hinausgreif und daß ich mehr weiß als viele denen das Herz schon gepocht hat wie mir nicht. -- Einmal erregt sich das Herzpochen durch Anlächeln -- das hab ich aus eigner Wahrnehmung, gestern Abend erst auf der Bank vor der Hofthür, da saß ich -- es war elf Uhr, alles schlief, beim Nachbar brannte ein Nachtlämpchen.
Adieu, schlaf recht wohl, denn es ist elf Uhr, alles schläft wieder, ich will wieder mich auf die Bank setzen vor die Hofthür, es ist Vollmond, geht gleich auf, ich will ihn steigen sehen. Gute Nacht.
An die Bettine.
Dein buntes Füllhorn fröhlicher Verschwendung er¬ löst mich vom Übel. -- Gedanken sind mir oft lästig in der Nacht, die mir am Tage einen trüben Nachklang geben, so wars heute! -- Dein jung frisch Leben, das Schmettern und Tosen Deiner Begeisterung und beson¬ ders Dein Naturgenuß sind Balsamhauch für mich, laß mirs gedeihen und schreib fort, auch Deine Dithyrambi¬ schen Ausschweifungen, die so plötzlich der Flamme be¬ raubt verkohlen, als habe sie ein muthwilliger Zugwind ausgeblasen, sind mir gar lieb. -- -- Bleib mir zu
hinausgreif und daß ich mehr weiß als viele denen das Herz ſchon gepocht hat wie mir nicht. — Einmal erregt ſich das Herzpochen durch Anlächeln — das hab ich aus eigner Wahrnehmung, geſtern Abend erſt auf der Bank vor der Hofthür, da ſaß ich — es war elf Uhr, alles ſchlief, beim Nachbar brannte ein Nachtlämpchen.
Adieu, ſchlaf recht wohl, denn es iſt elf Uhr, alles ſchläft wieder, ich will wieder mich auf die Bank ſetzen vor die Hofthür, es iſt Vollmond, geht gleich auf, ich will ihn ſteigen ſehen. Gute Nacht.
An die Bettine.
Dein buntes Füllhorn fröhlicher Verſchwendung er¬ löſt mich vom Übel. — Gedanken ſind mir oft läſtig in der Nacht, die mir am Tage einen trüben Nachklang geben, ſo wars heute! — Dein jung friſch Leben, das Schmettern und Toſen Deiner Begeiſterung und beſon¬ ders Dein Naturgenuß ſind Balſamhauch für mich, laß mirs gedeihen und ſchreib fort, auch Deine Dithyrambi¬ ſchen Ausſchweifungen, die ſo plötzlich der Flamme be¬ raubt verkohlen, als habe ſie ein muthwilliger Zugwind ausgeblaſen, ſind mir gar lieb. — — Bleib mir zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0210"n="194"/>
hinausgreif und daß ich mehr weiß als viele denen<lb/>
das Herz ſchon gepocht hat wie mir nicht. — Einmal<lb/>
erregt ſich das Herzpochen durch Anlächeln — das hab<lb/>
ich aus eigner Wahrnehmung, geſtern Abend erſt auf<lb/>
der Bank vor der Hofthür, da ſaß ich — es war elf Uhr,<lb/>
alles ſchlief, beim Nachbar brannte ein Nachtlämpchen.</p><lb/><p>Adieu, ſchlaf recht wohl, denn es iſt elf Uhr, alles<lb/>ſchläft wieder, ich will wieder mich auf die Bank ſetzen<lb/>
vor die Hofthür, es iſt Vollmond, geht gleich auf, ich<lb/>
will ihn ſteigen ſehen. Gute Nacht.</p><lb/></div><divn="2"><head>An die Bettine.<lb/></head><p>Dein buntes Füllhorn fröhlicher Verſchwendung er¬<lb/>
löſt mich vom Übel. — Gedanken ſind mir oft läſtig<lb/>
in der Nacht, die mir am Tage einen trüben Nachklang<lb/>
geben, ſo wars heute! — Dein jung friſch Leben, das<lb/>
Schmettern und Toſen Deiner Begeiſterung und beſon¬<lb/>
ders Dein Naturgenuß ſind Balſamhauch für mich, laß<lb/>
mirs gedeihen und ſchreib fort, auch Deine Dithyrambi¬<lb/>ſchen Ausſchweifungen, die ſo plötzlich der Flamme be¬<lb/>
raubt verkohlen, als habe ſie ein muthwilliger Zugwind<lb/>
ausgeblaſen, ſind mir gar lieb. —— Bleib mir zu<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[194/0210]
hinausgreif und daß ich mehr weiß als viele denen
das Herz ſchon gepocht hat wie mir nicht. — Einmal
erregt ſich das Herzpochen durch Anlächeln — das hab
ich aus eigner Wahrnehmung, geſtern Abend erſt auf
der Bank vor der Hofthür, da ſaß ich — es war elf Uhr,
alles ſchlief, beim Nachbar brannte ein Nachtlämpchen.
Adieu, ſchlaf recht wohl, denn es iſt elf Uhr, alles
ſchläft wieder, ich will wieder mich auf die Bank ſetzen
vor die Hofthür, es iſt Vollmond, geht gleich auf, ich
will ihn ſteigen ſehen. Gute Nacht.
An die Bettine.
Dein buntes Füllhorn fröhlicher Verſchwendung er¬
löſt mich vom Übel. — Gedanken ſind mir oft läſtig
in der Nacht, die mir am Tage einen trüben Nachklang
geben, ſo wars heute! — Dein jung friſch Leben, das
Schmettern und Toſen Deiner Begeiſterung und beſon¬
ders Dein Naturgenuß ſind Balſamhauch für mich, laß
mirs gedeihen und ſchreib fort, auch Deine Dithyrambi¬
ſchen Ausſchweifungen, die ſo plötzlich der Flamme be¬
raubt verkohlen, als habe ſie ein muthwilliger Zugwind
ausgeblaſen, ſind mir gar lieb. — — Bleib mir zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/210>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.