vor dem Schatz, weils dunkel ist. -- Nun bin ich mit Zagen hergeschlichen, heimlich, daß es nicht gewußt sei, wie auch jenes Leuchten nicht gewußt ist. -- Erst greinte die Hofthür, aber heut Abend will ich sie salben, wie der Properz, wenn er einen Liebesweg vor hat; dann krachte die Gartenthür, dann schurrte der Kies unter den Füßen. -- Man scheut das Gebüsch zu wecken, so still ist alles mit Ruh gedeckt. Die verschlafnen Federnelk¬ chen schuckern zusammen im frühen Thau, und mich schauert auch das stille Wirken der Natur, hier über der schlafenden Welt, obschon der Wind nicht so scharf ist der den Tag heraufweht. Heut ist doch ganz milde, gestern Abend war der Himmel grün und mischte sich mit dem Roth, das vom Untergang heraufzog, unten waren Purpurstreifen und Violett mit Feuer umsäumt, dann kam die Nacht herauf. -- Heut früh schlagen die Morgenwolken ihre Feuerflügel um Euern schwarzen Dom, man denkt als, sie wollten ihn in der Gluth ver¬ zehren; dazu schmettern die Nachtigallen, und das blaue Gebirg drüben, so stolz und kühl! -- das alles freut mich besser als Weisheit, -- hier unter dem Zitronen¬ baum, der gestern Flammen und heut Thränen über mich schüttelt.
Und jetzt geh ich, Dir hab ich alles eingeprägt, das
vor dem Schatz, weils dunkel iſt. — Nun bin ich mit Zagen hergeſchlichen, heimlich, daß es nicht gewußt ſei, wie auch jenes Leuchten nicht gewußt iſt. — Erſt greinte die Hofthür, aber heut Abend will ich ſie ſalben, wie der Properz, wenn er einen Liebesweg vor hat; dann krachte die Gartenthür, dann ſchurrte der Kies unter den Füßen. — Man ſcheut das Gebüſch zu wecken, ſo ſtill iſt alles mit Ruh gedeckt. Die verſchlafnen Federnelk¬ chen ſchuckern zuſammen im frühen Thau, und mich ſchauert auch das ſtille Wirken der Natur, hier über der ſchlafenden Welt, obſchon der Wind nicht ſo ſcharf iſt der den Tag heraufweht. Heut iſt doch ganz milde, geſtern Abend war der Himmel grün und miſchte ſich mit dem Roth, das vom Untergang heraufzog, unten waren Purpurſtreifen und Violett mit Feuer umſäumt, dann kam die Nacht herauf. — Heut früh ſchlagen die Morgenwolken ihre Feuerflügel um Euern ſchwarzen Dom, man denkt als, ſie wollten ihn in der Gluth ver¬ zehren; dazu ſchmettern die Nachtigallen, und das blaue Gebirg drüben, ſo ſtolz und kühl! — das alles freut mich beſſer als Weisheit, — hier unter dem Zitronen¬ baum, der geſtern Flammen und heut Thränen über mich ſchüttelt.
Und jetzt geh ich, Dir hab ich alles eingeprägt, das
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vor dem Schatz, weils dunkel iſt. — Nun bin ich mit
Zagen hergeſchlichen, heimlich, daß es nicht gewußt ſei,
wie auch jenes Leuchten nicht gewußt iſt. — Erſt greinte
die Hofthür, aber heut Abend will ich ſie ſalben, wie
der Properz, wenn er einen Liebesweg vor hat; dann
krachte die Gartenthür, dann ſchurrte der Kies unter den
Füßen. — Man ſcheut das Gebüſch zu wecken, ſo ſtill
iſt alles mit Ruh gedeckt. Die verſchlafnen Federnelk¬
chen ſchuckern zuſammen im frühen Thau, und mich
ſchauert auch das ſtille Wirken der Natur, hier über
der ſchlafenden Welt, obſchon der Wind nicht ſo ſcharf
iſt der den Tag heraufweht. Heut iſt doch ganz milde,
geſtern Abend war der Himmel grün und miſchte ſich
mit dem Roth, das vom Untergang heraufzog, unten
waren Purpurſtreifen und Violett mit Feuer umſäumt,
dann kam die Nacht herauf. — Heut früh ſchlagen die
Morgenwolken ihre Feuerflügel um Euern ſchwarzen
Dom, man denkt als, ſie wollten ihn in der Gluth ver¬
zehren; dazu ſchmettern die Nachtigallen, und das blaue
Gebirg drüben, ſo ſtolz und kühl! — das alles freut
mich beſſer als Weisheit, — hier unter dem Zitronen¬
baum, der geſtern Flammen und heut Thränen über
mich ſchüttelt.
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/216>, abgerufen am 24.11.2024.
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