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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

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Darthulagedicht *) aus meiner Brieftasche mit und sang
draus was ich da oben Dir hingeschrieben aus dem
Kopf in eine Melodie hinein, im Anfang wars ein we¬
nig steif, aber bald gings recht wie ich manchmal selbst
überrascht bin, und tief erschüttert, wie die Melodie so
viel gewaltiger es ausdrückt, und erst das Herz empfin¬
den lehrt, und ich wiederholte es, da wars so schön, ach
wenn ichs doch noch einmal so singen könnt vor Dir;
-- der Herzog verlangte, ich sollte noch fortsingen, da
war ich nicht mehr bang, ich sang gleich:

"Laß zehntausend Schwerter sich empören
Usnoth sollt von meiner Flucht nicht hören
Ardan! sag ihm rühmlich war mein Fall.
Winde! warum brausen eure Flügel?
Wogen warum rauscht ihr so dahin? --
Wellen! Stürme! denkt ihr mich zu halten?
Nein ihr könnts nicht, stürmische Gewalten!
Meine Seele läßt mich nicht entfliehn.
Wenn des Herbstes Schatten wiederkehren,
Mädchen, und du bist in Sicherheit,
Dann versammle um dich Ethas Schönen
Laß für Nathos deine Harfe tönen
Meinem Ruhme sei dein Lied geweiht." --

Und dies zweite Mal sang ich noch besser, mit tieferer
Stimme und war selbstfühliger; es sind die zwei Stellen,
die ich aus Deinem Lied auswendig weiß, weil Du sie
in meiner Gegenwart gemacht hast, im Dunkel, und
sagtest zu mir: behalt es auswendig bis Licht kommt,

*) Anhang 1.
6*

Darthulagedicht *) aus meiner Brieftaſche mit und ſang
draus was ich da oben Dir hingeſchrieben aus dem
Kopf in eine Melodie hinein, im Anfang wars ein we¬
nig ſteif, aber bald gings recht wie ich manchmal ſelbſt
überraſcht bin, und tief erſchüttert, wie die Melodie ſo
viel gewaltiger es ausdrückt, und erſt das Herz empfin¬
den lehrt, und ich wiederholte es, da wars ſo ſchön, ach
wenn ichs doch noch einmal ſo ſingen könnt vor Dir;
— der Herzog verlangte, ich ſollte noch fortſingen, da
war ich nicht mehr bang, ich ſang gleich:

„Laß zehntauſend Schwerter ſich empören
Usnoth ſollt von meiner Flucht nicht hören
Ardan! ſag ihm rühmlich war mein Fall.
Winde! warum brauſen eure Flügel?
Wogen warum rauſcht ihr ſo dahin? —
Wellen! Stürme! denkt ihr mich zu halten?
Nein ihr könnts nicht, ſtürmiſche Gewalten!
Meine Seele läßt mich nicht entfliehn.
Wenn des Herbſtes Schatten wiederkehren,
Mädchen, und du biſt in Sicherheit,
Dann verſammle um dich Ethas Schönen
Laß für Nathos deine Harfe tönen
Meinem Ruhme ſei dein Lied geweiht.“ —

Und dies zweite Mal ſang ich noch beſſer, mit tieferer
Stimme und war ſelbſtfühliger; es ſind die zwei Stellen,
die ich aus Deinem Lied auswendig weiß, weil Du ſie
in meiner Gegenwart gemacht haſt, im Dunkel, und
ſagteſt zu mir: behalt es auswendig bis Licht kommt,

*) Anhang 1.
6*
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[123/0139] Darthulagedicht *) aus meiner Brieftaſche mit und ſang draus was ich da oben Dir hingeſchrieben aus dem Kopf in eine Melodie hinein, im Anfang wars ein we¬ nig ſteif, aber bald gings recht wie ich manchmal ſelbſt überraſcht bin, und tief erſchüttert, wie die Melodie ſo viel gewaltiger es ausdrückt, und erſt das Herz empfin¬ den lehrt, und ich wiederholte es, da wars ſo ſchön, ach wenn ichs doch noch einmal ſo ſingen könnt vor Dir; — der Herzog verlangte, ich ſollte noch fortſingen, da war ich nicht mehr bang, ich ſang gleich: „Laß zehntauſend Schwerter ſich empören Usnoth ſollt von meiner Flucht nicht hören Ardan! ſag ihm rühmlich war mein Fall. Winde! warum brauſen eure Flügel? Wogen warum rauſcht ihr ſo dahin? — Wellen! Stürme! denkt ihr mich zu halten? Nein ihr könnts nicht, ſtürmiſche Gewalten! Meine Seele läßt mich nicht entfliehn. Wenn des Herbſtes Schatten wiederkehren, Mädchen, und du biſt in Sicherheit, Dann verſammle um dich Ethas Schönen Laß für Nathos deine Harfe tönen Meinem Ruhme ſei dein Lied geweiht.“ — Und dies zweite Mal ſang ich noch beſſer, mit tieferer Stimme und war ſelbſtfühliger; es ſind die zwei Stellen, die ich aus Deinem Lied auswendig weiß, weil Du ſie in meiner Gegenwart gemacht haſt, im Dunkel, und ſagteſt zu mir: behalt es auswendig bis Licht kommt, *) Anhang 1. 6*

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/139>, abgerufen am 29.11.2024.