[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.Die Burg ist in ihrem Hauptgemäuer noch erhalten, In der Kapelle stehen noch etliche Säulen mit ih- Tagebuch. 8
Die Burg iſt in ihrem Hauptgemäuer noch erhalten, In der Kapelle ſtehen noch etliche Säulen mit ih- Tagebuch. 8
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Die Burg iſt in ihrem Hauptgemäuer noch erhalten,
nur innen iſt manches eingeſtürzt, der Söller iſt noch
ganz, auf dieſem kann man rund um die Burg gehen.
Nach allen Seiten ſieht man in's Fruchtland, das in
der Weite wieder an andern Burgruinen hinaufſteigt.
So blüht und reift der ewige Segen zwiſchen Gräbern
und verlaſſnem Gemäuer, und der Menſch braucht nur
ſich einzufinden, ſo iſt Er auch da, und umwandelt und
umkleidet ihn. Die Sonne ſchmeichelt's dem lieben Herr-
gott ab, daß er ſeinen Menſchenkindern hundertfältige
Ähren reifen läßt; die Sonne und der Gott liebkoſen
einander, und dabei haben die Menſchen gutes Spiel,
und wer liebt, der ſtimmt ein in die Liebe Gottes, und
durch ihn und in ihm reift auch der göttliche Segen.
In der Kapelle ſtehen noch etliche Säulen mit ih-
ren gothiſchen Capitälen; etliche liegen an der Erde,
aber noch ganz erhalten, eins, was ich nur unvollkom-
men Dir hier abzeichne. Die Mondesſichel hebt das
Wappen in die Luft und bildet ſo das Capital, unter
ihr zwei Drachen, die ſich verſchlingen. Die Leute ſa-
gen, ſie haben goldne Schaumünzen im Rachen gehabt,
ſo ſind ſie in einer alten Chronik verzeichnet. Ein an-
deres iſt noch viel ſchöner; ich wollt' es auch abzeich-
nen, aber es war ſo kalt und feucht da unten, Roſen,
Tagebuch. 8
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