[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.in der Zeit der Gluth, und mit diesen Träumen gehen Die einsame Zeit ist allein was mir bleibt; wessen Geist ist in sich und was er wahrnimmt, was er in der Zeit der Gluth, und mit dieſen Träumen gehen Die einſame Zeit iſt allein was mir bleibt; weſſen Geiſt iſt in ſich und was er wahrnimmt, was er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0075" n="65"/> in der Zeit der Gluth, und mit dieſen Träumen gehen<lb/> wir ſchlafen. Manche Geiſter aber ſteigen ſo hoch, daß<lb/> ihnen die Liebesſonne nimmermehr untergeht, und der<lb/> neue Tag ſchließt ſich an den verſinkenden an.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Die einſame Zeit iſt allein was mir bleibt; weſſen<lb/> ich mich erinnere das war in der Einſamkeit erlebt, und<lb/> was ich erlebt habe das hat mich einſam gemacht; die<lb/> ganze weite Welt umſpielt in allen Farben den einſa-<lb/> men Geiſt, ſie ſpiegelt ſich in ihm, aber ſie durchdringt<lb/> ihn nicht.</p><lb/> <p>Geiſt iſt in ſich und was er wahrnimmt, was er<lb/> aufnimmt das iſt ſeine eigne Richtung, ſein Vermögen;<lb/> es iſt ſeine höchſte Offenbarung, daß er erfaſſe was er<lb/> vermag. Ich glaub' im Tod mags ihm wohl offenbar<lb/> werden, früher hat er nur ungläubige Anſchauungen<lb/> davon; hätte ich früher geglaubt ſo hätte der Geiſt<lb/> auch zu erreichen geſtrebt was er <choice><sic>unnöglich</sic><corr>unmöglich</corr></choice> wähnte und<lb/> hätte erlangt wonach er ſich ſehnte, denn Sehnſucht iſt<lb/> ein heilig Merkmal der Wahrhaftigkeit ihres Ziels, ſie<lb/> iſt Inſpiration und macht den Geiſt kühn. Dem Geiſt<lb/> ſoll nichts zu kühn ſein, denn weil er alles vermag; er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0075]
in der Zeit der Gluth, und mit dieſen Träumen gehen
wir ſchlafen. Manche Geiſter aber ſteigen ſo hoch, daß
ihnen die Liebesſonne nimmermehr untergeht, und der
neue Tag ſchließt ſich an den verſinkenden an.
Die einſame Zeit iſt allein was mir bleibt; weſſen
ich mich erinnere das war in der Einſamkeit erlebt, und
was ich erlebt habe das hat mich einſam gemacht; die
ganze weite Welt umſpielt in allen Farben den einſa-
men Geiſt, ſie ſpiegelt ſich in ihm, aber ſie durchdringt
ihn nicht.
Geiſt iſt in ſich und was er wahrnimmt, was er
aufnimmt das iſt ſeine eigne Richtung, ſein Vermögen;
es iſt ſeine höchſte Offenbarung, daß er erfaſſe was er
vermag. Ich glaub' im Tod mags ihm wohl offenbar
werden, früher hat er nur ungläubige Anſchauungen
davon; hätte ich früher geglaubt ſo hätte der Geiſt
auch zu erreichen geſtrebt was er unmöglich wähnte und
hätte erlangt wonach er ſich ſehnte, denn Sehnſucht iſt
ein heilig Merkmal der Wahrhaftigkeit ihres Ziels, ſie
iſt Inſpiration und macht den Geiſt kühn. Dem Geiſt
ſoll nichts zu kühn ſein, denn weil er alles vermag; er
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