ergötzten mich: Dein eigner Brief der wie der junge Strauch das kränkelnde Laub abwirft und in frischen Trieben ergrünt, macht mich mit dem guten Hohenfeld einverstanden über Deine Unbedeutenheit, auch gefällt sie mir besser, als was ich an Gelahrtheit Dir zuschan¬ zen könnte, Du bist gefühlig für die Alltäglichkeit der Natur, Morgendämmerung, Mittagschein und Abend¬ wolken sind Deine lieben Gesellen mit denen Du Dich verträgst wenn kein Mensch mit Dir auskommt. -- Wenn Du willst so können wir umtauschen und ich Dein Jünger werden in der Unbedeutenheit, so wie Du Dich für meinen Schüler hieltest als ich einen starken Geist aus Dir bilden wollte. Jetzt wo es rückwärts geht muß Du mein Lehrer sein, ein Zaghafter kann sicherer bergauf gehen, aber einen steilen Weg hinab, dazu gehört Entschlossenheit, die hast Du, Du schwindelst nicht und hast Dich noch nie besonnen über Hecken und Gräben zu setzen. Es dämmern mir schon ganz glück¬ liche Spekulationen über den Geist der Unbedeutenheit auf; ich hatte unsägliche Lust de[m] Domdechant, der mich so hoch stellt, als Überläufer ein paar Dummhei¬ ten zu sagen, die ihm Zweifel in sein Urtheil gäben, ich habe ihm auch eine gesagt worüber er die Hände zusammenschlug, und meine Behauptung, daß ich viel
ergötzten mich: Dein eigner Brief der wie der junge Strauch das kränkelnde Laub abwirft und in friſchen Trieben ergrünt, macht mich mit dem guten Hohenfeld einverſtanden über Deine Unbedeutenheit, auch gefällt ſie mir beſſer, als was ich an Gelahrtheit Dir zuſchan¬ zen könnte, Du biſt gefühlig für die Alltäglichkeit der Natur, Morgendämmerung, Mittagſchein und Abend¬ wolken ſind Deine lieben Geſellen mit denen Du Dich verträgſt wenn kein Menſch mit Dir auskommt. — Wenn Du willſt ſo können wir umtauſchen und ich Dein Jünger werden in der Unbedeutenheit, ſo wie Du Dich für meinen Schüler hielteſt als ich einen ſtarken Geiſt aus Dir bilden wollte. Jetzt wo es rückwärts geht muß Du mein Lehrer ſein, ein Zaghafter kann ſicherer bergauf gehen, aber einen ſteilen Weg hinab, dazu gehört Entſchloſſenheit, die haſt Du, Du ſchwindelſt nicht und haſt Dich noch nie beſonnen über Hecken und Gräben zu ſetzen. Es dämmern mir ſchon ganz glück¬ liche Spekulationen über den Geiſt der Unbedeutenheit auf; ich hatte unſägliche Luſt de[m] Domdechant, der mich ſo hoch ſtellt, als Überläufer ein paar Dummhei¬ ten zu ſagen, die ihm Zweifel in ſein Urtheil gäben, ich habe ihm auch eine geſagt worüber er die Hände zuſammenſchlug, und meine Behauptung, daß ich viel
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ergötzten mich: Dein eigner Brief der wie der junge
Strauch das kränkelnde Laub abwirft und in friſchen
Trieben ergrünt, macht mich mit dem guten Hohenfeld
einverſtanden über Deine Unbedeutenheit, auch gefällt
ſie mir beſſer, als was ich an Gelahrtheit Dir zuſchan¬
zen könnte, Du biſt gefühlig für die Alltäglichkeit der
Natur, Morgendämmerung, Mittagſchein und Abend¬
wolken ſind Deine lieben Geſellen mit denen Du Dich
verträgſt wenn kein Menſch mit Dir auskommt. —
Wenn Du willſt ſo können wir umtauſchen und ich
Dein Jünger werden in der Unbedeutenheit, ſo wie Du
Dich für meinen Schüler hielteſt als ich einen ſtarken
Geiſt aus Dir bilden wollte. Jetzt wo es rückwärts
geht muß Du mein Lehrer ſein, ein Zaghafter kann
ſicherer bergauf gehen, aber einen ſteilen Weg hinab, dazu
gehört Entſchloſſenheit, die haſt Du, Du ſchwindelſt
nicht und haſt Dich noch nie beſonnen über Hecken und
Gräben zu ſetzen. Es dämmern mir ſchon ganz glück¬
liche Spekulationen über den Geiſt der Unbedeutenheit
auf; ich hatte unſägliche Luſt dem Domdechant, der
mich ſo hoch ſtellt, als Überläufer ein paar Dummhei¬
ten zu ſagen, die ihm Zweifel in ſein Urtheil gäben,
ich habe ihm auch eine geſagt worüber er die Hände
zuſammenſchlug, und meine Behauptung, daß ich viel
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/125>, abgerufen am 04.12.2024.
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