das
Geſpräch ging aus wie ein Licht das ein ſtarker Wind¬
zug ausgeblaſen. — Um ſo mehr bin ich geneigt Dich
vor allen zu verſchweigen. — Der Clemens — er wird
Dich einſt nach hundert Jahren auf dem Berge Arafat
finden, — wie Adam, als er nach ſeiner Verbannung
aus dem Paradieſe die Eva aus den Augen verlor, die
in der Nähe von Mekka auf jenem Berge weilte, er
aber auf Serendib oder die Inſel Ceylon verſchlagen
war, er kannte ſie wohl, ihre Seele war in ſeine Seele
eingeprägt, und ſuchte ſie fleißig; oft auch redete er
die wilden Thiere an, und die Gewitter auf den Ber¬
gen und die Vögel, daß wenn ſie hinziehen und ihr
begegnen, ſie ſollen ſie ehren; und ſo ſuchte er nach ihr,
und ſprach von ihr zu dem Gevögel und den Pflanzen
und Thieren des Waldes, bis der Engel Gabriel den
Adam auf den Gipfel jenes Berges bei Mekka führte,
wovon der Berg ſeinen Namen Arafat, heißt auf ara¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/225>, abgerufen am 24.11.2024.
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