des Kaisers einläuteten, und wies da immer nächter ward und kühler, und es waren keine Leute um mich und als ob die Luft lauter Geläute sei, was mich um¬ fing; da kam eine Traurigkeit über mein kleines Herz¬ chen, und dann wieder so rasches Zusammennehmen, ich fühls noch, wie wenn der Schutzengel mich auf den Arm nähm. Jetzt muß ich aber sagen: Was ist doch das Leben für ein groß Geheimniß, das so dicht die Seel umschließt, wie die Puppe den Schmetterling, kein Licht strahlt durch den Sarg, aber die Sonnenwärme empfindet die inwendige Seele und wächst und wächst unter schweren Ahnungen, unter Thränen. Ach ver¬ zeihs, daß ich gleich traurig war, aber die Altan! -- Dort hab ich ganz sehnsüchtige Augenblicke schon ge¬ habt, die mir wie Schwerter durchs Herz gingen und ich wußte nicht was es war, und weiß es noch nicht. -- Grad in der schönen blühenden Zeit war mirs immer so traurig, grad am hellen Mittag, wenn da so ein Bienchen eine Weile herumschwärmte. -- Ach was! -- ich will lieber was anders denken. -- Du bist recht gut, daß Du allerlei so sub rosa hervorleuchten läßt, was mich heimlich freut. -- Was mir doch noch wird? -- ob ich je aus dem Licht heraustrete, was Dein lebendig Aug auf mich strahlt? -- denn Du kommst mir vor
des Kaiſers einläuteten, und wies da immer nächter ward und kühler, und es waren keine Leute um mich und als ob die Luft lauter Geläute ſei, was mich um¬ fing; da kam eine Traurigkeit über mein kleines Herz¬ chen, und dann wieder ſo raſches Zuſammennehmen, ich fühls noch, wie wenn der Schutzengel mich auf den Arm nähm. Jetzt muß ich aber ſagen: Was iſt doch das Leben für ein groß Geheimniß, das ſo dicht die Seel umſchließt, wie die Puppe den Schmetterling, kein Licht ſtrahlt durch den Sarg, aber die Sonnenwärme empfindet die inwendige Seele und wächſt und wächſt unter ſchweren Ahnungen, unter Thränen. Ach ver¬ zeihs, daß ich gleich traurig war, aber die Altan! — Dort hab ich ganz ſehnſüchtige Augenblicke ſchon ge¬ habt, die mir wie Schwerter durchs Herz gingen und ich wußte nicht was es war, und weiß es noch nicht. — Grad in der ſchönen blühenden Zeit war mirs immer ſo traurig, grad am hellen Mittag, wenn da ſo ein Bienchen eine Weile herumſchwärmte. — Ach was! — ich will lieber was anders denken. — Du biſt recht gut, daß Du allerlei ſo sub rosa hervorleuchten läßt, was mich heimlich freut. — Was mir doch noch wird? — ob ich je aus dem Licht heraustrete, was Dein lebendig Aug auf mich ſtrahlt? — denn Du kommſt mir vor
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des Kaiſers einläuteten, und wies da immer nächter
ward und kühler, und es waren keine Leute um mich
und als ob die Luft lauter Geläute ſei, was mich um¬
fing; da kam eine Traurigkeit über mein kleines Herz¬
chen, und dann wieder ſo raſches Zuſammennehmen,
ich fühls noch, wie wenn der Schutzengel mich auf den
Arm nähm. Jetzt muß ich aber ſagen: Was iſt doch
das Leben für ein groß Geheimniß, das ſo dicht die
Seel umſchließt, wie die Puppe den Schmetterling, kein
Licht ſtrahlt durch den Sarg, aber die Sonnenwärme
empfindet die inwendige Seele und wächſt und wächſt
unter ſchweren Ahnungen, unter Thränen. Ach ver¬
zeihs, daß ich gleich traurig war, aber die Altan! —
Dort hab ich ganz ſehnſüchtige Augenblicke ſchon ge¬
habt, die mir wie Schwerter durchs Herz gingen und
ich wußte nicht was es war, und weiß es noch nicht. —
Grad in der ſchönen blühenden Zeit war mirs immer
ſo traurig, grad am hellen Mittag, wenn da ſo ein
Bienchen eine Weile herumſchwärmte. — Ach was! —
ich will lieber was anders denken. — Du biſt recht gut,
daß Du allerlei ſo sub rosa hervorleuchten läßt, was
mich heimlich freut. — Was mir doch noch wird? —
ob ich je aus dem Licht heraustrete, was Dein lebendig
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/144>, abgerufen am 29.11.2024.
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