müthigen Nachklang, Deiner Natur ist eine freie unge¬ hemmte Lebenslust gemäß; die trüben mißmuthigen Re¬ gungen mit denen Du zuweilen prahlst, sind nur Zeichen geheimnißvoller Gährungen denen der Raum zu eng ist sich zu läutern, das muß ich glauben wenn ich Deine jetzige natürliche Stimmung vergleiche mit jener gereizten, die Dich zuletzt hier befiel, wo mir ganz bange um Dich war. Es war Dir nichts weiter nöthig, als die been¬ gende Stadtluft nicht mehr zu athmen. Du bist wie eine Pflanze, ein bischen Regen erfrischt Dich, die Luft begeistert Dich und die Sonne verklärt Dich. -- Die Tonie schreibt hierher daß Du gesund aussähest und keine Spur von der interressanten Blässe übrig sei; -- rathe wer darüber seinen Ärger nicht verhehlen kann? -- "Elle ne sera plus ce quelle a ete" gab er mir auf alle Trostgründe zur Antwort. Indessen hoffe ich daß unsereins auch noch bei Dir gilt, und mir ists lieber daß Du auf Kosten jener interressanten Blässe zunimmst, als daß ich immer hören muß Deine Lebendigkeit werde Dich noch tödten, was komisch klingt und auf mich gestichelt ist. Ich habe mir selber die Vorwürfe nicht erspart. -- Was Du Schlaftrunkenheit nenntest, das war nach Sömmering Nervenfieber, er sagt Du habest keinen Sinn für Krankheitszustände, Du habest die Kinder¬
müthigen Nachklang, Deiner Natur iſt eine freie unge¬ hemmte Lebensluſt gemäß; die trüben mißmuthigen Re¬ gungen mit denen Du zuweilen prahlſt, ſind nur Zeichen geheimnißvoller Gährungen denen der Raum zu eng iſt ſich zu läutern, das muß ich glauben wenn ich Deine jetzige natürliche Stimmung vergleiche mit jener gereizten, die Dich zuletzt hier befiel, wo mir ganz bange um Dich war. Es war Dir nichts weiter nöthig, als die been¬ gende Stadtluft nicht mehr zu athmen. Du biſt wie eine Pflanze, ein bischen Regen erfriſcht Dich, die Luft begeiſtert Dich und die Sonne verklärt Dich. — Die Tonie ſchreibt hierher daß Du geſund ausſäheſt und keine Spur von der interreſſanten Bläſſe übrig ſei; — rathe wer darüber ſeinen Ärger nicht verhehlen kann? — „Elle ne sera plus ce quelle a été“ gab er mir auf alle Troſtgründe zur Antwort. Indeſſen hoffe ich daß unſereins auch noch bei Dir gilt, und mir iſts lieber daß Du auf Koſten jener interreſſanten Bläſſe zunimmſt, als daß ich immer hören muß Deine Lebendigkeit werde Dich noch tödten, was komiſch klingt und auf mich geſtichelt iſt. Ich habe mir ſelber die Vorwürfe nicht erſpart. — Was Du Schlaftrunkenheit nennteſt, das war nach Sömmering Nervenfieber, er ſagt Du habeſt keinen Sinn für Krankheitszuſtände, Du habeſt die Kinder¬
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müthigen Nachklang, Deiner Natur iſt eine freie unge¬
hemmte Lebensluſt gemäß; die trüben mißmuthigen Re¬
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geheimnißvoller Gährungen denen der Raum zu eng iſt
ſich zu läutern, das muß ich glauben wenn ich Deine
jetzige natürliche Stimmung vergleiche mit jener gereizten,
die Dich zuletzt hier befiel, wo mir ganz bange um Dich
war. Es war Dir nichts weiter nöthig, als die been¬
gende Stadtluft nicht mehr zu athmen. Du biſt wie
eine Pflanze, ein bischen Regen erfriſcht Dich, die Luft
begeiſtert Dich und die Sonne verklärt Dich. — Die
Tonie ſchreibt hierher daß Du geſund ausſäheſt und
keine Spur von der interreſſanten Bläſſe übrig ſei; —
rathe wer darüber ſeinen Ärger nicht verhehlen kann? —
„Elle ne sera plus ce quelle a été“ gab er mir auf alle
Troſtgründe zur Antwort. Indeſſen hoffe ich daß unſereins
auch noch bei Dir gilt, und mir iſts lieber daß Du auf
Koſten jener interreſſanten Bläſſe zunimmſt, als daß ich
immer hören muß Deine Lebendigkeit werde Dich noch
tödten, was komiſch klingt und auf mich geſtichelt iſt.
Ich habe mir ſelber die Vorwürfe nicht erſpart. —
Was Du Schlaftrunkenheit nennteſt, das war nach
Sömmering Nervenfieber, er ſagt Du habeſt keinen
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/123>, abgerufen am 12.12.2024.
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