Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

wand, das auf ein Brett genagelt war. Es dauerte
ein Weilchen, die Esel hingen die Ohren und waren
eingeschlafen, die Sonne brannte, die Mücken stachen,
die Schleier und Bänder hingen schlaff, sie glaubten
alle, sie könntens nicht länger aushalten, ich hätte doch
dem guten Voigt so gern das Plaisir gegönnt, daß seine
Skitze fertig wurde; ich nahm meine Guitarre und
stimmte den Kosiusko an, Crothwith begleitete mich auf
dem Flageolett, mehrere Maultrommeln der Eseltreiber¬
jungen fielen ein, es erhob die Stimme Baß und Dis¬
cant, andere pfiffen, Haise neben mir an gab einen
Ton von sich mit dem er eine Pauke nachmachte, die
mit einer Ruthe und einem Klöppel geschlagen wird,
pfitsch pfitsch, bum bum. Die Esel wachten auf und
spitzten die Ohren wieder, die Lüftchen regten sich
wieder in den flatternden Bändern, alles war be¬
geistert und Voigt malte schneller als eine Wind¬
mühle in die der Sturmwind bläst; die Eseljungen
hatten sich auch in nachlässigen Stellungen postirt, bald
wars so weit, daß wir umwenden konnten, Voigt be¬
stieg seinen Esel und wir zogen vergnügt und singend
zurück. Die Skitze ist allerliebst kräftig, er will sie zu
Frankfurt fertig malen, wärst Du doch auch dabei ge¬
wesen. -- Im Nachhausereiten sah ich die Birke von

wand, das auf ein Brett genagelt war. Es dauerte
ein Weilchen, die Eſel hingen die Ohren und waren
eingeſchlafen, die Sonne brannte, die Mücken ſtachen,
die Schleier und Bänder hingen ſchlaff, ſie glaubten
alle, ſie könntens nicht länger aushalten, ich hätte doch
dem guten Voigt ſo gern das Plaiſir gegönnt, daß ſeine
Skitze fertig wurde; ich nahm meine Guitarre und
ſtimmte den Koſiusko an, Crothwith begleitete mich auf
dem Flageolett, mehrere Maultrommeln der Eſeltreiber¬
jungen fielen ein, es erhob die Stimme Baß und Dis¬
cant, andere pfiffen, Haiſe neben mir an gab einen
Ton von ſich mit dem er eine Pauke nachmachte, die
mit einer Ruthe und einem Klöppel geſchlagen wird,
pfitſch pfitſch, bum bum. Die Eſel wachten auf und
ſpitzten die Ohren wieder, die Lüftchen regten ſich
wieder in den flatternden Bändern, alles war be¬
geiſtert und Voigt malte ſchneller als eine Wind¬
mühle in die der Sturmwind bläſt; die Eſeljungen
hatten ſich auch in nachläſſigen Stellungen poſtirt, bald
wars ſo weit, daß wir umwenden konnten, Voigt be¬
ſtieg ſeinen Eſel und wir zogen vergnügt und ſingend
zurück. Die Skitze iſt allerliebſt kräftig, er will ſie zu
Frankfurt fertig malen, wärſt Du doch auch dabei ge¬
weſen. — Im Nachhauſereiten ſah ich die Birke von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0148" n="132"/>
wand, das auf ein Brett genagelt war. Es dauerte<lb/>
ein Weilchen, die E&#x017F;el hingen die Ohren und waren<lb/>
einge&#x017F;chlafen, die Sonne brannte, die Mücken &#x017F;tachen,<lb/>
die Schleier und Bänder hingen &#x017F;chlaff, &#x017F;ie glaubten<lb/>
alle, &#x017F;ie könntens nicht länger aushalten, ich hätte doch<lb/>
dem guten Voigt &#x017F;o gern das Plai&#x017F;ir gegönnt, daß &#x017F;eine<lb/>
Skitze fertig wurde; ich nahm meine Guitarre und<lb/>
&#x017F;timmte den Ko&#x017F;iusko an, Crothwith begleitete mich auf<lb/>
dem Flageolett, mehrere Maultrommeln der E&#x017F;eltreiber¬<lb/>
jungen fielen ein, es erhob die Stimme Baß und Dis¬<lb/>
cant, andere pfiffen, Hai&#x017F;e neben mir an gab einen<lb/>
Ton von &#x017F;ich mit dem er eine Pauke nachmachte, die<lb/>
mit einer Ruthe und einem Klöppel ge&#x017F;chlagen wird,<lb/>
pfit&#x017F;ch pfit&#x017F;ch, bum bum. Die E&#x017F;el wachten auf und<lb/>
&#x017F;pitzten die Ohren wieder, die Lüftchen regten &#x017F;ich<lb/>
wieder in den flatternden Bändern, alles war be¬<lb/>
gei&#x017F;tert und Voigt malte &#x017F;chneller als eine Wind¬<lb/>
mühle in die der Sturmwind blä&#x017F;t; die E&#x017F;eljungen<lb/>
hatten &#x017F;ich auch in nachlä&#x017F;&#x017F;igen Stellungen po&#x017F;tirt, bald<lb/>
wars &#x017F;o weit, daß wir umwenden konnten, Voigt be¬<lb/>
&#x017F;tieg &#x017F;einen E&#x017F;el und wir zogen vergnügt und &#x017F;ingend<lb/>
zurück. Die Skitze i&#x017F;t allerlieb&#x017F;t kräftig, er will &#x017F;ie zu<lb/>
Frankfurt fertig malen, wär&#x017F;t Du doch auch dabei ge¬<lb/>
we&#x017F;en. &#x2014; Im Nachhau&#x017F;ereiten &#x017F;ah ich die Birke von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0148] wand, das auf ein Brett genagelt war. Es dauerte ein Weilchen, die Eſel hingen die Ohren und waren eingeſchlafen, die Sonne brannte, die Mücken ſtachen, die Schleier und Bänder hingen ſchlaff, ſie glaubten alle, ſie könntens nicht länger aushalten, ich hätte doch dem guten Voigt ſo gern das Plaiſir gegönnt, daß ſeine Skitze fertig wurde; ich nahm meine Guitarre und ſtimmte den Koſiusko an, Crothwith begleitete mich auf dem Flageolett, mehrere Maultrommeln der Eſeltreiber¬ jungen fielen ein, es erhob die Stimme Baß und Dis¬ cant, andere pfiffen, Haiſe neben mir an gab einen Ton von ſich mit dem er eine Pauke nachmachte, die mit einer Ruthe und einem Klöppel geſchlagen wird, pfitſch pfitſch, bum bum. Die Eſel wachten auf und ſpitzten die Ohren wieder, die Lüftchen regten ſich wieder in den flatternden Bändern, alles war be¬ geiſtert und Voigt malte ſchneller als eine Wind¬ mühle in die der Sturmwind bläſt; die Eſeljungen hatten ſich auch in nachläſſigen Stellungen poſtirt, bald wars ſo weit, daß wir umwenden konnten, Voigt be¬ ſtieg ſeinen Eſel und wir zogen vergnügt und ſingend zurück. Die Skitze iſt allerliebſt kräftig, er will ſie zu Frankfurt fertig malen, wärſt Du doch auch dabei ge¬ weſen. — Im Nachhauſereiten ſah ich die Birke von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/148
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/148>, abgerufen am 29.11.2024.